Red-Bull-Berater Helmut Marko (li.) und Teamchef Christian Horner erteilten Porsche eine rüde Absage für die geplante Formel-1-Ehe. Foto: IMAGO/Jakub Porzycki

Der Stuttgarter Sportwagenhersteller sucht nach der Abfuhr von Red Bull nach einem neuen Team, aber die Einschreibefrist läuft bald ab – womöglich bleibt Porsche nun der Formel 1 fern.

Es war ein heftiger Crash, den Red Bull und Porsche beim Grand Prix in Monza fabrizierten – das Formel-1-Team des Dosenimperiums stellte dem Sportwagenhersteller den Stuhl vor die Garagentür und erklärte die Verhandlungen für gescheitert. Teamchef Christian Horner und Berater Helmut Marko von der Weltmeistertruppe wollten dem potenziellen Partner kein Mitspracherecht gönnen, auch wenn der 50 Prozent von Red-Bull-Racing erwerben wollte. Der Hersteller aus Stuttgart-Zuffenhausen wäre mit reichlich Geld und ordentlich Know-how beim Technologiecampus in Milton Keynes eingestiegen, das Investment wurde auf 1,5 Milliarden Euro für zehn Jahre geschätzt.

Klappe zu, Affe tot? Nicht ganz, denn in einer Mitteilung ließ Porsche wissen: „Mit den beschlossenen Reglementänderungen bleibt die Rennserie für Porsche ein attraktives Umfeld, das weiterhin beobachtet wird.“ Allerdings endet die Einschreibefrist für die Saison 2026 am 15. Oktober, womit Zeit nottut – und so beginnen die Überlegungen, wer eine attraktive Motorsportbraut für den finanzstarken Bräutigam aus dem Schwäbischen sein könnte. Williams und McLaren könnten passen, wird in der Branche gemunkelt, auch deshalb, weil die Teamchefs beider Rennställe eine Vergangenheit im Volkswagen-Konzern besitzen. Williams-Prinzipal Jost Capito war einst VW-Renndirektor, der Passauer Andreas Seidl verantwortete vor seinem Job bei McLaren bei Porsche das erfolgreiche Le-Mans-Projekt mit dem 919 Hybrid. „Grundsätzlich wäre das super, wenn eine Marke wie Porsche, mit all der Historie, in die Formel 1 einsteigen würde“, sagte Seidl und spielte den Ball geschickt zurück: „Ich glaube, man muss Porsche fragen, was dort jetzt die nächsten Überlegungen oder die nächsten Schritte sind.“

Im Grundsatz war die eingeschlagene Route der Stuttgarter Strategen eine kluge, sich bei einem Team einzubringen, mit dem regelmäßig Siege möglich sind und ein WM-Titel nicht utopisch anmutet – derzeit sind das Ferrari, Mercedes und eben Red Bull. Nach der Abfuhr bei den roten Bullen kommen weder die Scuderia aus Maranello noch die Silberpfeile aus Brackley infrage, weil die ihre Antriebseinheiten bekanntlich selbst produzieren.

Da sich VW-Konzernschwester Audi nach und nach bei Sauber (derzeit noch Alfa Romeo) als Motorenlieferant einkauft, bleiben für Porsche als Kandidaten Williams und McLaren, da Haas als Ferrari-Partner, Aston Martin als Mercedes-Filiale, Alpha Tauri als Red-Bull-Juniorteam und Alpine als Renault-Truppe ausgeschlossen sind. Weder mit der Mannschaft von Williams noch mit der von McLaren würde Porsche wohl schnell um Grand-Prix-Erfolge mitfahren, das (plus Mitspracherecht) ist offenbar aber eine zwingende Voraussetzung für die Führungsriege in Zuffenhausen, wenn es um eine fette Investition im dreistelligen Millionenbereich geht.

Noch einen Pferdefuß haben die beiden Engagements. Im Herbst 2021 war bereits davon die Rede, dass Teile von McLaren übernommen würden. Die Briten dementierten fix, bei McLaren selbst scheint zu gelten: Wieso Anteile verkaufen, wo die Formel 1 boomt und dank Budgetlimit Geld zu verdienen ist. Bei der Kooperation von Williams mit BMW von 2000 bis 2005 prallten Welten aufeinander, es war nie eine Liebesehe, sondern ein Zweckbündnis – das schließlich scheiterte.

„Porsche benötigt nicht zwingend ein Formel-1-Engagement, um sein Image als große Motorsport-Marke zu transportieren“, sagt ein Insider und verweist auf das Werksteam in der Formel E, den bevorstehenden Einsatz 2023 in Le Mans in der neuen LMDh-Klasse sowie die Markenpokale. „Auch in diesen Feldern ist viel Entwicklungsarbeit zu leisten, wenn man gewinnen will.“ Es scheint nicht ausgeschlossen, dass Porsche den 15. Oktober verstreichen lässt . . .