Der Kelterplatz wäre aus Sicht des Bezirksbeirates idealer Standort für das Bankmobil Foto: Mathias Kuhn

Die Volksbank Stuttgart will einmal in der Woche mit einem Bankmobil auf dem Kelterplatz Station machen. Das Ordnungsamt lehnt dies ab. Die Bezirksbeiräte sind entsetzt.

Rohracker - Wer in Rohracker Bankgeschäfte erledigen will, muss dies entweder am Computer tun oder ins Auto steigen, um anderswo ein Geldinstitut aufzusuchen. Denn seit der Schließung der Filiale der Volksbank Stuttgart haben deren Kunden keine Möglichkeit mehr, vor Ort einen Kontoauszug zu erhalten, Geld abzuheben oder eine Überweisung zu tätigen. Auch die BW Bank unterhält nur eine SB-Bank-Filiale mit Automaten in Rohracker. „Kunden ohne Auto haben es schwer, zur nächsten Filiale nach Sillenbuch zu gelangen“, erklärte Bezirksbeirätin Karin Kaiser (Freie Wähler) in der vergangenen Bezirksbeiratssitzung. Rohracker drohe immer mehr zu veröden.

Umso erfreuter begrüßten die Bezirksbeiräte vor einigen Monaten das Angebot der Volksbank Stuttgart, mit ihrem Stuttgart Mobil einmal in der Woche in der Ortsmitte Halt zu machen. In dieser Bankfiliale auf Rädern haben die Kunden zusätzlich zu den Selbstbedienungsgeräten, wie Geldautomaten und Kontoauszugsdrucker auch die Möglichkeit, mit einem persönlichen Ansprechpartner Details ihrer Geldgeschäfte zu besprechen. Der Bankmitarbeiter kann einige Serviceleistungen vornehmen, dem Kunden im Vier-Augen-Gespräch Tipps geben und ihn beraten. Er nimmt dann auch die Geschäftspost entgegen. Das Servicemobil könnte, so die Idee der Bezirksbeiräte auf dem für solche Zwecke hergerichteten Kelterplatz stehen – vielleicht sogar an jenem Tag, an dem auch die Metzgerei Häfele mit ihrem Verkaufswagen dort Station macht.

Doch die Bürgervertreter hatten die Rechnung ohne das Amt für öffentliche Ordnung gemacht. „Leider hat das Ordnungsamt nicht gestattet, dass das Servicemobil auf dem Kelterplatz Halt macht“, berichtete Kaiser in der jüngsten Gremiumssitzung. In Rohracker herrsche keine Unterversorgung mit Bargeld, begründete die städtische Behörde ihre Entscheidung, die die Freie-Wähler-Bezirksbeirätin aufwühlt: Es gehe nicht darum, Geld abheben zu können. Es fehle vor allem älteren Menschen die Möglichkeit, ihre Bankgeschäfte umfassend erledigen zu können, verdeutlichte Kaiser. „Wir kämpfen gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung seit Jahren gegen den sogenannten Trading-Down-Effekt in unseren Stadtteilen und hätten jetzt die Chance, mit dem Stuttgart Mobil einmal in der Woche einen Frequenzbringer in die Ortsmitte zu bekommen, und dann verhindert dies die Stadtverwaltung“, wundert sich Kaiser. Auch bei den anderen Bezirksbeiräten löste das Verbot nur Kopfschütteln aus.

Die Zeit drängt. Das Stuttgart Mobil ist beliebt und hat beispielsweise in den Remstal-Gemeinden keine Schwierigkeiten, eine Erlaubnis zu bekommen. Die freien Termine werden rar. Deswegen hat Kaiser einen alternativen Standort auf einem Privatgelände gesucht. „Wir werden uns diese Woche den Platz vor dem Pavillon der evangelischen Kirchengemeinde anschauen. Der Kirchengemeinderat müsse noch zustimmen. Aber am Pavillon gehe es ziemlich eng zu, weswegen der Standort nur eine Übergangslösung sein kann“, berichtet sie.

Sie setzt ihre Hoffnung auf ein Umdenken beim Ordnungsamt. „Das Servicemobil der Bank würde wie der Wurstwagen der Metzgerei Häfele das Angebot vor Ort erweitern und damit auch den anderen Geschäften vor Ort helfen zu überleben. Und dies würde gleichzeitig vielen Rohrackerinnen und Rohrackern den Alltag erleichtern.“ Die Bezirksbeiräte schlossen sich einstimmig dem Antrag der Freien Wählern an, „zum Wohl der Bürgerinnen und Bürger dem Servicemobil eine Erlaubnis zu erteilen, einmal in der Woche auf dem Kelterplatz präsent sein zu dürfen.“