Eine Polizistin am Tatort Foto: dpa/Christoph Schmidt

Was war der Grund dafür, dass ein Sprengkörper in eine Trauergesellschaft in Altbach geworfen wurde? Die Polizei schließt zumindest nicht aus, dass es einen Zusammenhang zu den gehäuften Schüssen in der Region geben könnte.

Warum wirft jemand einen explosiven Gegenstand in eine Trauerfeier? Diese Frage beschäftigt Ermittler, seit am Freitag auf dem Friedhof in Altbach (Kreis Esslingen) mehrere Menschen durch eine Explosion verletzt wurden. Womöglich hat die Aktion einen größeren Kontext: „Da Zusammenhänge mit den zurückliegenden Schussabgaben in den Zuständigkeitsbereichen der Polizeipräsidien Reutlingen, Stuttgart und Ulm nicht ausgeschlossen werden können, hat das Landeskriminalamt Baden-Württemberg die Ermittlungen übernommen“, schreibt die Polizei am Freitagabend; das LKA, das seit Monaten ermittelt, weil sich Verletzte durch Schüsse am Neckar auffällig häufen.

Auf dem Friedhof fand die Beisetzung eines in der vergangenen Woche verstorbenen 20-Jährigen mit mehreren hundert Trauergästen statt, heißt es im Polizeibericht. Der junge Mann sei am frühen Samstagmorgen auf den Bahngleisen in Altbach von einem Zug erfasst worden und an den Folgen seiner Verletzungen verstorben. Ein Fremdverschulden werde ausgeschlossen.

Etliche Notrufe bei der Polizei eingegangen

Nach dem derzeitigen Stand der Ermittlungen soll sich gegen 12 Uhr ein Mann dem Friedhof genähert und einen unbekannten Gegenstand in Richtung der Trauergemeinde geworfen haben. Bei der anschließenden Explosion seien fünf Personen leicht verletzt und ambulant im Krankenhaus behandelt worden. Es seien mehrere Notrufe bei der Polizei eingegangen, in denen Zeugen von einer Explosion berichtet hätten. Darauf rückte ein Großaufgebot an Einsatzkräften der Polizei sowie Rettungsdienst und Feuerwehr aus.

Einige Trauergäste hätten die Verfolgung des flüchtenden Verdächtigen aufgenommen, bei der sie ihn einholten und unter anderem durch Schläge schwer verletzten. Der 23-jährige Tatverdächtige wurde mit dem Rettungshubschrauber in eine Klinik eingeliefert. Ob weitere Personen an der Tat beteiligt waren, ist aktuell Gegenstand der Ermittlungen. Zeugen hatten zunächst von zwei möglichen Tatverdächtigen berichtet. Durch die Präsenz zahlreicher Einsatzkräfte beruhigte sich die vor Ort herrschende, emotional aufgebrachte Lage im Laufe der Zeit, teilt die Polizei mit. Die Hintergründe der Tat sind noch unklar. Um welche Art von Sprengkörper es sich handelt, ist ebenfalls Gegenstand weiterer kriminaltechnischer Untersuchungen.

Vier Tatverdächtige gefasst

In der Region Stuttgart hatten sich in den vergangenen Monaten Schüsse gehäuft, die gemeinsame Ermittlungsgruppe kann inzwischen einige Erfolge aufweisen, das LKA zog vor etwa einem Monat eine Zwischenbilanz: Man gehe 250 Spuren nach, 1000 Personen und Fahrzeuge wurden kontrolliert. Vier Tatverdächtige sitzen in Untersuchungshaft. Unter anderem stellten die Ermittler eine Maschinenpistole sicher. Allerdings gaben sich die Beamten sehr bedeckt, ob die Taten in einem größeren Zusammenhang stehen.

Geschossen wurde in den vergangenen Monaten unter anderem in Ostfildern, Stuttgart-Zuffenhausen oder in Plochingen – einem Nachbarort von Altbach. Mehrere Menschen wurden durch die Schüsse verletzt.