Ganz schön groß: die ESC-Bühne in Turin Foto: Imago//-Marco

An diesem Samstag ist es so weit: Gastgeber Italien begrüßt in Turin 25 Teilnehmer zum 66. Eurovision Song Contest. Aber wer kann hier zum Schluss der Sieger sein? Wir stellen alle Kandidaten vor – und geben unsere Tipps zum Besten.

40 Länder nehmen am 66. Eurovision Song Contest teil, 25 von ihnen präsentieren ihre Songs an diesem Samstagabend im Grand Final in Turin. Wir haben alle Beiträge geprüft und geben hier unsere Tipps für das große Voting zum Schluss.

Startnummer 1: Tschechien. Na, das fängt ja mal gut an: Das Trio We Are Domi liefert einen richtig coolen Popsong mit starkem Gesang und mitreißenden House-Beats; toller Sound. „Lights Off“? Nein, hier geht das Licht an! Top Ten

2: Rumänien . Scharfer Taktwechsel: der Sänger WRS singt in „Llámame“ von einer verbotenen Liebe, wobei Text und Rhythmus des Refrains spanisch sind und direkt in den Sommertanzklub führen. Gut abgehangen

3: Portugal . Und gleich wieder Kontrastprogramm: Maro liefert eine wunderbar zarte Pop-Ballade voll portugiesischer Melancholie: „Saudade, Saudade“. Bezaubernd im Wohlklang der Stimmen. Geheimtipp I

4: Finnland . The Rasmus hatten 2003 mit „In the Shadows“ einen Riesenhit. Bei „Jezebel“ geht es sehr rockig zu, aber ganz sicher nicht so hart wie einst bei Lordi. Gut, professionell, anständig. Kracher

5: Schweiz. Markus Bear ist wirklich ein Bär von einem Mann. In seiner intensiven Ballade legt er aber Wert darauf, dass auch Männer zu ihren Gefühlen stehen müssen: „Boys Do Cry“. Ernstes Thema. Programmmusik I

6: Frankreich. Alvan heißt der junge Mann, Ahez heißen die Mädels, und sie singen „Fulenn“ auf Bretonisch! Im Musikvideo ist die ambitionierte Nummer spannend, auf der Bühne wird’s eher versuppen. Ambitioniert

7: Norwegen .  Subwoolfer tritt mit Spaßpop an: Ihr Elektro-Pop-Song „Give that Wolf a Banana“ plädiert dafür, lieber mehr Obst als die Großmutter zur verzehren. Es dauert zu lang, bis die Idee zündet. Mittelklasse

8: Armenien . Rosa Linn singt einen hübschen Gitarren-Song und erzählt, dass man sich aus seinem persönlichen Gefängnis befreien und den Schritt nach draußen wagen muss: „SNAP“. Musikalisch bleibt da aber nichts in Erinnerung. Verklungen, verweht

9: Italien. Wollen die Italiener etwa schon wieder gewinnen? Mahmood und Blanco tun mit ihrer großen Gefühlsballade „Brividi“ jedenfalls alles dafür. Wenn die Live-Performance gelingt, wird dies der musikalische Höhepunkt des Abends. Top Three

10: Spanien . Die Spanier dagegen wollen am liebsten nie den ESC gewinnen. Deswegen schicken sie diesmal eine junge Dame namens Chanel, die mit ihrem Hüftwackeln zu „SloMo“ schnell auf die Nerven geht. Nix

11: Niederlande. S10 nennt sich die Sängerin. Bei ihrem Song „De Diepte“ (auf holländisch gesungen!) steht sie allein auf der Bühne und vertraut ganz der Melodie und ihrer Stimme. Sehr starkes Solo. Geheimtipp II

12: Ukraine. Wenn Kalush Orchestra gewinnt, werden viele sagen, es geschah nur aus Solidarität. Dabei ist „Stefania“ auch ohne Soli-Faktor richtig gut gemachter Ethno-Folk-Rap, mal hart und heftig, dann wieder voller Sehnsucht nach dem Guten. Stark. Favorit

13: Deutschland. Malik Harris ist ein talentierter junger Mann, der an seinem Musikertraum festhalten sollte. Aber mit „Rockstars“ wird das hier nichts, auch wenn die Produzenten seinem Beitrag inzwischen ordentlich Streicherhall unterlegen. Außer Konkurrenz

14: Litauen . Früher, als der ESC noch Grand Prix de la chanson hieß, war der Wettbewerb voll solch kleiner Lieder wie „Sentimental“ von Monika Liu. Das ist einerseits charmant und hübsch, aber andererseits nach drei Minuten auch restlos verklungen. Folgenlos

15: Aserbaidschan. Es bleibt ein großes ESC-Geheimins, wie es Baku immer wieder schafft, über das Halbfinale hinaus zu kommen. Auch die verzweifelt-dramatische Ballade „Fade to Black“ von Nadir Rustamli bleibt tief in der Musik-Routine kleben. Düster

16: Belgien. Jéréme Makiese ist wohl auch ein guter Fußballer, setzt aber nun ganz auf eine Popkarriere. Sein souliger Popsong „Miss You“ startet eher verhalten, hat aber Steigerungspotenzial. Und Makieses Stimme ist echt ein Treffer. Cool

17: Griechenland. Dieser ESC-Beitrag klingt maximal ungriechisch: „Die Together“ von und mit Amanda Georgiadi Tenfjord ist eine musikalisch anspruchsvolle Ballade mit sehr viel Schmackes im zweiten Teil. Dramatisch

18: Island. Und noch ein stiller Beitrag: Das Trio Systur beweisen, dass man auch im Norden des Atlantiks Country-Musik kennt. „Med Haekkandi Sól“ erzählt von der Hoffnung, dass der Winter enden möge. Solitär

19: Moldau. Hier kommt unser diesjähriger ESC-Gewinner der Herzen: Zdob si Zdub erzählen von einer wilden Zugfahrt von Chisinau nach Bukarest – und dabei geht musikalisch nun wirklich die Post ab! Top Ten

20: Schweden . Keine Frage: Cornelia Jakobs’ Song „Hold Me Closer“ ist ESC-Pop vom Feinsten, fängt ruhig an und steigert sich zum Ohrwurm. Beim Halbfinale sang die ganze Halle mit – Wahnsinn! Top Three

21: Australien. Sheldon Riley singt in dieser Ballade „Not the Same“ von seiner Kindheit mit Asperger-Syndrom. Und da der junge Mann über eine unglaubliche Stimme verfügt, hört man gebannt zu. Programmmusik II

22: Großbritannien . Mit viel Kopfstimme entführt Sam Ryder als Astronaut in die Höhen des Weltalls, um dann doch am Ende die Erde schöner zu finden. In den Netzmedien ist „Space Man“ ein Hit, deswegen: Top Ten

23: Polen. Krystian Ochman sieht nicht nur gut aus, sondern hat von seinem Großvater die Opernstimme geerbt und macht so aus dem Popsong-Drama „River“ einen durchaus ansehnlichen Auftritt. Mittelklasse

24: Serbien . Die Rapperin Konstrakta wäscht sich minutenlang die Hände und sinniert über den Zwang zum Gesunden. Inspiriert von Marina Abramovic, aber leider umgeben von überflüssigem Ballett. Das ist Kunst

25: Estland . Der Sänger Stefan ist offiziell und aktuell „The sexiest Man“ seiner Heimat und frönt in diesem Gute-Laune-Song seinen Kinderträumen vom Wilden Westen und Cowboyleben. Fröhlicher Kehraus

ARD, Samstag, 14. Mai, 21 Uhr ESC live aus Turin