Experten halten Kohlenmonoxid-Melder für wichtiger als solche für Erdgas. Foto: dpa//Christin Klose

In Stuttgart wurde ein Wohnhaus komplett zerstört – höchstwahrscheinlich durch eine Gasexplosion. Lohnt sich vor diesem Hintergrund die Anschaffung eines Gasmelders – und was sollte man dabei beachten?

Die Explosion in der Köllestraße in Stuttgart wurde wohl durch ausströmendes Erdgas ausgelöst. So mancher erwägt nun die Anschaffung eines Gasmelders. Wir beantworten wichtige Fragen dazu.

Wie häufig sind Unfälle mit Erdgas?

Vergleichsweise selten. Nach Zahlen des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches (DVGW) haben die „sofortmeldepflichtigen Ereignisse“ an den Anlagen der Gasnetzbetreiber sowie der Gaskunden in den letzten Jahren abgenommen. „Insgesamt zeigt sich in den letzten 15 Jahren, dass zwischen ein und drei Unfällen pro eine Million erdgasbeheizter Wohnungen je Jahr auftreten“, heißt es bei dem Verband. Es handle sich um Einzelfälle, die meist auf Fremdeinwirkung oder nicht ordnungsgemäße Nutzung zurückzuführen seien.

Wie sinnvoll sind Gasmelder in erdgasbeheizten Häusern und Wohnungen?

Auf manchen Webseiten ist zu lesen, dass in jedem Haushalt mit Gasanschluss ein Gasmelder hängen sollte. Über entsprechende Links kann man die gezeigten Geräte gleich bei Amazon bestellen. Das lässt Zweifel daran aufkommen, dass es hier um objektive Verbraucherinformation geht. Der Branchenverband DVGW teilt mit, dass Gaswarngeräte in Wohngebäuden „weder gesetzlich noch nach dem allgemein anerkannten Technischen Regelwerk des DVGW vorgeschrieben“ sind.

Die dem Erdgas zugesetzten Duftstoffe, die ein Leck durch einen üblen Geruch anzeigen, böten zusammen mit einer ordnungsgemäßen Wartung der Anlagen ausreichenden Schutz. „Ein zusätzlicher Einsatz von Gaswarneinrichtungen ist deshalb nicht notwendig“, schreibt der Verband. „‚Gaswarnmelder’“ für Methan (Hauptbestandteil von Erdgas – Anm. d. Red.) sollten eigentlich nicht erforderlich sein, sofern die Systeme sicher funktionieren“, sagt auch Michael Reick, der beim Feuerwehrverband Baden-Württemberg für vorbeugenden Brandschutz zuständig ist.

Wie sieht es in der Industrie aus?

Hier seien Gaswarnmelder überall dort sinnvoll „wo betriebsbedingt Gas-Freisetzungen nicht auszuschließen sind“, schreibt der DVGW weiter. Beispiele sind Gasverdichteranlagen oder Erdgastankstellen in Hallen. Ein weiteres Einsatzgebiet sind industrielle Anwendungen, bei denen dem Gas aus verfahrenstechnischen Gründen keine Duftstoffe zugesetzt werden können.

Was bringt ein Melder für Kohlenmonoxid in der Wohnung?

Vergiftungen mit Kohlenmonoxid (CO) sind deutlich häufiger als Unfälle im Zusammenhang mit Erdgas. CO ist ein starkes Atemgift und blockiert den Sauerstofftransport im Blut. Die Folgen reichen von Atemnot bis zum Tod der Betroffenen. Das Gas entsteht bei unvollständiger Verbrennung in Öfen, Kaminen oder Heizungsanlagen. Auch verstopfte Abluftrohre von Gasthermen können zu gefährlichen CO-Konzentrationen in Wohnräumen führen.

Melder für CO und andere Gase arbeiten meist mit elektrochemischen Sensoren, die bei Anwesenheit des betreffenden Gases einen elektrischen Strom erzeugen. Dieser ist umso stärker, je mehr Gasmoleküle in der Raumluft vorhanden sind. Sobald die Konzentration den festgelegten Grenzwert erreicht, ertönt ein Alarmton. Es gibt auch kombinierte Melder für Erdgas und Methan sowie Propan und Butan.

Worauf sollte man beim Kauf von Kohlenmonoxid-Meldern achten?

„Kaufen Sie nur Kohlenmonoxid-Melder, die von einem anerkannten Prüfinstitut nach DIN EN 50291-1 geprüft und zertifiziert worden sind“, empfiehlt der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft. Geprüfte CO-Melder seien am BSI- oder LPCB-Prüfzeichen auf Gerät und Verpackung zu erkennen. Da die Sensoren nur ein begrenzte Lebensdauer haben, empfehlen Experten einen Austausch nach fünf bis zehn Jahren. Die Geräte laufen entweder mit normalen Wechselbatterien oder mit Langzeitbatterien. In regelmäßigen Zeitabständen sollte wie bei Rauchmeldern die Prüftaste betätigt werden, um die einwandfreie Funktion zu testen. Damit das Signal gut zu hören ist, sollten die Melder idealerweise einen Schalldruck von 85 Dezibel erreichen.

Wie sollten Gasmelder installiert werden?

Sowohl Erdgas als auch Kohlenmonoxid sind leichter als Luft und steigen in Räumen nach oben. Daher sollten die entsprechenden Gasmelder in einer Höhe von 1,5 bis zwei Metern angebracht werden. Experten empfehlen zudem einen Mindestabstand von 1,5 Metern von der potenziellen Kohlenmonoxid-Quelle – also etwa einem Holzofen. Flaschengas, das unter anderem in Wohnwägen und Wohnmobilen eingesetzt wird, besteht im Gegensatz zu Erdgas nicht aus Methan, sondern aus Propan und Butan. Beide Gase sind schwerer als Luft und sammeln sich deshalb am Boden. Gasmelder für Propan und Butan sollten daher in Bodennähe angebracht werden.