Geisterspiele samt leerer Tribünen haben dem VfB große Umsatzeinbußen beschert. Foto: Baumann

Im Geschäftsjahr 2021 weist die VfB AG einen Umsatz von knapp 150 Millionen Euro aus – doch die Finanzlage bleibt herausfordernd.

Natürlich schlagen in seiner Brust zwei Herzen. Das des leidenschaftlichen VfB-Fans und Fußballfreunds und das des ehemaligen Bankers und noch immer kühlen Rechners. Seit einem Jahr ist Thomas Ignatzi nun Finanzvorstand des VfB Stuttgart, und an der Personalie Borna Sosa lässt sich festmachen, wie sich die Situation für Ignatzi in finanziell nach wie vor herausfordernden Zeiten darstellt.

Klar, aus sportlicher Sicht ist er froh, dass der umworbene Linksverteidiger weiter für den Bundesligisten aufläuft. Als Herr der Zahlen hätte er aber auch nichts dagegen gehabt, wenn noch einmal 20 Millionen Euro an Transfereinnahmen in die Kasse gekommen wären. Das ist die Realität der ausgegliederten VfB AG, die auf der Mitgliederversammlung das Konzernergebnis für das Geschäftsjahr 2021 (Stichtag 31. Dezember 2021) präsentiert hat. Der Vorstandsvorsitzende Alexander Wehrle erläuterte in der Porsche-Arena die Bilanzen, die Ignatzi ausgewiesen hatte. Das Fazit des Finanzduos: „Trotz massiver Einbrüche durch die Pandemie hat der VfB das Geschäftsjahr mit einem überschaubaren Verlust abgeschlossen.“

Umsatz auf dem Niveau von 2015

In Zahlen: Der Gesamtumsatz beläuft sich wieder auf 148,8 Millionen Euro (Vorjahr 97,6 Millionen Euro). Das entspricht dem Niveau von 2015/16. Der Betrag ist aber noch ein gutes Stück weit weg vom Rekordumsatz 2018 mit etwa 180 Millionen Euro. Das alles war vor Corona, und seit der Pandemie herrscht nicht nur beim VfB eine neue Zeitrechnung. Rund 90 Millionen Euro an Umsatzverlust verzeichnen die Stuttgarter seit März 2020. Der größte Batzen von 48 Millionen Euro geht dabei auf entgangene Zuschauereinnahmen zurück.

„Durch unsere Spar- und Kompensationsmaßnahmen konnten wir den Verlust zwar reduzieren, aber nicht komplett ausgleichen. Die Zahlen sind im Verhältnis zu anderen Traditionsclubs immer noch verhältnismäßig gut – und das liegt daran, dass wir auf allen Ebenen einen richtig guten Job gemacht haben“, sagte Wehrle und ergänzte: „Wir werden auch in den kommenden zwei, drei Jahren die Einnahmeverluste der vergangenen beiden Spielzeiten noch mit uns herumtragen und abtragen müssen.“

Gehaltsniveau von 60 Millionen Euro

Die Gesamtausgaben für 2021 belaufen sich auf 150 Millionen Euro, was unter dem Strich ein Minus nach Steuern von 1,2 Millionen Euro ergibt. Vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen gibt es einen Gewinn von 30 Millionen Euro, vor allem durch die Transfers von Gregor Kobel und Nicolas Gonzalez. Größter Kostenpunkt sind die Aufwendungen für das Personal – in Summe 82,2 Millionen Euro. Im Vorjahr waren es 69,1 Millionen Euro. Jetzt fließt mehr an Geld und Gehältern an die Erstligaprofis. Etwa 60 Millionen Euro gehen an diejenigen, die sich auf dem Mannschaftsbild versammeln.

Anspruch ist nun, trotz der Abgänge das junge Team wachsen zu lassen, um erfolgreich sein. Als Credo gilt: „Wir sind aus wirtschaftlicher Sicht nicht gezwungen, Spieler zu verkaufen.“ Es werden nur dann Spieler abgegeben, wenn es den Chefs sportlich und ökonomisch sinnvoll erscheint. Bei Borna Sosa war das offensichtlich nicht der Fall.