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Gianni Infantino ist beim 73. Kongress als FIFA-Präsident wiedergewählt worden. Bei seiner großen Krönungs-Show sendet er gleich auch eine Spitze in Richtung DFB.

Gianni Infantino genoss die Standing Ovations der unterwürfigen Fußballwelt in vollen Zügen, unter tosendem Applaus entwickelte sich seine Krönungszeremonie zur reinsten Machtdemonstration. Die paar kritischen Sitzenbleiber um DFB-Chef Bernd Neuendorf strafte der mit überwältigender Mehrheit wiedergewählte FIFA-Boss schon mit seiner ersten Botschaft ab. „Ich möchte allen danken. Denen, die mich lieben - und auch denen, die mich nicht so mögen. Das sind einige wenige. Ich mag sie alle - besonders heute“, sagte Infantino mit schelmischem Grinsen.

Die große Infantino-Show in Kigali

Die verwehrte Unterstützung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und anderer Nationen wie Norwegen und Schweden ließ den Unantastbaren bei seiner großen Show in Kigali kalt. Viel lieber nutzte er mit dem Rückenwind der Mehrzahl der 207 stimmberechtigten Mitgliedsverbände den 73. Kongress zur Eigenwerbung. „Alles, was ich als Präsident mache, tue ich für alle von euch. Ich werde darin weitermachen, der FIFA und dem Fußball in aller Welt zu dienen“, versprach Infantino pathetisch.

„Wir lieben Sie, Präsident“, rief ihm FIFA-Generalsekretärin Fatma Samoura nach seinem Auftritt zu - Infantino grinste breit. Bester Laune hatte sich der seit 2016 im Amt befindliche 52-Jährige unter den Augen der Delegationen der Kriegsgegner aus Russland, Belarus und Ukraine zuvor gar als Friedensstifter präsentiert. „Fußball ist dazu da, um unsere liebe Welt zu verbinden“, betonte er: „Fußball ist Freude, Glück, Leidenschaft, Liebe und Frieden.“ 

Infantino pries sich nach allen Regeln der Kunst

In seiner 36-minütigen Ansprache wechselte er fleißig die Sprachen, pries sich und die FIFA nach allen Regeln der Kunst für ihre zahlreichen globalen Errungenschaften „zum Wohle des Fußballs“. Unter anderem für die immense Steigerung der Einnahmen, die zu FIFA-Rücklagen in Höhe von 3,77 Milliarden Euro geführt hat. „Das Geld der FIFA ist auch euer Geld“, rief Infantino den Nationalverbänden zu. 

Die Zahlungen der FIFA an die Verbände wurden in seiner ersten offiziellen Amtszeit bereits von 1 Milliarde auf 1,7 Milliarden gesteigert, bis zur kommenden WM sollen sie auf 2,3 Milliarden Euro anwachsen. Das liebe Geld bringt ihm vor allem breite Unterstützung kleinerer Nationen. Ein Gegenkandidat traute sich deshalb erst gar nicht ins Rennen, wie schon 2019 war die Wiederwahl reine Formsache und wurde per Akklamation durchgeführt - gerade einmal drei Minuten waren dafür in der Agenda vorgesehen.

DFB verweigert Unterstützung

Die genaue Stärke der Opposition war deshalb nicht ersichtlich. „Der DFB wird die Wiederwahl von FIFA-Präsident Gianni Infantino in Kigali nicht unterstützen“, hatte Neuendorf angekündigt, der nach der Wahl mit etwas gequältem Lächeln mit Heike Ullrich mitten im Plenum zu sehen war: „Wir haben in den vergangenen Wochen zu verschiedenen Fragestellungen von der FIFA keine oder nur unzureichende Informationen erhalten.“ Das Sponsoring Saudi-Arabiens für die Frauen-WM oder der Entschädigungsfonds für Arbeitsmigranten in Katar sind dabei bedeutsame Brennpunkte.

Doch statt Antworten zum Thema Menschenrechte in Katar lieferte der Weltverband erstmal lieber Hochglanzbilder des Turniers. „Ich habe euch die beste WM der Geschichte versprochen - und ich habe geliefert“, schwärmte Infantino von sich und seinen guten Freunden aus dem Emirat. Auf Antrag Norwegens bezog der Weltverband dann doch noch Stellung und kündigte immerhin eine Untersuchung zu den möglichen Menschenrechtsverletzungen an. 

Bis ins Jahr 2027 dauert Infantinos zweite Amtszeit offiziell, anschließend kann er gemäß Statuten noch für eine weitere Periode bis 2031 kandieren. Kaum vorstellbar, dass er dieses Maximum nicht ausschöpft.