Beruf und Familie sind nicht immer gut miteinander vereinbar – das muss sich ändern. Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Familien stehen immer mehr unter Druck. Dies zu ändern ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, meint Tobias Heimbach.

Corona-Krise, Energiekrise und steigende Inflation: Die vergangenen Jahre waren anspruchsvoll für alle Menschen, doch besonders belastend waren sie für Familien. Homeschooling und Homeoffice waren noch nicht lange verdaut, da folgen Inflationssorgen. Auf Krise folgt Krise. Wie sehr das Familien zusetzt, zeigt das „Familienbarometer“, eine Umfrage des Allensbach-Instituts im Auftrag des Familienministeriums. Viele der Ergebnisse überraschen nicht.

47 Prozent der Eltern fühlen sich von der Inflation in ihrem Alltag stark eingeschränkt, Ärmere und Alleinerziehende trifft es noch stärker. Zu diesen neuen Sorgen gesellen sich Dauerprobleme. Die Aufteilung von Erwerbsarbeit auf der einen, und Kinderbetreuung und Haushalt auf der anderen Seite, beschäftigt Familien.

Die Rahmenbedingungen müssen stimmen

Wenn eine Mutter zuhause für die Kinder sorgen möchte, dann ist das ihr gutes Recht. Doch die Zahlen belegen, dass viele Familien unzufrieden mit dieser traditionellen Aufteilung sind – Frauen wie Männer gleichermaßen. Die Hälfte der Paare wünscht sich, dass Erwerbs- und Sorgearbeit gleich aufgeteilt werden. Dafür müssen die Rahmenbedingungen stimmen. Der Staat muss für mehr Kitaplätze sorgen und sicherstellen, dass die Qualität der Betreuung hoch ist.

Insbesondere die westdeutschen Bundesländer haben Aufholbedarf, hier sind Kommunen und Länder in der Pflicht. Doch viele Faktoren, die ein gleichberechtigtes Familienleben erleichtern, kann man kaum durch Gesetze forcieren. Dazu gehört, dass es selbstverständlich sein muss, wenn die Mutter drei Monate nach der Geburt wieder in den Beruf einsteigt – ohne dass jemand das Wort „Rabenmutter“ zischt. Oder ein Chef, der versteht, wenn man das Kind mit Fieber auch mal um 13 Uhr aus der Kita abholt – und nicht erwartet, dass jede Minute später nachgearbeitet wird. Die Politik ist für vieles verantwortlich – aber an einem echten Kulturwandel müssen alle mitarbeiten.