Andere Kommunen öffnen bereits an diesem Wochenende, in Fellbach wartet man beim Freibad auf angenehmere Temperaturen. Sonst würde zu viel Wärmeenergie sinnlos aufgewendet.
Eigentlich könnte es an diesem Wochenende im Fellbacher Westen losgehen. „Wir stehen in den Startlöchern“, sagt Kai Steuernagel, Geschäftsführer der F3 Betriebsgesellschaft. Allerdings müssen Interessenten eine etwas längere Wartephase auf dem Startblock einkalkulieren – um ein eventuell noch treffenderes Bild zu verwenden. „Leider ist die Witterung derzeit nicht auf unserer Seite“, sagt der Bäderchef.
Öffnung wäre ökologisch nicht vertretbar
Betriebsbereit wäre man eigentlich zum ursprünglich angedachten Termin am 1. Mai. „Doch es macht keinen Sinn, bei 15 Grad Wassertemperatur und 15 bis 18 Grad in der Luft das Freibad zu eröffnen“, sagt Steuernagel bei einem Pressegespräch im Freien unter dem Dach nahe der Eingangskasse. Natürlich könnte man mit großem Energieaufwand auf 22 bis 23 Grad erhitzen, „für zehn unentwegte Badegäste“. Allerdings: „Wir müssten dann täglich mehr als 10 000 Kilowattstunden Wärmeenergie aufwenden, das entspricht einer Menge von rund 1000 Litern Heizöl, um erträgliche Wassertemperaturen zu erreichen und zu halten. Weder wirtschaftlich noch ökologisch ist das vertretbar“ – gerade in der andauernden Energiekrise durch den Krieg in der Ukraine.
Angepeilt wird derzeit „die zweite Mai-Woche“, und „wenn der Wettergott gnädig ist“, vielleicht auch etwas früher. „Mit einem Vorlauf von zwei bis drei Tagen können wir dann loslegen“, erklärt Kai Steuernagel.
Das Fellbacher Kombibad hat 44 Millionen Euro gekostet
Fellbachs Erster Bürgermeister Johannes Berner, zugleich oberster F3-Aufseher und bei kühler Witterung ebenfalls nahe der Freibadbecken vor Ort, ist offenkundig sehr zufrieden mit dem Einsatz und den Ideen des Geschäftsführers sowie dessen „20 Jahren Berufserfahrung“. Das 44 Millionen Euro teure Kombibad (also Hallen- plus Freibad) wurde im September 2013 eröffnet – der damalige Oberbürgermeister Christoph Palm begrüßte die Gäste morgens vor dem Eingang im Bademantel und in Plastikschlappen.
Heuer wird also das zehnjährige Bestehen gefeiert – und zwar unter städtischer Regie. Denn die vormalige Betriebsgesellschaft, die G1-Gruppe, „drohte in die Knie zu gehen“, so Berner. Zum 1. August 2020 hat die Städtische Holding Fellbach, nachdem der Gemeinderat dem entsprechenden Vorschlag der Rathausspitze gefolgt war, das F3 übernommen. „Wir wollten, dass das Bad offen bleibt, auch über die Pandemiephase hinweg.“ Andere Kommunen hätten sich durch die coronabedingten Vakanzen und Schließungen sehr schwergetan, die Bäder wieder zu öffnen. Berners Einschätzung: „Ich bin froh über die Rekommunalisierung.“ Auch aus grundsätzlichen Überlegungen werde es doch immer schwieriger, Angebote für die ganze Gesellschaft zu machen, „da ist es besser, wenn das gesamte Bädergeschäft in kommunaler Planung ist“.
550 000 Badegäste pro Jahr
Für den Bürgermeister ist das F3 „ein hochfrequentiertes Bad“. 2019, also im Jahr vor der Pandemie, gab es insgesamt 498 000 zahlende Gäste sowie weitere 50 000 beim Schul- und Vereinssport – insgesamt also 550 000 Nutzer. In diese Dimensionen will man demnächst wieder vordringen.
Das F3 sieht sich selbst als „Wohlfühlbad“
Steuernagel hat bereits etliche Veränderungen veranlasst, so wirbt das F3 jetzt mit dem Untertitel „Wohlfühlbad“. Die größte Veränderung im Hallenbad: Die „Chinesische Mauer“, wie Berner es scherzhaft nennt, wurde im Dezember 2021 abgeschafft. Dabei handelte es sich um die Trennung in den billigeren Sport- und den teureren Erlebnisbereich (mit Whirlpool und den drei Superrutschen); getrennt durch eine hüfthohe Glaswand sowie ein Drehkreuz.
Nunmehr ist der Eintritt fürs gesamte Hallenbad gleich, nur für die Rutschen muss nun extra gezahlt werden – das Drehkreuz wurde einfach dorthin verlagert. „Der Zuspruch zu unserem großen Familienbereich ist enorm, und zwar weit über Fellbach hinaus“, sagt Berner. Das, so Steuernagel, zeige sich auch beim „Autokennzeichentest“ auf dem Parkplatz. „Wir streben im F3 die Preisführerschaft an“, sagt der Geschäftsführer. Im Hallenbad wurde im Dezember der Stundentarif eingeführt, „das hat sich bewährt und wird von den Gästen gut angenommen“, urteilt Berner. „Unser Eindruck: Es ist klug, den Gästen transparent entgegenzutreten.“ Es gebe eben etliche Kunden, „die wollen nur kurz ins Bad, und manchen Familien genügen auch nur zwei Stunden“. Besonders weist Steuernagel darauf hin, dass Kinder bis sechs Jahren freien Eintritt haben, das sind immerhin 17 bis 18 Prozent der Badegäste.
Im Freibadbereich liegt der Tageseintritt bei 4,50 Euro (Wochenende 5,50 Euro), ermäßigt 3,60 Euro (4,40 Euro). Steuernagel: „Insbesondere für unsere treuen Stammgäste war es uns wichtig, die Eintrittspreise stabil zu halten.“ Gemeint sind damit die 10er- und 20er-Mehrfachkarten – zu 25 beziehungsweise 50 Euro, was pro Eintritt also 2,50 Euro bedeutet. Als eine Art Ersatz für die ausgemusterte Saisonkarte gilt die Karte 50+5 für 125 Euro, was für den Einzelbesuch auf 2,27 Euro hinausläuft. Die digitalen Mehrfachkarten gibt es in Form eines Transponders fürs Handgelenk, dies ermöglicht den Quick-Check an der Kasse und verhindert Warteschlangen gerade in heißen Sommern. Bereits 4000 dieser Transponder wurden bereits ausgegeben. Apropos Hitze: Um wartenden Gästen künftig etwas mehr Schatten zu spenden, wurden auf der großen Fläche vor dem F3 kürzlich sechs neue Bäume eingepflanzt.
Frühschwimmer kommen zwischen 6 und 8 Uhr auf ihre Kosten, von Juni bis August in der Regel im Freibad. „Wir haben treue Fans, die sind um 6 Uhr im Schwimmbecken, da tummeln sich dann oft 40 Leute gleichzeitig im Becken“, so Steuernagel. Ansonsten hat das Freibad täglich von 10 bis 20 Uhr geöffnet. Übrigens: Auch wenn die Freibadsaison nicht sofort losgeht, die Großkampftage sind bereits in Sichtweite: „An Pfingsten ist immer die Hölle los, innen und außen.“
Einige Freibäder im Rems-Murr-Kreis öffnen am Maifeiertag
Schorndorf
Aus dem angedachten Termin 29. April im Oskar-Frech-Seebad, bekannt auch als Ziegeleisee, wird wohl nichts. „Wenn die Temperatur unter 23 Grad und die Wassertemperatur unter 18 Grad liegt, machen wir nicht auf“, verkündete Betriebsleiter Jörg Bay vor einigen Tagen.
Waiblingen
Sowohl das Freibad in der Kernstadt an der Schorndorfer Straße als auch das Waldfreibad Bittenfeld haben ab dem 1. Mai, also ab Montag, von 7 bis 20 Uhr geöffnet.
Winnenden
Das Wunnebad startet ebenfalls am Maifeiertag in die Sommersaison. Die regulären Öffnungszeiten sind dann täglich von 9.30 bis 20 Uhr.
Backnang
„Dem pünktlichen Saisonstart steht nichts mehr im Wege“, erklärte Bäder-Manager Alexander Happold vor wenigen Tagen. Ab 1. Mai hat das Wonnemar geöffnet.