Beim VfB Stuttgart groß geworden: Fredi Bobic Foto: dpa/Tom Weller

Das ging dann doch blitzschnell: Kaum hatten sich Eintracht Frankfurt und Fredi Bobic darauf geeinigt, ab Juni getrennte Wege zu gehen, da heuerte der Manager bei Hertha BSC an. In seiner Wahlheimat hat der ehemalige Nationalspieler viel vor.

Berlin - Hertha BSC bekommt seinen Wunsch-Manager. Fredi Bobic wechselt innerhalb der Fußball-Bundesliga seinen Manager-Job, unmittelbar nachdem Eintracht Frankfurt sich mit dem 49-Jährigen über eine Vertragsauflösung geeinigt hatte. Der Hauptstadtclub gab am Mittwoch die Personalie bekannt und sorgte damit für ein Ende der schon lange schwelenden Spekulationen. „Wir sind sehr erfreut, mit Fredi Bobic unseren Wunschkandidaten gewonnen zu haben und freuen uns auf die zukünftige erfolgreiche Zusammenarbeit“, kommentierte Hertha-Präsident Werner Gegenbauer die Entscheidung.

Bobic wird ab dem 1. Juni 2021 zum Geschäftsführer bestellt und übernimmt die sportliche Verantwortung. „Ich freue mich, ab Sommer wieder Teil der Hertha-Familie zu sein“, wird er in einer Club-Mitteilung zitiert.

Für Bobic ist es eine berufliche Rückkehr

Bobic folgt bei der Hertha auf Langzeit-Manager Michael Preetz, der seinen Posten im Januar angesichts der großen sportlichen Krise hatte räumen müssen. Für Bobic ist es eine berufliche Rückkehr an seinen Wohnort. Seit seiner Zeit als Hertha-Stürmer von 2003 bis 2005 lebt er mit seiner Familie in der Hauptstadt. Sein einstiger Mitspieler und heutiger Hertha-Trainer Pal Dardai hatte sich schon lobend über Bobic geäußert. „Ich bin ein Fredi-Fan. Er ist ein guter Junge, ein ehrlicher Junge, ein richtig guter Mensch“, sagte Dardai.

Gemeinsam mit dem Leiter der Geschäftsführung Carsten Schmidt soll Bobic nun die Geschicke des Hauptstadt-Clubs leiten und den Traum von der Königsklasse in Berlin verfolgen. „Nach meiner Entscheidung, eine neue Herausforderung zu suchen, gab es offene und überzeugende Gespräche“, sagte Bobic und hob dabei den Kontakt zu Gegenbauer hervor. Der Aufsichtsrat des Berliner Vereins hat der Entscheidung des Präsidiums zugestimmt.

Große Erfolge in Frankfurt

In Frankfurt hatte Bobic als Sportvorstand große Erfolge gefeiert und mit diversen Transfers von Luka Jovic bis Ante Rebic für Furore gesorgt. Dem Klassenverbleib mit dem damaligen Trainer Niko Kovac folgte der zweifache Einzug ins Pokalfinale mit dem Triumph 2018 gegen den FC Bayern (3:1) an seiner ehemaligen und künftigen Wirkungsstätte im Berliner Olympiastadion. Anschließend sorgten die Frankfurter mit dem Erreichen des Halbfinals in der Europa League auch international für Aufsehen. Derzeit sind die Hessen auf Kurs Richtung erstmaliger Qualifikation für die Champions League.

Dennoch heuert Bobic nun bei einem aktuellen Abstiegskandidaten an, der seine ehrgeizigen Ziele auch mit den dreistelligen Millioneninvestitionen von Geldgeber Lars Windhorst bisher krachend verfehlt hat. Umsonst bekommen die Berliner Bobic nicht. Im Raum steht eine Millionenabfindung für die Eintracht, bei der der Europameister von 1996 noch einen Vertrag bis 2023 hatte. Über die Details der Vertragsauflösung wurde Stillschweigen vereinbart.

Adi Hütter wechselt zu Borussia Mönchengladbach

Die Eintracht hat damit nur einen Tag nach dem angekündigten Wechsel von Trainer Adi Hütter zu Borussia Mönchengladbach auch Sportvorstand Bobic als Baumeister der jüngsten Erfolge verloren. Zudem wird der Kontrakt von Sportdirektor Bruno Hübner nicht verlängert. Die Eintracht-Führung um Philip Holzer hat bereits „im Stillen an der Nachfolge gearbeitet und den Markt sondiert“, wie der Aufsichtsratsboss erklärte. „Jetzt können wir konkrete Gespräche mit potenziellen Kandidaten für die Nachfolge von Fredi Bobic führen, ohne dass wir uns bei der Entscheidungsfindung zeitlich unter Druck setzen lassen“, sagte Holzer.

Der Verein sei „aktuell in allen Bereichen bestens aufgestellt“, betonte Holzer. Über die weiteren Beratungen wolle man nicht informieren „und somit auch keine Spekulationen kommentieren“, fügte Holzer an. Als Top-Kandidat gilt derzeit Ralf Rangnick, der laut Sky Trainer und Sportvorstand in Personalunion werden könnte.

Für Bobic, der Anfang März öffentlichkeitswirksam im Fernsehen seinen Abgang angekündigt hatte, ist es die gewünschte Befreiung. „Ich blicke auf fünf großartige Jahre bei Eintracht Frankfurt zurück. Die in dieser Zeit realisierten Erfolge erfüllen mich mit Stolz. Wir haben viel verändert und viel geschaffen“, sagte Bobic. Als er 2016 übernahm, hatte die Eintracht gerade die Abstiegsrelegation gemeistert. Die Hertha will er schnell auf einen ähnlich positiven Kurs bringen.