Ab Freitag herrscht in Bietigheim Ausnahmezustand. Trotz Baustellen und Parkplatznot erwartet die Stadt Hunderttausende Besucher – dem Pferdevirus wird derweil gelassen begegnet.
An diesem Freitag beginnt der 89. Bietigheimer Pferdemarkt. Das größte Fest der Großen Kreisstadt bietet nicht nur Pferdefans wieder ein vielfältiges Angebot. Dabei müssen die Organisatoren mit den Herausforderungen, wie Sicherheit, Pferdevirus und Großbaustelle in der Stadt zurechtkommen.
Was wird geboten?
Das Zentrum des Pferdemarkts befindet sich rund um den Festplatz unter dem Eisenbahnviadukt. Hier gibt es nicht nur ein Festzelt mit 3000 Plätzen, sondern auch einen Vergnügungspark. Von Freitagnachmittag bis Dienstagabend sind Festzelt und Rummel geöffnet.
Daneben gibt es im Bereich hinter dem Festzelt in Richtung Ellentalstadion das Pferdemarkt-Turnier des Reitervereins Bietigheim-Bissingen von Freitag bis Sonntag. Die Ausstellung „Heim & Garten“ findet am Samstag und Sonntag auf dem Parkplatz der Ellentalgymnasien statt. Überdies organisiert die Stadt zwischen Altstadt und Festplatz von Samstag bis Montag einen Krämermarkt.
Was sind die Highlights in diesem Jahr?
Vor 100 Jahren fand der Pferdemarkt erstmals statt. Deshalb gibt es für Pferdefreunde ein Schauprogramm des Haupt- und Landesgestüts Marbach, das 100 Jahre Hengstparade feiert (Sonntag, 15.30 Uhr). Beim Rummel gibt es wieder einige aufsehenerregende Fahrgeschäfte. Ins Auge sticht der Aeronaut – ein Kettenkarussell in 85 Metern Höhe. Für noch Wagemutigere gibt es den Gladiator.
Bei dem 62 Meter hohen Fahrgeschäft drehen sich die Insassen doppelt über Kopf. Auch ein Riesenrad wird es wieder geben, sowie den größten Autoscooter Süddeutschlands mit 338 Quadratmetern Fahrbahn. Am Sonntag ab 21 Uhr steht wieder das traditionelle Brillantfeuerwerk auf dem Programm und am Montag ab 14 Uhr der große Umzug durch die Altstadt mit rund 60 Gruppen.
Was kostet ein Besuch?
Der Zutritt zum Pferdemarktgelände ist kostenlos. Für Fahrgeschäfte fallen natürlich unterschiedliche Preise an. Das halbe Göckele kostet im Bierzelt 12,30 Euro, die Maß Bier 11,20 Euro – also deutlich günstiger auf dem Cannstatter Volksfest, wo die Maß um die 15 Euro kostet. Günstigster Tag für Familien ist der Dienstag, beim Kindernachmittag gibt es Rabatte und Aktionen auf dem Festgelände.
Wer mit dem Auto kommt und einen Parkplatz im Freien oder in einem Parkhaus ergattert, zahlt entweder keine Parkgebühren (im Freien) oder die günstigen 10 Cent pro Stunde im Parkhaus.
Wie klappt die Anreise am besten?
Passend zum Pferdemarkt, wenn 250 000 Besucher in Bietigheim erwartet werden, ist die Stadt eine einzige Baustelle. Die B27 – Hauptschlagader und Zubringer für viele Besucher – wird erneuert und ist nur einspurig befahrbar. Gleichzeitig ist die direkte Verbindung nach Sachsenheim noch bis Oktober gesperrt, weil die Landesstraße dort ebenfalls erneuert wird. Eine Umleitung über den Grotztunnel ist am Ortseingang ausgeschildert. Die stressfreieste Anreise gelingt daher wohl mit der S-Bahn – vom Bietigheimer Bahnhof läuft man rund 10 Minuten zum Festgelände.
Wer dennoch nicht auf Bus und Bahn zur Anreise setzt, muss bei der Parkplatzsuche Glück haben. Neu ist, dass die Stadt ausdrücklich vor dem Parken auf dem Hit-Parkplatz warnt. Da habe es im vergangenen Jahr für viele Pferdemarktbesucher ein böses Erwachen gegeben, weil ihnen ein Bußgeldbescheid von einer privaten Firma ins Haus flatterte. Selbst am Sonntag darf dort nicht geparkt werden. Das Kaufland-Parkhaus ist nur während der Öffnungszeiten des Einkaufsmarkts nutzbar.
Wie sicher ist das Fest?
„Wir haben das Sicherheitskonzept weiterentwickelt, aber eine absolute Sicherheit kann es nicht geben“, sagt Oberbürgermeister Jürgen Kessing. Bei Veranstaltungen mit so vielen Menschen könne man nie ausschließen, dass etwas passiert. Und doch ist die Stadt bemüht, viel für das Sicherheitsgefühl zu tun.
Neben der Polizei werden auch wieder Sicherheitskräfte der Stadt und private Security-Firmen im Einsatz sein. Es gilt wieder ein Messer- und Cannabisverbot auf dem gesamten Gelände. Die Zufahrten sind mit schweren Pollern verbarrikadiert. „Nur beim Umzug können wir nicht jede Zufahrt so absichern, weil das Dutzende wären“, sagt Matthias Volk, Leiter des Ordnungsamts.
Was hat es mit dem Pferdevirus auf sich?
Für Aufsehen hatten Schlagzeilen gesorgt, wonach der Pferdemarkt durch ein Pferdevirus eingeschränkt werden könnte. Immerhin werden Hunderte Pferde vor Ort sein, viele sind während des Events in einem gesonderten Bereich untergebracht. Dass die Equine infektiöse Anämie (EIA) allerdings zu einem Problem werden könnte, wies der zuständige Tierarzt Dr. Friedrich Lindner von der Praxis Wilhelmshof entschieden zurück. Die Seuche sei in Deutschland eigentlich ausgerottet.
Bei einem Pferd aus Bulgarien wurde nun erstmals wieder das Virus in Deutschland diagnostiziert. Es sei getötet worden und nun würden alle Kontaktpferde untersucht. „Bislang gab es dabei keinen positiven Befund“, sagt Lindner. Die Ansteckung erfolgt über das Blut und meist über Insekten im Umkreis von bis zu 200 Metern. Auch der Landrat habe ihm mitgeteilt, dass es keine Bedenken seitens des Veterinäramts gebe, sagte Kessing.