Die 48-Stunden-Marke ist geknackt – und Steffi Saul Weltrekordhalterin. Foto: Jan Potente

Die Extremsportlerin Steffi Saul hat sich 48 Stunden lang auf dem Laufband verausgabt – in kompletter Schutzausstattung und für einen guten Zweck. Wir waren beim Weltrekord-Marsch dabei.

Die Countdown läuft – und ein Handschuh fehlt. Hastig sieht sich Steffi Saul im Winnender Feuerwehrmuseum um – und leiht sich kurzerhand einen Handschuh von einer Schaufensterpuppe. Die Feuerwehrausstattung muss für das, was sie vorhat, schließlich vollständig sein.

Die Welzheimer Extremsportlerin will den Weltrekord knacken. Die Disziplin: ein Marsch auf dem Laufband mit der kompletten Schutzausstattung der Feuerwehr, 48 Stunden lang. „Ich habe nur draußen dafür trainiert, nicht auf dem Laufband. Ich hatte Angst, zu merken, wie ätzend das ist“, sagt die 40-Jährige mit einem Augenzwinkern, während sie sich auf den Lauf vorbereitet und das 20-Kilo-Gepäck anlegt.

Kurze Zeit später setzt sich das Band in Bewegung. Zwischen einem Einsatzleitwagen von 1992 und einer Kraftfahrspritze von 1925 beginnt der Rekordversuch. Steffi Saul ist schon längere Strecken gelaufen – im Sommer 2021 etwa joggte sie in drei Tagen 250 Kilometer. „Trotzdem ist das, was ich jetzt vorhabe, vielleicht das Härteste bisher“, sagt sie. Der Grund sei die Eintönigkeit auf dem Laufband, die immer gleiche Umgebung. „Und wenn man draußen läuft, geht es ja auch mal bergauf oder bergab.“ Doch Saul hat jede Menge Unterstützer – Freunde und Kameraden von der Kärcher-Werksfeuerwehr, die sie bei Laune halten. Außerdem ist vor dem Laufband ein großer Bildschirm aufgebaut: „Meine beiden Töchter haben mir gesagt, ich solle unbedingt die Serie ‚Wednesday’ schauen“, sagt die Läufern.

Die Extremsportlerin sammelt Spenden für ein Kinderhospiz

Der Extremsportlerin geht es nicht allein um das Brechen des bisherigen Rekords von 45 Stunden. Sie will Spenden für den guten zweck generieren. Diesmal sammelt sie Geld für das Backnanger Kinderhospiz Sternentraum. Am Sonntag steht der Spendenstand schon bei mehr als 2000 Euro.

Viele, die sie bei ihrem stationären Marsch ein Stück begleiten, fragen sich: was, wenn die Läuferin während ihres Gewaltmarsches „mal muss“? Die Regeln erlauben es immerhin, sich durch 60 Minuten Laufen am Stück jeweils 5 Minuten Pause zu verdienen. „Sie wird sie sich wohl aufsparen“, erklärt Katharina Hegemann, die für Steffi Saul die Social-Media-Kanäle bespielt.

Erst in der zweiten Nacht schläft Steffi Saul ein bisschen

Die erste Nacht läuft die Extremsportlerin durch. Kleine Toilettenpausen sind drin, Schlaf nicht. Nach 24 Stunden legt Saul eine Rast ein, um sich die Stiefel ausziehen zu lassen. Ihre Füße sind gerötet und taub. „Sieht aber gar nicht schlecht aus, du hast keine Blasen“, konstatiert einer der Helfer. Ein kurzes Fußbad, die Füße gut abgetrocknet und mit Vaseline eingerieben – dann kann der Marsch weitergehen. Erst in Nacht zwei legt sich Steffi Saul kurz aufs Ohr.

Am Sonntagmorgen, auf der Zielgerade, ist ihr Gang langsamer geworden. Rund 118 Kilometer hätte sie hinter sich gebracht, wenn sie denn real vorankommen würde. „So nach 28 Stunden hatte ich einen echten Tiefpunkt. Da kam ich nach einer Pause kaum noch hoch, die Muskeln haben dicht gemacht.“ Doch sie ist weitergelaufen – auch ihren Unterstützern sei Dank.

Beim Zieleinlauf um 10 Uhr ist das Feuerwehrmuseum so voll wie nie. Zu ihrer Rechten sitzen die beiden Töchter, überall ringsum Schaulustige, Freunde und Feuerwehrleute. Als die 48-Stunden-Marke geknackt ist, mischt sich Gejohle mit Martinshörnern und Feuerglocken. Saul wird von Unterstützern nach draußen gebracht – dort gibt es eine Sektdusche für die Weltrekordlerin. „Und jetzt die Schuhe ausziehen – darauf freue ich mich am meisten“, sagt Steffi Saul.