Jendrik tritt stets mit Ukulele auf. Foto: dpa/Christian Charisius

Deutschland und der Eurovision Song Contest haben eine schwierige Beziehung. Doch in diesem Jahr soll mit Starter Jendrik alles besser werden. Die ersten Wettbüros sehen das anders.

Rotterdam - Zwei Jahre ist es her, dass Duncan Laurence für die Niederlande den Eurovision Song Contest (ESC) gewann. Nach der Corona-Zwangspause im vergangenen Jahr bereiten sich in Rotterdam gerade Musiker aus 39 Ländern für das von den Fans sehnlich erwartete nächste ESC-Finale vor. Die Wettbüros legten sich schon früh auf ihre Favoriten fest - Deutschlands Starter Jendrik zählt bisher nicht dazu.

Jendrik durfte am Donnerstag zum ersten Mal auf der Bühne der Rotterdamer Ahoy Arena den Auftritt mit seinem Gute-Laune-Song „I Don’t Feel Hate“ proben. Die Bühne sieht genauso aus, wie sie im abgesagten ESC des vergangenen Jahres ausgesehen hätte. Und auch das bereits für 2020 vorgesehene Motto „Open up“ ist geblieben - damit wollen die Veranstalter des Wettbewerbs die Weltoffenheit der Niederlande zeigen.

Wirkt sich der Konflikt in Israel aus?

Unklar ist noch, wie sich die Kämpfe in Israel auf den für ungezwungene Fröhlichkeit stehenden Wettbewerb auswirken. Es wird beim ESC streng darauf geachtet, dass keine politischen Statements gemacht werden - deshalb dürfte der Auftritt der israelischen Sängerin Eden Alene besonders streng beobachtet werden. Sie wird bereits am Dienstag im ersten Halbfinale singen.

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Üblicherweise reisen auch immer viele Fans aus Israel zum ESC - doch Corona verhindert die sonst übliche Dauerparty, die mit dem ersten Halbfinale am kommenden Dienstagabend begonnen hätte und erst nach dem Finale am Samstagabend zu Ende gewesen wäre. Immerhin dürfen die Teilnehmer aber vor Publikum auftreten, bis zu 3500 Zuschauer sind für die beiden Halbfinals und das Finale zugelassen.

Jendrik soll’s richten

Besonders für Jendrik dürfte das Publikum wichtig sein. Der 26-jährige Hamburger, der stets mit seiner Ukulele auftritt, lebt vom persönlichen Kontakt. Dann kommt seine Unbekümmertheit und Fröhlichkeit am besten rüber - seinem musikalisch eher dünnen Liedchen kann der Flirt mit dem Publikum mehr Power bringen.

Jendrik soll die Scharte auswetzen, die Deutschland im letzten ESC-Finale mal wieder erleiden musste. 2019 kamen die S!sters auf den enttäuschenden 25. Platz. Mit Ausnahme von Michael Schulte, der 2018 auf einem starken vierten Platz landete, war eine Platzierung am Ende des Felds auch in den Jahren davor der deutsche Stammplatz.

Prognosen der Wettbüros sind düster

Geht es nach den Wettbüros dürfte sich Jendrik ebenfalls eher hinten platzieren. Derzeit sehen ihn die Buchmacher auf Platz 27 der 39 Starterländer. Immerhin ist die Tendenz leicht positiv - Ende April platzierten ihn die Wettbüros noch auf Platz 31.

Nachdem die Wettbüros in den vergangenen Jahren mit erstaunlicher Treffsicherheit den Sieger vorhersahen, scheint die Situation in diesem Jahr nicht ganz so eindeutig. Die Französin Barbara Pravi mit ihrem „Voilà“ und die für Malta antretende Sängerin Destiny mit „Je Me Casse“ stehen derzeit vorn.

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Die beiden Sängerinnen mit den französischen Liedtiteln feierten im in Deutschland eher unbekannten Nachwuchswettbewerb des ESC Erfolge. Pravi schrieb das Siegerlied für Frankreich für den im vergangenen November trotz der Corona-Pandemie ausgetragenen Junior Eurovision Song Contest. Und die 18 Jahre alte Destiny gewann als Sängerin 2015 den Nachwuchswettbewerb.

Dass die beiden Frauen den Sieg unter sich ausmachen, ist aber nicht sicher. Denn auch die Schweizer Band Gjon’s Tears und die italienische Band Maneskin werden hoch gehandelt - die Italiener bringen mit ihrem „Zitti E Buoni“ mal wieder eine handfeste Rocknummer in den oft von seichtem Pop getragenen Wettbewerb.