Nicht nur die Aussicht ist grandios, auch die Hintergrundkulisse für das Selfie. (Symbolfoto) Foto: imago images/Westend61/alev via www.imago-images.de

Keine andere Attraktion in Stuttgart wird wohl so oft fotografiert wie das Riesenrad. Am Freitag startet das „Sky Lounge Wheel“ in die zweite Saison. Warum uns Riesenräder so faszinieren, erklärt ein Psychologe.

Statt Weihnachtsmarkt und Cannstatter Volksfest gab es letztes Jahr nur den Trostpreis: ein Riesenrad. Als „Symbol der Zuversicht“, wie OB Nopper (CDU) das „Sky Lounge Wheel“ nannte, rollte es vergangenen Oktober auf den Ehrenhof des neuen Schlosses und entwickelte sich zu einem Besuchermagnet. Zu Spitzenzeiten zählte die Attraktion rund tausend Besucher am Tag. Mit 40 Gondeln konnte man in 58 Meter Höhe dem Fernsehturm fast auf Augenhöhe begegnen.

Ein Jahr später kommt das Riesenrad zurück nach Stuttgart; nicht als Trostpreis, sondern als Sahnehäubchen. Auf dem Cannstatter Volksfest wurde bereits in alter Manier gefeiert und auch dem Weihnachtsmarkt droht bisher keine Absage. Auf die Rückkehr des LED-Giganten freuen sich viele Stuttgarter. Auf Twitter dokumentiert ein Nutzer den Aufbau mit der Überschrift „Zuversicht loading“.

Träge und teuer – trotzdem toll

Eine Fahrt im Riesenrad ist teuer und verspricht weder viel Nervenkitzel noch einen Adrenalinschub. Wer in der Gondel keine Schlagerhits anhört, wird während der Fahrt also auch nicht atemlos. Es ist ein langsames Vergnügen, das sich träge zwei Mal um die eigene Achse dreht. Trotzdem ist die Vorfreude wie das Rad selbst, riesig. Warum?

„Weil es Spaß macht“, antwortet der Hamburger Psychologe Puya Sattarzadeh und lacht. „Es löst einfach ein gutes Gefühl bei uns aus.“ Nach diesem guten Gefühl scheinen sich viele zu sehnen, obwohl es für die wenigsten ein neues Erlebnis ist. Ausschlaggebend seien auch positive Erinnerungen, die wir mit dem Riesenrad verbinden – wie die gemeinsam verbrachte Zeit mit Freunden. Zusätzlich wurde diese Zeit etliche Male festgehalten und auf Social-Media-Kanälen wie Instagram geteilt. Eine geeignetere Hintergrundkulisse ist kaum zu finden.

„Wie der Drang nach Süßigkeiten“

Von einem Riesenrad-Mangel in der Region kann man nicht sprechen. Drei Monate hätte das größte mobile Riesenrad Europas in Ludwigsburg stehen sollen - wegen des großen Andrangs wurde der Betrieb zweimal verlängert und verabschiedete sich erst nach sieben Monaten von der Barockstadt. Zehn Euro kostete ein Ticket für die Fahrt mit dem „City Star“. Ein hoher Preis in Zeiten von Inflation und Energiekrise – den rund 250.000 Besucher ohne Zögern zahlten. „Wir haben erlebt, wie sich ein unfreiwilliger Verzicht anfühlt und gehen jetzt mehr Risiken ein, damit wir nicht noch mehr verpassen“, erklärt Sattarzadeh. Es sei wie der Drang nach Süßigkeiten, die in hohen Mengen ungesund für uns sein. Obwohl die negativen Seiten wie der hohe Preis ein Thema sei, überwiege die Sehnsucht nach einem kurzen Glücksgefühl. „So funktionieren wir Menschen, lieber jetzt kurz glücklich sein, als vielleicht irgendwann in der Zukunft glücklich sein“, schildert Sattarzadeh.

Wann eröffnet das Riesenrad?

„Die erste Fahrt ist an diesem Freitag um 14 Uhr“, verrät Marcus Christen von der Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart. Um Energie zu sparen, sollen die Lichter heruntergedimmt werden. Außerdem werden die Öffnungszeiten eingeschränkt. Zunächst bleibt das Riesenrad montags und dienstags geschlossen.

Wenige Meter weiter startet am 2. November der Wintertraum mit der neuen Rollschuhbahn, die täglich um 11 Uhr öffnet. Motto: Stuttgart rollt. Vor Ort kann man Rollschuhe für sechs Euro ausleihen.