Mit diesem Aushang hatte die Studentin nach dem Unbekannten gesucht. Foto: privat

Nach einer flüchtigen Bekanntschaft im Zug nimmt eine junge Frau all ihren Mut zusammen. Ihre Flugblattaktion rührte die ganze Region – und hatte Erfolg!

Zwischen zwei Fremden knistert es in der Bahn – doch als sie den Mut haben, miteinander Kontakt zu knüpfen, ist es zu spät. So ging es in der vergangenen Woche einer Studentin aus dem Raum Backnang, als sie einem Mann gegenüber saß. Beide fanden sich offensichtlich attraktiv, tauschten Blicke aus. Doch als sie am Bahnhof Nellmersbach aussteigen musste, ging der Austausch der Handynummern schief.

Der 20-Jährigen ging die Begegnung mit dem Unbekannten nicht aus dem Kopf – und sie entschied sich, an die Öffentlichkeit zu gehen. Sie druckte Flugblätter, auf denen sie das Zusammentreffen der beiden ebenso schilderte wie den Grund, weswegen sie sich nicht melden konnte. Sie richtete sogar eigens eine E-Mail-Adresse ein, damit der Mann, den sie auf Mitte bis Ende 20 schätzte, sich melden könnte.

Eine Backnangerin postete ein Foto eines Flugblatts auf Facebook, es wurde oft geteilt und wohlwollend kommentiert – gefühlt ganz Backnang drückte der 20-Jährigen die Daumen. Auch der Artikel unserer Zeitung über die romantische Suchaktion hat einige Aufmerksamkeit nach sich gezogen. Auch überregionale Medien griffen die Geschichte auf. „Mehrere Leute haben mir geschrieben. Ein paar haben sich gemeldet, die die Aktion süß oder romantisch fanden“, erzählt die junge Frau. Manche hätten auch wissen wollen, ob sie den Mann inzwischen gefunden habe. Auch eine knappe Handvoll Trittbrettfahrer schrieb ihr. Die Männer behaupteten, der gesuchte Unbekannte zu sein. „In ihren Mails haben manche aber nur Dinge geschrieben, die schon auf meinem Flugblatt standen. Bei anderen wusste ich schon an der Art und Weise, wie sie geschrieben haben, dass das nicht der Richtige sein kann.“

Sogar Radio- und Fernsehsender melden sich bei ihr

Unter den Rückmeldungen an unsere Redaktion war auch eine Mail von drei findigen App-Entwicklern aus Hamburg. „Genau für diesen Fall haben wir eine App entwickelt, denn mir ist das Gleiche passiert“, schreibt der Hamburger Robert Pauly, der mit seinen Mitstreitern „cYaa“ entwickelt hat. Die kostenlose App soll dabei helfen, Bekanntschaften wiederzufinden. Bei Pauly selbst fing es mit einer Begegnung mit einer Unbekannten in einem Bus an. Sehr verbreitet ist die App allerdings noch nicht – und um einen Kontakt herzustellen, müssen beide Flirtwillige das Handyprogramm installiert haben.

Die Studentin aus dem Raum Backnang setzte daher zunächst auf die Flugblätter. Sogar Radio- und Fernsehsender haben sich daraufhin bei der 20-Jährigen gemeldet und wollten mit ihr über die S-Bahn-Romanze sprechen. Da die junge Frau aber anonym bleiben möchte, kommt es für sie derzeit nicht in Frage, sich vor die Kamera zu stellen. „Auch bei einem Telefoninterview, das dann im Radio ausgestrahlt wird, kann es ja sein, dass andere Leute meine Stimme erkennen“, sagt sie. Das wolle sie nicht.

„Nachdem sich bis Donnerstagabend niemand gemeldet hatte, war ich schon dran, die Hoffnung aufzugeben“, gibt die 20-Jährige zu. Auch auf einer Fahrt mit der selben S-Bahn-Linie an jenem Abend traf sie den Mann nicht wieder. Doch dann trudelte am Freitagmorgen eine Mail in den Posteingang. Diesmal war sich die Studentin sicher, dass tatsächlich der Gesuchte sie abgeschickt hatte: „Er hat noch eine Begebenheit beschrieben, die sich in der Bahn abgespielt hat, sodass ich ganz sicher bin, dass er es wirklich war“, sagt die 20-Jährige. Der junge Mann sei tatsächlich über den Artikel in unserer Zeitung auf ihre eigens eingerichtete Email-Adresse gekommen. Die beiden hätten danach einige Whatsapp-Nachrichten miteinander ausgetauscht und werden sich nun vermutlich bald kennenlernen. „Seine Stimme habe ich bisher noch gar nicht gehört.“

Ob aus den neugierigen Blicken und den Nachrichten der beiden schlussendlich mehr wird, ist natürlich noch nicht klar – schließlich muss man sich auch riechen können. Die Studentin ist jetzt auf jeden Fall froh, dass der Mut, sich mit ihrer Herzensangelegenheit an die Öffentlichkeit zu wagen, für sie erfolgreich war.