Am Standort des alten Krankenhauses in Marbach wird es keinen Gesundheitscampus geben. Foto: Werner Kuhnle

Das alte Marbacher Krankenhaus dümpelt vor sich hin und verursacht Verluste in Millionenhöhe. Deshalb werden die RKH Kliniken das Gelände verkaufen – eine Zukunft ist aber möglich.

Eigentlich war es ein Abschied auf Raten: Schon lange war klar, dass sich der Plan, an der Stelle des 2020 endgültig aufgegebenen Marbacher Krankenhauses einen Gesundheitscampus mit Pflegeschule und Pflegeheim zu errichten, nicht realisieren lassen würde. Bereits der frühere Geschäftsführer der RKH Kliniken, Jörg Martin, stellte die Überlegungen unter einen Finanzierungsvorbehalt.

Dann wurde beschlossen, die Pflegeschule vorerst in das Kornwestheimer Salamander-Areal zu verlegen – wo allerdings ebenfalls erst umgebaut werden musste. Schon damals mehrten sich die Zweifel, ob diese Lösung nur ein Provisorium bleiben würde. Der Gesundheitscampus rückte damit weiter in die Ferne.

Hechenberger macht Nägel mit Köpfen

Axel Hechenberger, kaufmännischer Geschäftsführer der RKH Kliniken Foto: RKH

Nun hat Axel Hechenberger, neuer kaufmännischer Geschäftsführer der RKH Kliniken, vor dem Verwaltungsausschuss des Kreistags erklärt: Das Gelände des alten Krankenhauses wird verkauft – wie auch das ehemalige Krankenhaus in Vaihingen, dessen Verkauf bereits im Frühjahr angekündigt worden war.

Noch im August 2024 hatte Hechenberger den Marbachern Hoffnung gemacht: Das ursprüngliche Zielbild stehe weiterhin im Fokus. Doch er stellte damals auch klar, dass es eine finanzielle rote Linie gebe. Die Pläne müssten wirtschaftlich umsetzbar sein.

Überall Geldnöte

Dies ist nach einer Aktualisierung der Kostenschätzungen offenbar nicht der Fall. Hinzu kommt die ohnehin desaströse finanzielle Lage sowohl der RKH Kliniken, die im letzten Jahr einen Verlust von 48,3 Millionen Euro einfuhren, als auch des Landkreises. Der hatte zuletzt – auch wegen der finanziellen Hilfestellung für die Kliniken im Landkreis Ludwigsburg – ein Minus von rund 59 Millionen verzeichnet.

Auch der fortlaufende Stillstand in Marbach trägt zum Minus bei. Das alte Krankenhaus verursacht laut Hechenberger jährlich ein Defizit im siebenstelligen Bereich – unter anderem, weil die alten Girokonten nie entschuldet wurden und dadurch weiterhin Zinsen in Millionenhöhe anfallen. Dazu kommen laufende Kosten für Energie, Versicherungen, Pflege der Außenanlagen und Brandschutz. Ein Teil des Gebäudes wird als Flüchtlingsunterkunft genutzt.

Die Konsequenz: Den geplanten Gesundheitscampus mit Pflegeschule, Mitarbeiterwohnungen und einem zweiten Ärztehaus wird es nicht geben. Ein Abriss des bestehenden Gebäudes gilt als gesetzt. „Es ist weder sanierungsfähig noch kann es die Belange an moderne medizinische Strukturen und Prozesse abbilden“, so RKH-Pressesprecher Alexander Tsongas.

Damit sind auch der durchgeführte städtebauliche Wettbewerb und der städtebauliche Vertrag mit der Stadt Marbach hinfällig. Die jahrelange Arbeit von Stadt, Gemeinderat und Kliniken war umsonst.

Marbachs Bürgermeister Jan Trost zeigt dennoch Verständnis für den Kurswechsel der Kliniken: „Die Kliniken haben wegen der jährlichen hohen Verluste natürlich auch einen Handlungsdruck.“ Die Zusammenarbeit mit dem neuen Geschäftsführer Marc Nickel laufe jedoch gut, und man sei regelmäßig im Austausch. Die Bekanntgabe vor dem Verwaltungsausschuss sei daher nicht überraschend gewesen – frustrierend sei es dennoch, „wenn man nach zehn Jahren Planung immer noch nicht weiter ist“.

Kliniken und Stadt Marbach bauen auf Rehaeinrichtung

Wie geht es nun konkret weiter? An Stelle des alten Klinikums sollen andere, gesundheitsnahe Dienstleistungen angesiedelt werden, erklärt Hechenberger. Wie realistisch das in Sachen Ärztemangel und fehlendem Fachpersonal in der Pflege ist, bleibt abzuwarten. Immerhin hat die ambulante Rehaeinrichtung Theravent, die bereits auf dem Gelände des alten Krankenhauses zu finden ist, offenbar Interesse an mehr Platz.

Das ist auch für Bürgermeister Jan Trost ein Lichtblick, der sagt, dass auf dem Areal unbedingt etwas Neues entstehen müsse. Falls sich Theravent tatsächlich vergrößert, wäre das für die Stadt „ein richtiges Pfund“.

Stillstandskosten möglichst rasch beenden

Enttäuschend für die Marbacher ist jedoch die Aussage von Alexander Tsongas. Der stellt klar, dass der große Klinikverbund nicht an der Zukunft des Geländes beteiligt sein wird: „Die Entwicklung durch die Kliniken würde erneute finanzielle Vorfinanzierungen und Risiken bedeuten.“ Stattdessen soll ein Investorenmodell umgesetzt werden – möglicherweise mit mehreren Investoren.

Marbachs Bürgermeister Jan Trost ist nicht überrascht. Foto: Werner Kuhnle

Landrat und Kliniken-Aufsichtsratsvorsitzender Dietmar Allgaier kündigt derweil Tempo an: „Die Vermarktungsmöglichkeiten werden nun konkret angegangen, sodass bis zum Herbst 2025 der zeitliche Ablauf festgeschrieben werden kann.“ Ziel sei, die Stillstandskosten bis spätestens 2026 zu beenden.

Was bleibt, was kommt?

Seitens der Kliniken gibt man sich trotz Ärztemangel und zurückhaltenden Investoren in der Gesundheitsbranche vorsichtig optimistisch, dass der Standort weiter eine medizinische Rolle spielen wird. „Mit dem bestehenden Ärztehaus und insbesondere durch Theravent ist der Standort dafür prädestiniert“, so Tsongas.

Was geschieht mit den Flüchtlingen, die derzeit in einem Gebäudeteil untergebracht sind? Laut Landratsamt war die Unterbringung von Anfang an als temporär gedacht. Je nach Zeitplan für den Abriss sollen Geflüchtete entweder in die Anschlussunterbringung der Kommunen oder in andere Einrichtungen des Landkreises verlegt werden.