Das Lernen hat während der Pandemie bei vielen Studierenden gelitten. Foto: Lg/Achim Zweygarth

An der Uni Hohenheim fehlen Lernräume, viele Labore sind nicht voll funktionsfähig, und für die gesetzlich vorgeschriebene Klimaneutralität bis 2030 sieht Rektor Dabbert schwarz. Doch aus der Coronapandemie zieht die Uni auch positive Impulse.

Die Uni Hohenheim kämpft. Erst mit der Coronapandemie, die ja noch nicht ausgestanden ist, außerdem zunehmend mit in die Jahre gekommenen Bauten und nun auch noch mit explodierenden Preisen für Energie. In seinem Jahresbericht bei einer gemeinsamen Sitzung von Unirat und Senat skizzierte der Hohenheimer Unirektor Stephan Dabbert die aktuellen Probleme. Doch er benannte auch die Impulse, die die Uni aus der Coronakrise zieht.

Studierende mit Lerndefiziten

Viele Studierende seien in diesem Semester nach zwei Jahren Studium erstmals auf dem Campus, hätten Lerndefizite und Motivationsprobleme, so Dabbert. Mit Zusatzangeboten versuche man das nun abzufedern. Denn Präsenz sei eben nicht zu ersetzen. „Präsenz heißt: Dem glücklichen Zufall eine Chance geben.“ Etwa Kommilitonen kennenzulernen, neue, ungeplante Impulse zu erhalten. In Kombination mit einem digitalen Lehrangebot sei das „unschlagbar“, findet Dabbert.

Digitale Angebote ausgebaut

Denn das digitale Lehrangebot und den Einsatz digitaler Technologien, auch in Prüfungen, habe man – auch infolge der Coronapandemie – ausgebaut und 4,5 Millionen Euro dafür investiert. Auch inhaltlich befassen sich neue Bachelorstudiengänge mit dem Thema digitale Transformation. Zudem biete man zur Künstlichen Intelligenz ein Qualifizierungsangebot für Studierende aller Fakultäten. Mehr Gewicht habe das Querschnittsthema auch durch die Einrichtung eines neues Prorektorats erhalten: Caroline Ruiner ist die erste Prorektorin für digitale Transformation.

Thema Bauen ist Sorgenkind

Ein großes Sorgenkind der Uni ist das Thema Bauen. Zwar konnte diese das neue Forschungsgewächshaus in Betrieb nehmen, zumindest den ersten, 8,7 Millionen Euro teuren Bauabschnitt. „Aber das war auch dringend notwendig, denn die alten Gewächshäuser mussten schon vorher wegen fehlender Betriebssicherheit geschlossen werden“, berichtet der Rektor. Nicht nur von seinen technischen Möglichkeiten, auch energetisch könne sich Europas größtes Hightech-Gewächshaus sehen lassen. Auch der mit 10,4 Millionen Euro geförderte Neubau der Landesanstalt für Bienenkunde sei ein Grund zur Freude, ebenso der Baustart des mit 54 Millionen Euro geförderten tierwissenschaftlichen Zentrums. „Aber man braucht einen sehr langen Atem: vor zehn Jahren wurde das entschieden, jetzt sehen wir Bagger“, so Dabbert.

Lernräume fehlen

Ungeklärt sei allerdings, wie und wann es der Uni gelingen kann, ausreichend Lernräume für die Studierenden anzubieten – „wir haben deutlich zu wenig“. Auch die marode Infrastruktur macht der Uni zu schaffen: „Wir haben in erheblichem Umfang Labore, die nicht voll funktionsfähig sind und nicht dem Standard entsprechen“, berichtet der Rektor. Außerdem gebe es wegen Bauverzögerungen viele Leerstände. Und das vom Land vorgeschriebene Ziel, bis 2030 klimaneutral zu werden, sei „mit den derzeitigen Strukturen nicht erreichbar“, stellt der Rektor fest. Und auch nicht mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen. „Da haben wir ein Problem.“

Unis fordern mehr Flexibilität beim Bauen

Rektor Stephan Dabbert fordert: „Wir brauchen eine andere, neue Organisationsstruktur für das Thema Bauen – wir brauchen da mehr Flexibilität.“ Dies sei auch vor dem dem Hintergrund wichtig, dass der Sanierungsstau allein an der Universität Hohenheim bereits vor fünf Jahren rund 341 Millionen Euro betragen habe und inzwischen sicherlich noch gewachsen sei. „Es gibt ja Geld“, meint Rektor Stephan Dabbert – etwa Pensionskassen, die Geld anlegen wollen. „Die Universitäten fordern eine neue Organisationsstruktur, die uns mehr Eigenverantwortlichkeit ermöglicht und die Strukturen verschlankt.“ So könne die Effizienz bei den allermeisten Bauvorhaben erhöht werden. „Das ist nicht nur zentrale Stellschraube für die Klimaneutralität, sondern auch ein wichtiger Faktor vor dem Hintergrund der derzeit massiv steigenden Energiepreise“, erklärt der Rektor.

Energiepreise belasten Uni

Auch diese belasten die Uni massiv, vor allem aufgrund der vielen energiefressenden Altbauten: „Wir schätzen, dass wir sieben Millionen Euro mehr pro Jahr brauchen“, so Dabbert. „Aber wir können die Energie nicht einsparen: Wir erbitten einen Ausgleich von der Landesregierung.“ Nach dem Einsparprogramm im Jahr 2021 und der Mittelkürzung um 15 Prozent habe sich die Uni zwar auf einem guten Weg gesehen und ab 2024 mit einer finanziellen Entspannung gerechnet. Diese basierte allerdings auf dem im Hochschulfinanzierungsvertrag II vereinbarten jährlichen Aufwuchs des Grundhaushalts um drei Prozent. Doch nun liege die Inflation wesentlich darüber.