Immer auf Tour: Jonas Deichmann ist derzeit auf Vortragsreise. Foto: cf/Deichmann

200 000 Menschen folgen ihm auf den sozialen Medien. Im Interview erzählt Jonas Deichmann vom Leben eines populären Berufsabenteurers und warum er sich manchmal nach Einsamkeit sehnt.

Es scheint, als sei Jonas Deichmann ständig auf Achse. Nach seinem Triathlon um die Welt bereist der gebürtige Stuttgarter derzeit die Republik, um von seinen Reisen zu erzählen. Am Dienstag, 31. Mai, 19.30 Uhr, tritt er in der Liederhalle in Stuttgart auf.

Herr Deichmann, man kann Sie derzeit im Kino sehen oder live auf der Bühne erleben. Wo bekommt man mehr Deichmann geboten?

Das sind zwei Paar Schuhe. Der Dokumentarfilm „Das Limit bin nur ich“ zeigt jede Menge bewegte Bilder meiner Reisen und blickt auch auf meine Kindheit zurück. Der Vortrag lebt davon, dass ich auf der Bühne stehe und man mir auch Fragen stellen kann. Da kommen dann schon auch mal Anekdoten vor, die im Film nicht drin sind. In Mexiko bin ich mal von einem Schwarm wilder Bienen verfolgt worden. Da hatte ich Besseres zu tun, als zu filmen.

Was will das Publikum von Ihnen wissen?

Die Frage, die immer kommt, ist, ob ich jemals ans Aufgeben gedacht habe. Und dann sind halt immer auch ein paar Radfahrer dabei, die interessiert, welche Defekte ich schon hatte. Oder Marathonläufer wollen Tipps für ihren nächsten Lauf.

Sie sind seit etlichen Jahren Berufsabenteurer. Sind die Vorträge das harte Brot, um von dem Job leben zu können?

Ganz ehrlich, ich mache beides gern. Ich komme ja aus der Business-Ecke, habe International Business studiert. Insofern bin ich Abenteurer und Unternehmer. Vortragsreisen machen mir Spaß – auch weil ich weiß, dass irgendwann der Moment kommt, an dem das nächste Abenteuer beginnt.

Wenn Sie unterwegs sind, sind Sie ständig auf sozialen Kanälen präsent. Ist das nicht manchmal lästig?

Natürlich ist es schön, dass die Leute einem folgen, das motiviert mich zusätzlich. Allein auf Instagram und Facebook habe ich 200 000 Follower. Im vergangenen Dezember, also während meines Triathlons um die Welt, sind die Zahlen dann regelrecht explodiert. Aber das ist schon richtig, man muss da aufpassen.

Können Sie überhaupt abschalten?

Das geht, wenn man sich konkrete Zeiten setzt. Natürlich möchte ich nicht ständig erreichbar sein, deshalb lege ich von vornherein fest: Von sieben bis acht am Abend kümmerst du dich um die sozialen Medien und die Mails. Dann ist Schluss. Es wäre schlecht, wenn man ständig sein Handy im Blick haben würde. Da ginge viel verloren.

Das bestimmende Thema in Ihren Vorträgen ist Ihr Triathlon um die Welt. Können Sie in zwei Sätzen sagen, was Sie dabei gelernt haben?

In zwei Sätzen ist das schwierig, denn natürlich habe ich wahnsinnig viele Erfahrungen gemacht. Aber die wichtigste Erkenntnis steckt in dem Titel des Films „Das Limit bin nur ich“. Ich war kein Schwimmer und kein Läufer, eigentlich war ich nur Radfahrer. Und doch bin ich 460 Kilometer gekrault und 120 Marathons gerannt. Das zeigt doch, wenn man nur will, kann man ganz viel erreichen. Das Schwierigste dabei ist, an die Startlinie zu kommen.

Ist das die Botschaft an Ihr Publikum?

Genau. Man soll nicht nur groß träumen, sondern seine Träume auch verwirklichen. Der beste Moment, mit einer großen Sache anzufangen, ist jetzt.

Und wie halten Sie es mit dem Scheitern?

Wenn ich alles gebe und etwas nicht erreiche, dann ist das für mich kein Scheitern. Scheitern ist, wenn ich nie an die Startlinie komme.

Nach Ihrem Triathlon um die Welt haben Sie gesagt, Sie hätten schon ein neues Projekt im Blick. Wann lassen Sie die Katze aus dem Sack?

Ende Oktober.

Werden Sie dann bekannt geben, dass Sie die Welt zweimal im Triathlon umrunden? Oder den Globus sackhüpfend umrunden?

Weder noch. Nein, ganz im Ernst, ich mach ein Projekt nicht doppelt so lang, nur um einen neuen Rekord aufzustellen. Es geht nicht um höher, schneller, weiter. So viel kann ich verraten: Ich werde wieder die Erde umrunden, und zwar so, wie es noch niemand gemacht hat. Auch nicht sackhüpfenderweise. Es ist schon was Ernsthaftes.

Und Sie werden wieder allein sein?

Auch das.

Sie sind gern allein?

Ich bin gern unter Menschen, würde mich durchaus als geselligen Typen bezeichnen. Außerdem lernt man ja unterwegs Leute kennen. Aber ich bin auch gern mal eine Zeit lang allein. Wenn du irgendwo draußen in der Wildnis bist und keine Menschenseele weit und breit – das ist schon etwas ganz Besonderes.

Extremsportler Deichmann

1987
 in Stuttgart geboren. Die meiste Zeit seiner Kindheit und Jugend lebt er in Grunbach sowie im benachbarten Pforzheim. Studium International Business. Bis 2018 arbeitet Deichmann als Sales Manager bei einer IT-Firma aus Schweden. Dann beschließt der Extremsportler, sein Hobby zum Beruf zu machen. Deichmann hält verschiedene Langstreckenrekorde auf dem Rad. Zuletzt machte er Schlagzeilen, als er in 430 Tagen den Globus mit einem Triathlon umrundete – das entspricht in etwa der Distanz von 120 Ironman-Wettbewerben.