In Stuttgart-Vaihingen befindet sich befindet sich das Hauptquartier der US-Streitkräfte in Europa. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Der Iran hat nach der Tötung eines wichtigen Generals durch eine US-amerikanische Drohne Vergeltung angekündigt. Auch im Raum Stuttgart leben viele US-Soldaten und ihre Angehörige.

Stuttgart - Das Landeskriminalamt (LKA) hat nach der Tötung des iranischen Generals Ghassem Soleimani im Irak eine aktualisierte Gefährdungsbewertung für US-amerikanische, israelisch-jüdische oder andere Objekte in Baden-Württemberg vorgenommen. Das sagte ein Sprecher des baden-württembergischen Innenministeriums unserer Zeitung.

„Das LKA wird – auch unter Zugrundelegung der Gefährdungseinschätzungen des Bundeskriminalamts und des Bundesamt für Verfassungsschutz – die Lage weiter beobachten und die Gefährdungsbewertung fortschreiben. Auf dieser Grundlage werden die erforderlichen polizeilichen Maßnahmen getroffen“, sagte der Sprecher. Soleimani wurde auf Befehl des US-amerikanischen Präsidenten mit einem Drohnenangriff getötet. Der Iran hat Vergeltungsmaßnahmen angekündigt.

Ob Sicherheitsmaßnahmen an einzelnen Orten in Baden-Württemberg konkret erhöht wurden, wollte der Sprecher des Innenministeriums aber nicht sagen. Es sei Teil des Sicherheitskonzepts im Land, sich mit solchen Angaben sehr bedeckt zu halten.

Wichtige US-Standorte rund um Stuttgart

In Stuttgart und der Region leben in etwa 23 000 Menschen der amerikanischen Garnison – Soldaten, Zivilangestellte und ihre Familien. Im Stützpunkt Patch Barracks in Stuttgart-Vaihingen befindet sich das Hauptquartier der US-Streitkräfte in Europa. Weitere große Standorte sind etwa die Robinson Barracks in Stuttgart-Zuffenhausen und die Kelley Barracks in Stuttgart-Möhringen.

Der Freiburger Oberbürgermeister Martin Horn hat sich mit Blick auf die wachsende Kriegsgefahr für mehr internationale Bürgerkontakte ausgesprochen. Freiburg ist den Angaben zufolge die einzige Stadt in Deutschland mit einer Partnerstadt im Iran. Sie ist seit 20 Jahren mit der iranischen Metropole Isfahan befreundet. „Gerade aufgrund der außenpolitischen Konfrontation wünsche ich mir mehr direkte Begegnungen zwischen Menschen aus dem Iran, aus Israel und den USA“, sagte Horn. Städtepartnerschaften könnten dabei helfen, die Eskalation von Gewalt zu verhindern, so Oberbürgermeister Horn.

Zu spät für neue Städtepartnerschaften

„Für neue Städtepartnerschaften ist es jetzt aber viel zu spät“, sagte Abdolnasser Hamid, der Vorsitzende des iranischen Kulturvereins Stuttgart, unserer Zeitung. Sie hätte man vor zehn oder zwanzig Jahren abschließen müssen. Jetzt stehe die Region am Rande eines neuen, großen Krieges. Für die Arbeit des Kulturvereins in Stuttgart erwartet Hamid jedoch aktuell keine Folgen. Zwar habe das iranische Regime überall im Ausland Schläfer, warnte Hamid. Dass sie konkret einen Kulturverein im Blick haben könnten, glaubt er aber nicht – auch wenn der Verein keine Regimebefürworter einlade.