Das Areal am Fuße des Kappelbergs ist schon seit eineinhalb Jahrzehnten für Wohnbebauung vorgesehen. Jetzt gibt es den nächsten Mini-Schritt hin zur Realisierung.
Als die Stadt Fellbach vor wenigen Wochen ihre Pläne für den baldigen Bezug des ehemaligen Bordells Pussy Club durch Flüchtlinge nahe der Bahngleise gen Bad Cannstatt bekannt gab, gab’s quasi en passant auch noch die Information über ein anderes Areal, wo Geflüchtete lange Zeit ein Quartier fanden: auf der einstigen Liegewiese des Fellbacher Freibads.
Diese Containeranlage auf dem alten Freibad-Areal wurde durch die für die Flüchtlingsunterbringung zuständige Wohnungs- und Dienstleistungsgesellschaft Fellbach (WDF) „in den vergangenen Monaten fristgerecht geräumt“, teilte das Pressereferat der Stadt kürzlich mit.
Wohnungen auf dem Freibadareal
Angesichts der allgemein rückläufigen Zahlen bei den Geflüchteten sowie durch den Bezug des früheren Pussy Clubs bleibe die Lage bei den Unterkünften in etwa gleich.
Der im September 2013 fertig gewordene, circa 45 Millionen Euro teure Neubau des F3-Kombibads an der Esslinger Straße hat schon vor eineinhalb Jahrzehnten zu der Überlegung geführt, das frühere Freibad-Areal anderweitig zu nutzen, nämlich für ein neues Wohngebiet. Infolge der Flüchtlingskrise kamen die Freiflächen der Stadtverwaltung allerdings recht gelegen, um auf dem Gelände Container aufzustellen.
Dadurch gab es allerdings Verzögerungen eben bei der Konzeption für die Wohnbebauung. Schon im Jahr 2016 mahnte die CDU-Fraktion im Fellbacher Gemeinderat, dass das eigentliche Ziel, nämlich die Wohnbebauung auf dem einstigen Freibad-Areal, nicht aus dem Fokus geraten dürfe.
In den Folgejahren wurde immer wieder im Lokalparlament über die mögliche Gestaltung des Quartiers beraten. Im März 2017 hieß es beispielsweise, die Verwaltung gehe von einem Baubeginn „frühestens 2020“ aus. „Wir wissen noch nicht einmal, wie viele Wohneinheiten wir realisieren werden“, sagte der damalige Stadtplaner Christoph Beyer. „Das Verfahren ist komplex und dauert seine Zeit.“
250 Wohneinheiten sind denkbar
Wenige Monate später war die Botschaft: Wo jetzt noch die Wohncontainer für rund 130 Flüchtlinge stehen, sollen auf den 38 000 Quadratmetern bis in geschätzt vier oder fünf Jahren rund 200 oder 250 Wohneinheiten entstehen. Unter der Überschrift „Wohnen im und am Park“ werde nach der Auswertung diverser Bürgerwerkstätten ein „lebendiges, dichtes, aber zugleich durchgrüntes Wohnquartier“ angepeilt.
Auch in den Folgejahren ging es mit den Verschiebungen der Zeitachse weiter. Im Jahr 2022 hieß es, dass die Containeranlage „aus heutiger Sitz im Frühjahr 2023 abgebaut werden soll“.
„Rohrlandsiedlung“ als grünes Quartier
Mittlerweile läuft das Wohnprojekt unter dem Begriff „Rohrlandsiedlung“, benannt nach dem dortigen Gewann. Vorgesehen sei ein verkehrsarmes Quartier mit Tiefgaragen und möglichst wenig oberirdischem Verkehr, ein Wohngebiet mit „ruhigen, grünen Rückzugsorten“. Vorgesehen ist am südwestlichen Zipfel nahe der Ecke Untertürkheimer und Esslinger Straße ein sogenanntes Freibadwäldchen, das nicht nur Anwohnern etwa in heißen Sommern Schatten spenden könnte.
Abriss der Schwimmbecken steht noch aus
Angesichts der vielen Krisen im Bausektor seien genaue Planungen schwierig, erläuterte die Baubürgermeisterin Beatrice Soltys bereits vor etlichen Monaten. Nun scheinen, mit der Räumung der Flüchtlingsunterkünfte, aber die nächsten Schritte in Reichweite. Als nächstes steht somit die Entfernung der leer stehenden Container an.
Dann wird es spektakulärer, wenn die Bagger anrücken, um die seit 2013 nicht mehr genutzten Schwimmbecken oder den Drei-Meter-Sprungturm abzureißen. Anschließend könnte dann der Hochbau in Angriff genommen werden und parallel die Vermarktung der Wohnungen starten. Eine Realisierung der Rohrlandsiedlung wäre dann noch in diesem Jahrzehnt denkbar.