Der Sarg wird in einem umgebauten Mercedes transportiert. Foto: Owen Humphreys/PA Wire/dpa

Das Bestattungsfahrzeug für die Queen hat eine besondere Geschichte. Es handelt sich um eine E-Klasse, die in Lorch unweit von Stuttgart zersägt wurde. Was steckt dahinter?

Der Sarg mit der verstorbenen Queen Elizabeth II. ist in einem besonderen Fahrzeug an Tausenden von Menschen vorbeigefahren worden – einem Automobil mit schwäbischer Herkunft. Einem Automobil, das in keinem normalen Autohaus zu sehen ist. In dem Fahrzeug steckt die DNA eines Mercedes – es handelt sich dabei um die E-Klasse W 212. Das Bestattungsfahrzeug, das in diesen Tagen den Leichnam der britischen Königin transportiert, ist im kleinen Städtchen Lorch auf der Ostalb gefertigt worden.

Die Fahrer tragen Zylinder

In Lorch, knapp 50 Kilometer östlich von Stuttgart, hat der schwäbische Karosseriebauer Binz viele Jahre lang spezielle Bestattungsfahrzeuge gefertigt. Autos, in denen in ganz Europa Prominente und Politiker – wie Helmut Kohl oder Roman Herzog – ihre letzte Reise angetreten haben. Achim Heidle kennt die Spezialanfertigungen und die landestypischen Anforderungen an die Autos. Beispielsweise jene in Großbritannien. „Es gibt dort einen Grund, warum das Dach des Fahrzeugs so hoch sein muss“, erzählt er. „Es hat damit zu tun, dass die Fahrer bei der Beerdigung Zylinder tragen.“ Wäre das Dach niedriger, würden sie nicht hineinpassen.

Aber wie genau kam die umgebaute Mercedes E-Klasse von Lorch ins schottische Edinburgh, wo sie in diesen Tagen unter den Augen der Weltöffentlichkeit den Sarg der britischen Monarchin transportiert? Das Modell wurde in Lorch zwischen 2009 und 2016 vom inzwischen insolventen Karosseriebauunternehmen Binz hergestellt. „Es handelt sich dabei um ein Modell, das speziell für den britischen Markt hergestellt wurde“, sagt Achim Heidle. Heidle ist der Kaufmännische Leiter von Woodall Nicholson Binz International – jenem Unternehmen, das die Rechte des insolventen Herstellers übernommen hat und inzwischen in Schwäbisch Gmünd angesiedelt ist.

In zwei Teile zersägt

Es braucht eine Menge technischen Sachverstandes, bis aus einer gewöhnlichen E-Klasse ein Bestattungsfahrzeug wird. In Lorch wurde das Fahrzeug für die Queen zunächst in zwei Teile auseinandergesägt. Anschließend setzten die Mechaniker in der Mitte ein Bodenmodul ein, das mit dem vorderen und dem hinteren Teil des Fahrzeugs verschweißt wurde. Zum Schluss wurde das Auto wieder zusammengebaut und entsprechend der Kundenwünsche lackiert.

Das frühere Unternehmen Binz verkaufte jährlich im Schnitt 50 solcher umgebauten Bestattungswagen an einen Großkunden in Großbritannien, wo der Innenausbau der Fahrzeuge abgeschlossen wurde. Die Wagen gingen an Endkunden im ganzen Königreich.

„Es erfüllte uns mit Stolz“ sagt Achim Heidle, als wir auf dem Heck des Bestattungsfahrzeugs in silberner Farbe den Buchstaben „B“ entdeckten – B steht in diesem Fall für Binz.