Die Anwesenheit des Sicherheitsdienstes hat zur Entspannung am Feuersee beigetragen. Foto: Lichtgut/Oliver Willikonsky

Die jüngsten Entwicklungen am Stuttgarter Feuersee bewerten Anwohner, Polizei und Lokalpolitiker als positiv. Doch es bleiben Sorgen: Ein langfristiges Konzept fehlt und andernorts geht es wieder hoch her.

Stuttgart - Die Lage am Feuersee im Stuttgarter Westen hat sich deutlich entspannt. Das ist der Grundtenor der Teilnehmer des zweiten Runden Tischs, der am Mittwoch im Rathaus stattgefunden hat und an dem Anwohner, Vertreter der Verwaltung, Jugendarbeiter und Bezirksbeiräte teilgenommen haben. Nicht nur Polizei und Ordnungsamt kommen zu dieser erfreulichen Einschätzung, sondern auch die Anwohner, die am stärksten unter den krawallartigen Auswüchsen zu leiden hatten. „Insgesamt hat sich die Lage massiv gebessert“, sagte Heinz Möller, der direkt am See lebt und in der Entwicklung einen „Hoffnungsschimmer“ sieht.

Präsenz des Sicherheitsdienstes zeigt Wirkung

Wie viele andere Beteiligten schreibt auch Möller dem vierköpfigen privaten Sicherheitsdienst, der täglich präsent ist, den größten Anteil an der Befriedung der Lage zu. Dieser darf zwar kein Hausrecht ausüben, weist See-Besucher aber freundlich auf die geltenden Regeln hin und sucht das Gespräch. Allein die dauerhafte Präsenz der Männer entfalte ihre Wirkung, hieß es unisono von den Beteiligten. Im Aufenthaltsverbot und der stärkeren Polizeipräsenz sehen die Teilnehmer ebenfalls effektive Maßnahmen. Vielleicht auch deshalb, weil viele Jugendliche offenbar glauben, das Verbot gelte am ganzen Wochenende – dabei gilt es offiziell nur in der Nacht von Samstag auf Sonntag.

Verlagerung vom Feuersee Richtung Schlossplatz

Außerdem hat zuletzt höhere Gewalt zur Entschärfung der Lage beigetragen: Das beständige Regenwetter machte dem Partyvolk wenig Lust, die Nacht am Feuersee zum Tag zu machen. Genau das lässt einige Anwohner aber auch bei der Bewertung der Gesamtlage zögern: Denn was passiert, wenn der Sommer erst wieder als solcher zurückkommt und heiße Nächte zum Nachtschwärmen einladen? Dann, so die Befürchtung, könnte das exzessive Treiben schnell wieder Fahrt aufnehmen. Ein weiterer Wermutstropfen: Der Preis für die verbesserte Lage am Feuersee scheint eine Verschlechterung andernorts zu sein.

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„Am Schlossplatz sammeln sich wieder deutlich mehr Leute“, sagte Stefan Hartmaier, Leiter des Polizeireviers 3 in der Gutenbergstraße, was Stefan Prägert vom Ordnungsamt postwendend bestätigte: „Am Marienplatz ist die Lage zwar auch etwas besser, am Schlossplatz dagegen wieder deutlich schlechter.“ Dass selektive Aufenthaltsverbote für einzelne Plätze dauerhaft keine Lösung sind, ist deshalb allen klar. Grünen-Stadtrat Marcel Roth forderte stattdessen, mehr Plätze auszuweisen, auf denen sich die jungen Leute treffen könnten – auf dem Cannstatter Wasen zum Beispiel – und die Clubs und Gastronomen stärker mit in die Konzepte einzubeziehen.

Mediterranes Lebensgefühlt im Sommer

Grundsätzlich sei die Stadt viel lebenswerter geworden, im Sommer herrsche ein mediterranes Lebensgefühl. Dem müsse man gerecht werden, so Roth. Das glaubt auch FDP-Bezirksbeirätin Sabine Joos: Man müsse Plätze zum Verweilen schaffen, und zwar für alle Altersgruppen. „Viele Probleme würden sich in Luft auflösen, wenn es mehr Angebote gäbe“, so Joos. Was die Situation kurz- und mittelfristig stabilisieren kann, soll ein weiteres Treffen des Runden Tischs klären, das spätestens nach den Sommerferien stattfindet.

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Konkret geplant ist zunächst eine öffentliche Toilette im Bereich des Gasthauses Trollinger, die demnächst eingerichtet wird. Im Raum steht außerdem ein Glasflaschenverbot, ein generelles Alkoholverbot ab 22 Uhr oder das Aufstellen mobiler Lärmampeln, wie sie am Freiburger Augustinerplatz zum Einsatz kommen. Diese schalten auf Rot, sobald ein bestimmter Schallpegel überschritten wird.