Die Stadt muss zeitnah weitere 2500 Flüchtlinge unterbringen. Neben neuen Modulbauten in vier Stadtbezirken steht auch das einstige Cannstatter Traditionsbad zur Disposition.
Die Stadt Stuttgart will nicht nur weitere Flüchtlingsunterkünfte – etwa in der Rohrackerstraße in Hedelfingen – in Modulbauweise bauen, sie plant in der mittlerweile fünften Tranche auch Bestandsgebäude umzunutzen. Auf der Liste taucht auch das ehemalige Stadtbad in der Hofener Straße in Bad Cannstatt auf, das im Jahr 2022 mit der Eröffnung des neuen Sportbads im Neckarpark für immer geschlossen wurde. Eine Sanierung für rund 26 Millionen Euro kam damals für die Bäderbetriebe nicht in Frage. Seitdem wird das mehr als 50 Jahre alte Traditionsbad nicht mehr genutzt.
Grundstück dient der Finanzierung des Sportbads
Doch die Stadt hatte Pläne für das Grundstück. Denn hier sollen einmal Wohnungen entstehen. Allerdings nicht durch die Stadt, die die Flächen gerne verkaufen will. So steht es zumindest in der Beschlussvorlage für das 44 Millionen Euro teure Sportbad. Denn mit den Verkaufserlösen sollen die Kosten für das Sportbad zum Teil gegenfinanziert werden.
Getan hat sich nichts in den vergangenen zweieinhalb Jahren. Laut Verwaltung hat das einen guten Grund: Das Stadtbad-Areal ist ein Bestandteil des „freiräumlichen-städtebaulichen Wettbewerbs Neckarufer – Am Mühlgrün“. Der muss laut Verwaltung erst noch vom Amt für Stadtplanung ausgelobt werden. Zudem fehlt noch ein neues Planrecht für das Grundstück. Denn für eine Ausschreibung respektive Vermarktung der Fläche müssen die planerischen Rahmenbedingungen erst noch festgezurrt werden.
Bis es soweit ist, soll das leere Gebäude durch das Einbringen von Modulelementen zur Flüchtlingsunterbringung genutzt werden. Auf diese Weise schafft die Stadt bis zu 95 Plätze. Laut einer Machbarkeitsstudie sei diese Lösung was Brandschutz und Gebäudestatik betrifft möglich. Laut Baurechtsamt kann das Vorhaben für einen befristeten Zeitraum von drei Jahren genehmigt werden. Die Kosten für die Ertüchtigung des ehemaligen Stadtbads werden auf rund 4,527 Millionen Euro beziffert, die Ausstattung schlägt wohl mit rund 110 000 Euro zu Buche.
Neue Unterkünfte in vier Stadtbezirken geplant
Für rund 2500 weitere Flüchtlinge muss die Stadt laut den Zuweisungszahlen des Landes kurzfristig weitere Plätze schaffen. Die bestehenden Einrichtungen reichen nicht aus. An vier neuen Standorten sollen in Modulbauweise daher weitere Flüchtlingsunterkünfte mit insgesamt 416 Plätzen entstehen. Die Verwaltung hat sich dabei auf die Vereinswiese der SportKultur Stuttgart an der Rohrackerstraße in Hedelfingen mit 156 Plätzen, an der Lenbachstraße in Feuerbach (76 Plätze), der Möhringer Landstraße in Vaihingen (92) und der Kirchheimer Straße in Sillenbuch (92) festgelegt. Die Gesamtkosten werden auf rund 29,279 Millionen Euro beziffert.
Doch auch diese Maßnahmen sind noch nicht genug. Unter anderem sollen zusätzliche 75 Plätze mit der bereits beschlossenen Umnutzung der früheren Sportklinik an der Ecke Taubenheim-/Martin-Luther-Straße in Bad Cannstatt eingerichtet werden. Die Platzzahl am Rande des Kurparks erhöht sich damit auf 286, die zusätzlichen Kosten liegen bei rund 1,680 Millionen Euro.
Entscheidung soll bereits Ende des Monats fallen
Und auch für die Erweiterung der Standorte in der Hafenbahnstraße in Obertürkheim (24 weitere Plätze) und an der Wiener Straße in Feuerbach (60) sowie dem Neubau an der Wolframstraße im Stuttgarter Norden (102) muss die Stadt tiefer in die Tasche greifen. Der Grund: Erstmals wird eine Unterkunft aus Containern zweistöckig anstatt wie bisher üblich nur ebenerdig errichtet. Das erfordere besondere Maßnahmen hinsichtlich des Brandschutzes. Die Kosten erhöhen sich somit um 4,755 auf insgesamt 15,345 Millionen Euro.
Offenbar drängt die Zeit. Erstmals wird die Vorlage zur fünften Tranche der Flüchtlingsunterbringung in Stuttgart am Dienstag, 11. März, um 18 Uhr im Bezirksbeirat Hedelfingen vorgestellt. Nach Beratungen in den betroffenen Stadtbezirken und den städtischen Ausschüssen soll der Gemeinderat bereits Ende März den endgültigen Beschluss fassen.