Bei seiner Auswechselung im Spiel gegen Nordirland bekam Nick Woltemade Pfiffe aus den Rängen der deutschen Fans zu hören. Foto: IMAGO/Chai v.d. Laage

Gegen Nordirland bekommt es Ex-VfB-Stümer Nick Woltemade im DFB-Dress von den heimischen Rängen ab. Nun springt ihm ein ehemaliger Nationalspieler zur Seite.

Ganz rund lief es für Nick Woltemade noch nicht bei seinen ersten beiden Auftritten im DFB-Dress seit seinem Wechsel vom VfB Stuttgart zu Newcastle United: Erst ging er mit der gesamten Mannschaft beim 0:2 gegen die Slowakei unter, dann gelang ihm gegen Nordirland zwar ein Assist, bei seiner Auswechslung im Kölner Stadion aber gab es lautstarke Pfiffe vom heimischen Publikum.

Wenig Verständnis dafür zeigte nun Ex-Fußballprofi Marcell Jansen. Der 45-fache Nationalspieler Deutschlands war zu Gast in der jüngsten Folge des Fußball-Podcasts „Copa TS“ von Tommi Schmitt und äußerte sich zu den Pfiffen gegen den ehemaligen Stürmer des VfB Stuttgart.

Marcell Jansen: „Da hab’ ich mich geschämt“

Jansen: „Einen Woltemade auszupfeifen, das ist wieder so typisch deutsch.“ Er sei selbst im Stadion gewesen, habe sich den 3:1-Sieg der Deutschen in der WM-Qualifikation über Nordirland angesehen. Die Szene bei Woltemades Auswechslung habe ihm überhaupt nicht gefallen. „Das war so ein Moment, da hab’ ich mich geschämt im Stadion.“

Marcell Jansen war nach seiner Zeit als Profifußballer von 2019 bis zum Sommer 2025 HSV-Präsident. Foto: IMAGO/Philipp Szyza

Mit Gegenwind kennt sich Marcell Jansen aus. Als Fußballprofi war er für Gladbach, Bayern und den HSV aktiv und beendete im Sommer 2015 im Alter von 29 Jahren seine Profilaufbahn. Für sein verhältnismäßig frühes Karriereende erntete der heute 39-Jährige damals viel Kritik. Von Rudi Völler fiel der mittlerweile berühmte Satz: „Wer sowas macht, hat den Fußball nie geliebt.“

Marcell Jansen sieht Woltemades Ablöse als Grund für die Pfiffe

Die Pfiffe gegen Woltemade waren Jansens Ansicht nicht allein in dessen Leistung begründet. „Er war genauso gut und so schwach wie andere. Er hatte gute Phasen und hat das 1:0 mit eingeleitet.“

Stattdessen, so Jansens Vermutung, liege der Grund vor allem in Woltemades Ablösesumme. Der DFB-Stürmer war für ein 90-Millionen-Euro-Paket vom VfB Stuttgart zu Newcastle United nach England gewechselt. Für die Gegebenheiten des Fußballgeschäfts und die Ablösesumme aber könne Woltemade nichts, so Jansen weiter. „Da vermischen wir Dinge miteinander und das geht nicht.“

Tommi Schmitt pflichtet Ex-Nationalspieler bei

Podcast-Host Tommi Schmitt pflichtete seinem Gast bei und verwies darauf, dass Pfiffe gegen die eigenen Spieler wenig konstruktiv seien. „Stellt euch vor, ihr sitzt in eurem Job und habt eine Phase, in der ihr noch nicht so reinkommt, es ist frühmorgens [...]. Und dann stehen da so 30 Leute und machen ,Buuuh, pfui, wie schlecht bist du denn?’ Wirst du dann besser?“

Bei „Copa TS“ spricht Podcaster und Gladbach-Fan Tommi Schmitt mit abwechselnden Gästen über Fußball. Foto: IMAGO/Eibner

Und auch TV-Autor Gregor Ryl, regelmäßiger Gast bei „Copa TS“, fand das Verhalten der deutschen Fans beim Spiel gegen Nordirland bemerkenswert, wie er in der jüngsten Folge äußerte.

„Die deutschen Fans generell. Ich war auf dem Klo in der Halbzeit, da hat sich ein Typ die Deutschland-Fahne, die er sich auf die Wange gemalt hatte, abgewaschen.“ Für Ryl eine Szene mit Symbolcharakter. „Das hat ja auch was mit Feinfühligkeit zu tun.“