PSV-Fechterin Aline Rustler (rechts) bei den Finals in Aktion. Foto: /PSV Stuttgart/Michael Kühner

Seit der Eröffnung der Scharrena im Jahr 2011 mit integrierter Fechthalle hat der PSV Stuttgart mehr Erfolge vorzuweisen. Zuletzt die Deutsche Vizemeisterschaft.

Mit der Deutschen Mannschaft im Florettfechten – Sabine Bau, Christiane Weber, Zita Funkenhauser und Anja Fichtel – stand sie 1986 bei den Olympischen Spielen in Seoul ganz oben auf dem Treppchen: Annette Klug, mittlerweile Wulf. Zum Zeitpunkt, als sie die Medaille in Empfang nahm, war sie in Diensten der Fechterhochburg FC Tauberbischofsheim. Den Umgang mit dem Florett hat sie aber in Bad Cannstatt gelernt, genauer gesagt beim Polizeisportverein Stuttgart (PSV).

Nicht mehr nur Ausbildungsverein

Waren die „Polizisten“ damals der Ausbildungsverein für die heute 53-jährige Wulf, ist der Klub heute selbst in der Lage, national wie auch international für Furore und vor allem Erfolge zu sorgen. Unter anderem nahm Salvator Marino an der Junioren-EM (2016) und Junioren-WM (2017) teil. Zsófia Posgay wurde 2018 Mannschaftseuropameisterin und gewann bei der Junioren-WM mit dem deutschen Team Bronze. Den Erfolgen wurde nun ein weiterer hinzugefügt. Bei den „Finals“ in Berlin jubelte die Frauenmannschaft des PSV mit Zsófia Posgay, Greta Vogel, Anna Baars und Aline Rustler über DM-Silber – so wie auch schon im Jahr zuvor. Im Finale unterlag das PSV-Quartett Tauberbischofsheim mit 32:45.

Kampflos ins Finale

Vier Mannschaften gingen in Berlin zwar nur auf die Planche und der PSV zog – der favorisierte FC Werbach musste wegen Verletzung von Europameisterin Leonie Ebert passen – kampflos ins Finale ein. „Wochen zuvor mussten wir uns aber im Vorentscheid unter 16 Teams erst für das Final-Four in Berlin qualifizieren“, sagt PSV-Trainer Michael Kühner. „Das haben wir geschafft, können stolz darauf sein und gehören damit zu den besten Teams Deutschlands.“ Ebenso gelangen Zsófia Posgay und Greta Vogel nicht nur der Sprung unter die 16 Berlin-Starterinnen im Einzel, sondern dort auch noch unter die besten Acht. Psogay wurde in der Endabrechnung Fünfte, Vogel Siebte.

Dass die „Polizisten“ in den vergangenen Jahren so hieb- und stichfest geworden sind, ist eng gekoppelt an die Eröffnung der Scharrena im Jahr 2011. Das sei wie ein Sechser im Lotto gewesen, weiß der 74-jährige Kühner, der zusammen mit Landesstützpunkttrainer Chris Weber – auch Geschäftsführer des PSV – und fünf weiteren Trainern und Trainerinnen die Sportler anleitet. Kühner hatte im „Untergrund“ eine Fechthalle mit sechs Bahnen und elektrischer Ausstattung mit konzipiert, die letztlich dementsprechend umgesetzt wurde. „Die Voraussetzungen sind toll. Dreimal pro Woche und häufig an Wochenenden steht die Halle zur Verfügung. Die Sportler schließen sich an die Elektronik an und es kann losgehen.“ Früher seien die PSV-Athleten kreuz und quer durch die Stadt gehetzt, auf mehrere Hallen verteilt gewesen und hätten erst immer alles aufbauen müssen, bevor es ans eigentliche Training gehen konnte.

Auch die Rekrutierung des Nachwuchses hält Kühner für ein Plus seines Vereins. Über die Kooperation Schule/Verein, speziell in den dritten Klassen, betreibt der PSV Werbung für den Fechtsport. „Nach einem Jahr sieht man, wer für den Sport brennt und Lust hat. Die Eltern sprechen wir dann gezielt an und hoffen, dass ihre Kinder zu uns kommen.“ Aufgrund von zwei Jahren Corona ist dieser Bereich jedoch ins Stocken geraten. Die Kooperationen seien nicht möglich gewesen, man versuche sie nun wieder verstärkt aufleben zu lassen.