Die Flaute beim Ausbau des Windparks in Baden-Württemberg liegt aus Sicht des Fachverbands an der schleppenden Planung. Das gehe schneller, wenn weniger Doppelarbeit erledigt werde, bemängelt er.
Damit es schneller vorangeht beim Ausbau der Windkraft in Baden-Württemberg kann aus Sicht des Fachverbands vor allem die Zeit bei der Planung weiter deutlich verkürzt werden. „Wir müssen mindestens ein Jahr lang Naturschutzuntersuchungen machen, bevor wir überhaupt an einen Genehmigungsantrag denken können“, kritisierte Matthias Pavel, der stellvertretende Landesvorsitzende des Bundesverbands Windenergie Baden-Württemberg. „Dann läuft das Genehmigungsverfahren in der Regel auch noch mal ein Jahr. Da sehen wir schon, dass da eigentlich noch gar nicht viel passiert sein kann.“
Wegen des weiter schleppenden Ausbaus hatte Ministerpräsident Winfried Kretschmann das von ihm ausgegebene Ziel, im laufenden Jahr 100 neue Windräder im Südwesten zu bauen, infrage gestellt. Nach Angaben des Umweltministeriums sind im vergangenen Jahr lediglich 16 neue Windräder mit einer Gesamtleistung von 62 Megawatt gebaut worden. Ursprünglich hatte Grün-Schwarz im Koalitionsvertrag als Ziel vereinbart, bis 2026 die Voraussetzungen für den Bau von 1000 neuen Windrädern im Land zu schaffen. Dieses Ziel hatte Kretschmann schon länger einkassiert.
Im Genehmigungsverfahren digitaler, vernetzter und schneller arbeiten
„Wir müssen die Planungszeit reduzieren“, sagte Pavel der „Südwest Presse“ (Montag). „Wir brauchen kürzere Untersuchungen und weniger Gutachten.“ Regionalpläne wiesen bereits Gebiete aus, dort habe es also schon eine strategische Umweltprüfung auf höherer Ebene gegeben. „Da sollten in den konkreten Verfahren dann wenig bis gar keine zusätzlichen Untersuchungen mehr gefordert werden“, schlug Pavel vor. Im Genehmigungsverfahren müssten die Behörden zudem digitaler, vernetzter, schneller arbeiten. „Das sind die entscheidenden Punkte. Und da gibt es zwischen Staatsforst, privaten und kommunalen Flächen keine Unterschiede.“
Bundesweit kommt der Ausbau der Windenergie dagegen deutlich besser voran. 745 neue Windräder mit einer Gesamtleistung von rund 3,57 Gigawatt gingen den Angaben zufolge in ganz Deutschland im vergangenen Jahr in Betrieb - fast 50 Prozent mehr als im Vorjahr. Spitzenreiter beim Ausbau der Windenergie waren erneut Bundesländer im Norden Deutschlands.
Die Landesregierung hatte 2021 mit der Einrichtung einer Taskforce auf den schleppenden Ausbau der Windkraft reagiert. Ein Gremium aus Fachleuten und Amtsleitern sollte Vorschläge erarbeiten, um den Ausbau der erneuerbaren Energien in Baden-Württemberg zu beschleunigen und vor allem Planungsverfahren für Windkraftanlagen zu verkürzen.