Die Klinik, aus der Patienten die Flucht gelang. Foto: dpa/Bernd Weißbrod

Vor zweieinhalb Wochen flohen vier Männer aus einer geschlossenen Psychiatrie, nun ist ein weiterer Mann aus dem offenen Bereich auf der Flucht. Erneut wird über die Sicherheit in den Einrichtungen diskutiert. Denn geändert habe sich wenig, kritisiert die SPD.

Weinsberg - Nach einer weiteren Flucht aus der psychiatrischen Klinik in Weinsberg im Kreis Heilbronn hat die SPD ihre Kritik an den Sicherheitsvorkehrungen in den Einrichtungen erneuert. „Der erneute Vorfall trägt nicht zum Sicherheitsgefühl der Menschen bei und unterstreicht die Notwendigkeit, die Vorkehrungen in diesen Einrichtungen auf Herz und Nieren zu prüfen“, sagte der Strafvollzugsexperte der SPD, Jonas Weber, am Montag. „Die Tage der offenen Tür in Weinsberg müssen beendet werden.“

Der flüchtige Patient war auf einer offenen Station untergebracht und wird seit Samstag gesucht. „Offen geführt bedeutet, dass die Station nicht rund um die Uhr verschlossen ist“, sagte ein Sprecher des Klinikums. Zwar sei eine „engmaschige Überwachung“ weiterhin Teil des Sicherheitskonzeptes, auch um Regelverstöße schnell festzustellen. Grundsätzlich sei aber zwischen einer Flucht oder „Entweichung“ von einer offenen Station und einem Ausbruch aus einer geschlossenen Station zu unterscheiden, sagte der Sprecher.

Bereits vor rund zweieinhalb Wochen waren vier Männer filmreif aus einer geschlossenen Station der Klinik ausgebrochen. Nach dem damaligen Ausbruch hatte die SPD-Fraktion verlangt, die landesweit fünf Maßregelvollzugsanstalten zu überprüfen. Weber hatte argumentiert, die Ausbrecher hätten ihre Flucht mutmaßlich mit einem Mobiltelefon geplant und das Gebäude über ein nicht vergittertes Flurfenster verlassen. Es sei besorgniserregend, dass Sozialminister Manne Lucha (Grüne) keinen Überblick über die Sicherheitsdefizite der Einrichtungen habe. Ein Sprecher Luchas hatte die Behauptungen als haltlos zurückgewiesen.

Drei Männer bis heute auf der Flucht

Einer der vier Männer war einen Tag nach dem Ausbruch festgenommen worden. Die anderen drei sind noch auf der Flucht. In Weinsberg hatte es zuvor laut Ministerium seit 2005 keinen Ausbruch mehr aus dem gesicherten Bereich gegeben. Patienten flüchten allerdings immer wieder aus Psychiatrien. Im vergangenen Jahr gab es in Baden-Württemberg nach früheren Angaben des Gesundheitsministeriums 47 solcher Fälle bei 1252 Patienten landesweit.

Das Klinik am Weissenhof in Weinsberg ist ein akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Heidelberg. Es ist der Aufsicht des Landes Baden-Württemberg unterstellt und bietet psychiatrische, psychotherapeutische und psychosomatische Behandlung und Betreuung psychisch kranker Menschen in der Region Heilbronn an.