Millionen von Alben hat er verkauft, seine Hits wie „I Wonder Why“ sind Klassiker: Der US-Star Curtis Stigers gibt im Bix-Club ein intimes Konzert, das vom ersten Moment an Gänsehaut erzeugt – damit dankt er Sponsoren, ohne die es die Jazz Open nicht geben würde.
Seine Stimme ist rau, soulig, wunderbar wandelbar. Curtis Stigers, der im Oktober seinen 60. Geburtstag feiert, spielt in Stuttgart normalerweise vor großem Publikum, ob in der Liederhalle oder im Theaterhaus. In dieser Nacht aber dürfen gerade mal um die 100 Gäste ihn im Jazzclub Bix erleben – zum Greifen nahe. Dem US-Amerikaner ist dies ein Anliegen, weshalb er in die exklusive Runde ruft: „Thank you so much, you support Live-Music, i love it.“ (Danke sehr, Sie unterstützen Live-Musik, ich liebe das).
Nach dem Schlussapplaus mit Standing Ovations lobt Jürgen Schlensog, der wie der kleine Kreis der geladenen Gäste hin und weg ist: „Curtis wird immer besser – das Alter halt.“ Der Singer, Songwriter und Saxofonist tourt gerade durch Deutschland, um sein neues Album „Songs from my Kitchen Vol. 1“ vorzustellen. Der Titel weckt die Hoffnung, dass es eine Fortsetzung geben könnte.
Vier Hunde und eine Küche: Während Corona hat Curtis Stigers Hausmusik für seine Fellnasen gemacht. Sehr persönliche Songs sind dabei entstanden, die seine Vielfalt unter Beweis stellen. Mit Popballaden wie „I Wonder Why“ wurde der in Idaho geborene Entertainer zum Weltstar, vollzog dann aber einen Stilwechsel zurück zum Jazz. Vor seinem Auftritt am Dienstagabend in der Philharmonie in Berlin ist er mit seiner Band nach Stuttgart gereist, um den Jazz Open seine Reverenz zu erweisen. Was er hier emotional und voller Leidenschaft abliefert, ist eine Liebeserklärung an eines der weltweit besten Festivals für „Jazz and Beyond“.
„Das Festival ist keine One-Man-Show“
Wie die Jazz Open, die in diesem Jahr vom 2. bis zum 13. Juli erneut Genre-Grenzen überwinden und Jazz mit Pop verbinden, ist auch Stigers im neuen Album offen für beide Stile, die er meisterhaft beherrscht. Promoter Jürgen Schlensog lädt traditionell die Geldgeber des Festivals ein, um sich zum einen mit einem exklusiven Konzert und einem gemeinsamen Dinner für die privatwirtschaftliche „Subventionierung“ zu bedanken, ohne die das Treffen der Musiklegenden gar nicht möglich wäre, zum anderen aber auch, um Neuigkeiten preiszugeben, die die Sponsoren als erste erfahren sollen. Vertreter oder die Chefs der Premiumsponsoren Mastercard, der Sparda Bank, von Allianz und Stihl sind gekommen, aber auch weitere Sponsoren von Data Group, Forvis Mazars, Scharr, BF Direkt, Lapp und Trumpf sowie die Mobilitätssponsoren von Mercedes haben Vertreter entsandt.
„Das Festival ist keine One-Man-Show“, erklärt Schlensog, auch wenn dies manche meinten. Deshalb holt er seine jungen Kollegen Rim Rufael, Head of Marketing, und Kai Erdlenbruch, Head of Contracting und Ticketing, zu sich auf die Bühne. Die beiden erläutern Neuigkeiten bei den Jazz Open.
„Wir glauben an unsere starke Marke“
Tickets, erfahren die Gäste, werden künftig nur noch über den eigenen Online-Shop verkauft, nicht mehr über Big Player wie Eventim, die hohe Gebühren verlangen, ohne dass diese dem Festival zugute kommen. „Wir glauben an unsere starke Marke“, erklärt Schlensog. Unter dem Motto „Stuttgart zusammen“ arbeiten die Veranstalter künftig beim Ticketverkauf eng mit dem VfB zusammen und mit SAP als neuem Technologiepartner. Neu ist außerdem die Kooperation mit der ARD, die Konzerte vom Schlossplatz aufzeichnet und überträgt. Seine Premiere feiert in diesem Jahr außerdem der Wolfgang-Dauner-Award, der als Hommage an den größten Jazzmusiker der Stadt künftig außergewöhnliche Pianisten des europäischen Jazz ehrt, die nicht älter als 40 Jahre alt sind.
Die Jazz Open werden in diesem Jahr noch größer
Einer Umfrage zufolge reisen übrigens 20 Prozent der Gäste zu den Jazz Open aus einer Entfernung von 150 Kilometer an, acht Prozent kommen aus dem Ausland. Das Durchschnittsalter der Besucher liegt bei 51 Jahren. Mit 60 000 zahlenden Gästen hat das Festival bereits im vergangenen Sommer zu seinem 30. Geburtstag einen neuen Rekord aufgestellt.
Curtis Stigers sorgt dafür, dass die Vorfreude auf die 31. Ausgabe des Festivals steigt. Die Sponsoren dürften angesichts der Leidenschaft des Musikers und des gesamten Veranstalterteams erkennen, dass ihr Geld gut angelegt ist. Der charismatische US-Star singt erst allein mit Gitarre, dann bittet er seine Band zu sich. So locker und leicht spielt Stigers, als würde er daheim in der Küche vor seinen vier Hunden stehen. Nur dass jetzt Unternehmer zuhören, die Jazz and beyond lieben und mithelfen, dass Stuttgart das größte Festival dieser Art in Deutschland behält.