Ein Hybridbus am Marienplatz: Die SSB sollen und wollen die Anschaffung von umweltfreundlichen Fahrzeugen forcieren. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Der Gemeinderat wird Mitte Dezember 15,2 Millionen Euro bereitstellen, damit die Busse in der Innenstadt schneller emissionsfrei werden. Das Zeitziel ist ehrgeizig.

Stuttgart - Die Linienbusse in Stuttgart sollen weniger Schadstoffe und weniger Treibhausgas auspusten. Und die Umweltbelastung soll nun schneller reduziert werden als bisher geplant. Dieses Ziel haben sich mehrere Fraktionen im Rathaus vorgenommen. Daher ist schon jetzt, gut einen Monat vor der Verabschiedung des Stadthaushaltes 2022/2033 sonnenklar: Die Stadt wird den Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) ab 2023 in Jahrestranchen von 3,04 Millionen Euro insgesamt 15,2 Millionen bereitstellen, damit die Innenstadt-Buslinien bis Ende 2027 auf komplett emissionsfreien Betrieb umgestellt sind. Ebenso die Sprinter-Busse der Linie X1, sofern diese kontrovers diskutierte Linie noch länger Bestand hat.

Gesetzlich gilt eine Quotenregelung

Eine Umrüstung ist zwar ohnehin fällig, aber die gesetzlichen Auflagen für die Verkehrsbetriebe sind weniger anspruchsvoll. Gesetzeslage ist eine Quotenregelung, die aus der Clean Vehicle Directive der Europäischen Union, einem Erlass für saubere Nahverkehrsfahrzeuge, in Bundesrecht überführt wurde. Danach müssen bis Ende 2025 bei Neuanschaffungen mindestens 22,5 Prozent der Fahrzeuge emissionsfrei und 22,5 Prozent emissionsarm sein, bis zum Jahresende 2030 dürfen nur noch 35 Prozent Dieselfahrzeuge sein. Der Beschaffungsplan der SSB umfasst 30 saubere Fahrzeuge. Ein Gutachter hat allerdings zur Nullemissionsstrategie bei den Neubeschaffungen geraten – mit dem Ziel, binnen sechs Jahren in der Innenstadt nur noch komplett emissionsfreie SSB-Busse zu haben.

Die beiden Umstiegspfade zu sauberer Fahrzeugtechnik machen für die Umwelt durchaus einen Unterschied. Der liegt in der Größenordnung von 5300 Tonnen Kohlendioxid-Äquivalenten pro Jahr – was in Zeiten des Klimawandels sehr beachtlich ist.

Stadt ermöglicht 34 zusätzliche Anschaffungen

Diese Aussichten überzeugten das neu formierte Bündnis, das sich ein gemeinsames Vorgehen bei den Haushaltsberatungen vorgenommen hat. Drei dieser Fraktionen – Grüne, CDU und FDP – wollen 14 Millionen Euro bereitstellen, damit die SSB weitere 34 emissionsfreie Fahrzeuge kaufen können. Dabei handelt es sich um Elektrobusse mit Batterien, aber auch um Busse mit Brennstoffzelle und Wasserstofftank, die größere Reichweiten haben. 1,2 Millionen Euro sollen fließen, damit geeignete Ladepunkte und eine Wasserstofftankstelle in Stuttgart gebaut werden können.

Von 2023 an fließt das Geld

Sowohl Björn Peterhoff (Grüne) wie auch Jürgen Sauer (CDU) und Armin Serwani (FDP) sind sich sicher, dass das Haushaltsbündnis komplett hinter diesem Anliegen steht. Ja, möglicherweise wird der forcierte Umstieg auf die umweltfreundlichen Busse nahezu einstimmig gefasst werden, denn auch andere Fraktionen im Gemeinderat halten das für sinnvoll. Momentan befinden sich im SSB-Fuhrpark unter den gut 270 Bussen noch 124 Dieselfahrzeuge, die von den SSB mit synthetischem, aus Gas gewonnenem Kraftstoff betankt werden. Aus ihm werden bei der Verbrennung zwar weniger Schadstoffe freigesetzt als aus herkömmlichem Diesel, dennoch belasten sie die Umwelt.

Dass die Stadt den SSB diese zusätzliche Finanzspritze erst 2023 gewährt, liegt an den Sondierungen und Planungen, die 2022 noch notwendig sind. Doch das Zeitziel Jahresende 2027 für die Umrüstung sei zu schaffen, haben die Stadträte von den SSB signalisiert bekommen. Die Stadt könnte sich übrigens auch noch rund die Hälfte der Zuschüsse ersparen, wenn es gut läuft: Bund und Land übernehmen womöglich 80 Prozent der Mehrkosten für saubere Busse und bis zu 75 Prozent der Kosten für Ladepunkte und für Wasserstofftankstellen.