Bei Kieser dürfen die Kunden nur mit der Maske ans Gerät – die Coronaverordnung ist da weniger streng. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Seit Montag dürfen die Stuttgarter wieder an die Geräte. Das Training im Fitnessstudio sieht aber ganz anders aus als vor Corona.

Stuttgart - Morgens um 6 Uhr sind die ersten Kunden vor der Tür gestanden. Das Fitnessstudio Elements an der Paulinenbrücke hat am Montag als eines der ersten in Stuttgart wieder geöffnet, die anderen folgen bis Donnerstag nach und nach. Die Studioleiterin Daniela Stickroth und ihr Team haben in den Tagen davor „mit den Inzidenzzahlen mitgefiebert“, wie sie erzählt. Als dann die Nachricht online ging, dass von Montag an die Fitnessstudios in der Stadt wieder öffnen dürfen, hat sie die Mitglieder auf allen Kanälen informiert.

„Es lief super an“, sagt Daniela Stickroth an Tag zwei. „Man merkt, dass die Menschen ausgehungert sind nach Sport. Die Stimmung ist geradezu euphorisiert.“ Dieser Zulauf habe sie positiv überrascht, und sie glaubt, dass er anhalten wird. „Es wird einen regelrechten Fitnessboom geben“, prophezeit sie. Joggen und Gymnastik daheim könnten weder das Training an den Geräten noch das soziale Umfeld ersetzen. „Es ist, wie wenn ein Knoten geplatzt ist“, beschreibt sie die Stimmung der ersten Stunden nach sieben Monaten Pause.

Keine ärmellosen Shirts

Freilich findet das Training nach wie vor unter Pandemie-Bedingungen statt. An die Geräte darf nur, wer einen aktuellen negativen Coronatest vorlegt oder einen gültigen Nachweis über eine vollständige Impfung oder eine durchgemachte Infektion. Außerdem müssen weiterhin die Hygienemaßnahmen beachtet werden. Auf der Trainingsfläche gilt ein Mindestabstand von 1,50 Metern, und es muss jeweils ein Gerät zwischen zwei Trainierenden frei gehalten werden. Was im Prinzip schon immer galt, hat wegen Corona eine ganz andere Bedeutung: Die Geräte müssen nach der Benutzung desinfiziert werden. Die meisten Studios verlangen von ihren Mitgliedern ein großes Handtuch zum Unterlegen, einige verbieten ärmellose Shirts, und manche halten für jeden Kunden eine Sprühflasche mit Desinfektionsmittel bereit.

Im Moment ist laut der Coronaverordnung pro 20 Quadratmeter Fläche eine Person zugelassen, die Mitarbeiter beziehungsweise Trainer eingerechnet. Das hat bei kleineren Betrieben Auswirkungen auf das Kursprogramm, das zunächst gar nicht oder in abgespeckter Form stattfindet. „Wir haben zum Glück große Räume“, heißt es bei Puls, wo es samt Kursprogramm los geht – aber erst am Mittwoch. Der Geschäftsführer Jörg Echtermann erklärt den späteren Start mit der Softwareeinstellung an neuen Maschinen und der Personalplanung. Vor allem aber sei die Information der Stadt mit den definitiven Vorgaben erst am Montagnachmittag bei ihm eingegangen. Eine Mitgliedsgebühr wird er für Juni nicht erheben. Stattdessen wird der Tageseintritt in bar bezahlt. Damit wolle man gewährleisten, dass nur die bezahlen müssen, die auch wirklich kommen. „Das ist eine faire Sache“, so Echtermann. Jetzt sei er gespannt, wie sich die Gästefrequenz in den nächsten Tagen entwickle.

Zettel oder Handy zücken

„Wir bieten momentan noch keine Kurse an. Wir wollen erst sehen, ob sich die Lage ändert“, sagt Dominika Schweda vom Studio Palestro im Stuttgarter Westen. Dort war am Dienstag der erste Tag und auch bereits schon wieder so etwas wie Normalbetrieb. Die Kunden seien vorbereitet gekommen und hätten von sich aus am Eingang, wo die Daten erfasst werden müssen, entweder den Zettel mit dem Testergebnis gezückt oder das Handy vorgezeigt, sagt die Mitarbeiterin.

Die größeren Studios haben mit Kooperationspartnern eigene Teststationen eingerichtet, beispielsweise das Elements und das Puls zunächst in der Stadtmitte, in Stuttgart-Vaihingen und am Killesberg. Der dort angebotene kostenlose Bürgertest gilt für 24 Stunden. Die Elements-Mitglieder können außerdem im Internet auf einer Art Echtzeitbarometer, das von grün bis rot ausschlägt, sehen, wie viele Menschen gerade auf der Fläche trainieren. „Dann kann jeder selbst entscheiden, ob er zu uns kommen möchte“, sagt Daniela Stickroth.

Keine Maske beim Sport

Irritation in der Branche löst die Maskenpflicht aus. Der Großteil der Stuttgarter Studios hält sich an die Coronaverordnung des Landes. Sie besagt, dass medizinische Masken „auf den Bewegungsflächen“ getragen werden müssen. Aber hier heißt es auch: „Beim Sport und an den Geräten können die Masken abgelegt werden.“ Das Kieser-Training-Studio an der Christophstraße, das seit Dienstag wieder geöffnet hat, weist seine Kunden dagegen darauf hin, dass im ganzen Studio Maskenpflicht herrsche.

Das gelte nicht nur auf den Laufwegen, sondern auch an den Geräten, präzisiert der Geschäftsführer Sebastian Steeb. Diese Vorgabe der Zentrale habe man als Franchisenehmer aus eigenen Stücken übernommen. Die strenge Regelung sei eine reine Sicherheitsmaßnahme für die Anfangszeit. Mit dem ersten Tag ist er sehr zufrieden. „Es ist gut angelaufen.“