Sommerfestival der Kulturen: Erlebnis für alle Sinne. Foto: Lichtgut/Ferdinando Iannone

Das Sommerfestival der Kulturen erlebt nach der zweijährigen Corona-Pause ein mitreißendes Stuttgarter Comeback.

Die Lust auf Kultur, klagen mit Berechtigung Theaterleute und Kinobesitzer, sei durch die lange Corona-Pause offenbar eingeschlafen und nur mühsam wiederzubeleben. Nichts davon ist auf dem Sommerfestival der Kulturen zu spüren, was je nach Betrachtung Neid erwecken, aber auch Hoffnung machen kann. Denn auch dieses Fest der internationalen Begegnungen hat der Bannstrahl der Pandemie mit auferlegter Isolation getroffen, die Auftritte der bereits engagierten Bands vereitelt und die Musiker schier brotlos gemacht. Doch nun hat es an sechs Tagen ein mitreißendes Comeback mit rund 80 000 Besuchern erlebt.

„Wir sind total happy“, sagt Sami Aras, der Vorsitzende vom Forum der Kulturen, das mit diesem Festival seit 2001 den kulturellen Schatz der hier lebenden 170 Nationen gehoben und erlebbar gemacht hat. „Da sieht man erst, wie sehr dieses Fest in Stuttgart gefehlt hat“, sagt Aras beim Blick auf die Menschen, die sich auf dem Marktplatz drängen, um den Bands auf der großen Bühne zu lauschen und sich mitreißen lassen von den Rhythmen und der Begeisterung. Eine ungarisch-bulgarische Sängerin und ein georgischer Gitarrist treffen auf einen italienischen Drummer, ein türkisch-bulgarischer Roma-Perkussionist und ein litauischer Akkordeonist auf einen deutschen Jazzgeiger und obendrein auf einen der bekanntesten ungarischen Bassisten: Ein multinationales Zusammenspiel wie bei der Stuttgarter Band Lakvar und ihrem Auftritt am ersten Festival-Tag gilt beinahe für alle Musikgruppen und macht ihre Performance zu einem besonderen Erlebnis.

300 Gruppen bewerben sich für einen Auftritt

Der Gitarrist Antonio Andrade, eben noch kongenialer musikalischer Begleiter der Flamenco-Tänzerin Ursula Moreno aus Malaga war, trifft nun auf den georgischen Gitarristen und Komponisten Zaza Miminoshvili für eine Premiere. „Sie spielen eine Komposition, die bei der Masterclass der Ziryab-Akademie der Weltmusik entstanden ist“, kündigt Rolf Graser vom Forum der Kulturen an. , der für die Auswahl der Musikgruppen zuständig ist: Aus etwa 300 Bewerbungen. Es soll für alle Geschmäcker etwas dabei sein, aber kein Mainstream. Dafür mit einer interessanten Geschichte wie sie die Band Dudu Tassa & The Kuwaitis aufzuweisen haben, die aus Tel Aviv kommt. Der israelische Rockstar Dudu Tassa ehrt mit seiner Band die Musik seines Großvaters und Großonkels, die in den 30er Jahren im Irak große Erfolge feierten. Auch in dieser Band kommen die Musiker nicht nur aus Israel, sondern aus dem Irak. „Diese Mischung so vieler ethnischer Einflüsse und Erfahrungen ist so interessant und immer wieder überraschend“, ist der Besucher Herman Georg Abmayr fasziniert. Genauso international ist die Begleitmusik der Verkaufsstände. Souvien Chaafi aus Esslingen war, wie er versichert, der erste, der beim Festival mit Waren aus Tunesien auftrat. Viele sind ihm seither gefolgt wie Denis Sourin Dah aus Benin und Mamadou Biop mit Mode aus dem Senegal. Zufrieden mit den Geschäften? Durchaus. „Ich komme nächstes Jahr wieder, kündigt Dah an. Obwohl die Stuttgarter, wie Biop verrät, gern beim Preis handeln.