Auf dem Renninger Festplatz stand vor Jahren schon mal eine Containeranlage. Foto: Simon Granville

Die Stadt muss eine große Wohnanlage errichten, um Flüchtlinge aufnehmen zu können. Die Kosten liegen im siebenstelligen Bereich.

Wie viele Flüchtlinge muss Renningen in diesem Jahr aufnehmen? Die Zuweisungszahlen des Kreises Böblingen ändern sich immer wieder. Klar ist nur eines: Mit den bisherigen Wohnungen wird die Stadt bei weitem nicht auskommen. Daher ist jetzt ein großes Projekt mit Wohncontainern geplant. Nur so kann die Stadt zeitnah ausreichend Plätze zur Verfügung stellen – und vielleicht sogar darüber hinaus. Stehen soll die Anlage auf dem Festplatz.

Der Anblick von Containern auf dem großen Platz an der Gottfried-Bauer-Straße ist für die Renninger nichts Neues. Bereits vor fünf Jahren stand dort eine große Anlage. Der Unterschied allerdings ist, dass es sich damals um Container des Landkreises gehandelt hat. Sie dienten nur der Erstaufnahme der ankommenden Menschen, bevor sie an die Kommunen weitervermittelt wurden. Gemeinsam ist beiden Anlagen eines: Ihr Verbleib auf dem Festplatz war und wird nicht von Dauer sein.

Die Lage ist nur schwer abschätzbar

„Natürlich hätten wir lieber etwas gehabt, das man später noch gut weiternutzen kann, das nachhaltig ist“, sagte der Leiter des Fachbereichs Bürger und Recht im Rathaus, Marcello Lallo, im Gemeinderat. „Aber das dauert schlichtweg zu lang.“

Insgesamt sei die Lage nur schwer abschätzbar. Zunächst hieß es vom Landratsamt, dass Renningen 2023 rund 80 Geflüchtete aufnehmen soll. „Mittlerweile heißt es: 63, aber auch das kann sich wieder ändern.“ Der Krieg in der Ukraine hält an, „und nach dem Erdbeben in Syrien und der Türkei wissen wir auch noch nicht, wie viele Menschen gegebenenfalls noch zu uns kommen.“

Wohncontainer für 60 Personen

Der Plan sieht vor, auf dem Festplatz eine Wohnanlage für 60 Personen aufzubauen. Ein Angebot dafür liegt bereits vor. Die Kosten rein für die Container samt Heizungen liegen demzufolge bei etwa einer Million Euro. Hinzu kommen weitere Kosten, die aber noch nicht alle fix sind. Denn die Stadt möchte auf den Containern noch eine Photovoltaik-Anlage installieren. Und zwar eine, die sich nach Abbau der Container anderswo weiterverwenden lässt. Offen ist noch, ob die PV-Anlage einen Pufferspeicher erhalten soll, damit die Energie vom Tag gespeichert und nachts verwendet werden kann. Nach Auskunft eines Spezialisten für PV-Systeme ließe sich damit die komplette Wohnanlage vollkommen autark betreiben. Die Einrichtung wäre damit im laufenden Betrieb klimaneutral. Der Gemeinderat will aber erst prüfen lassen, ob der teure Speicher sich wirtschaftlich rechnet.

Laut Angebot käme die Containeranlage inklusive PV-Anlage, Pufferspeicher und Klimaanlage auf etwa 1,7 Millionen Euro. „Auch wenn sich die Zahlen bei der PV-Anlage inzwischen schon wieder überholt haben, wird es wohl ungefähr in die Richtung gehen“, erzählt Marcello Lallo im Gespräch mit unserer Zeitung.

Pläne für die Voithstraße gehen weiter

Abseits der Pläne für die Containerwohnungen war die Stadt nicht untätig. „Wir konnten in der Zwischenzeit einige Wohnungen anmieten, bis März bekommen wir dort 30 Menschen unter“, so Lallo. Zusammen mit den 60 Plätzen auf dem Festplatz läge die Stadt damit nach jetzigem Stand sogar deutlich über dem Soll. „Da die Zahlen sich aber immer ändern können, planen wir in der Voithstraße 8 trotzdem weiter. Es ist außerdem nie schlecht, einen Puffer zu haben, was die Aufnahmen angeht.“

Für die Voithstraße hatte der Gemeinderat bereits im November ein weiteres Projekt für Flüchtlings- und Obdachlosenwohnungen befürwortet. Dort könnten zwar „nur“ um die 16 Personen unterkommen, dafür soll es sich um Modulbauten handeln, die deutlich langlebiger sind als Container. Beim Kindergarten in der Jahnstraße handelt es sich zum Beispiel um einen Modulbau. „Dafür bekommen wir aber gerade leider keine Angebote, und die Lieferzeiten sind auch sehr viel länger.“