Die Cops (Kai Scheve und Lara Mandoki) befragen einen Verdächtigen (Kai Schumann, re.). Foto: ZDF/Uwe Frauendorf

Im Erzgebirgskrimi „Der letzte Bissen“ im ZDF müssen sich die Ermittler arg ahnungslos aufführen, damit es halbwegs spannend wird.

Stuttgart - Ein Richter, sowieso eine mächtige Lokalgröße und gerade noch mit dem Gewehr im Anschlag Herr über Leben und Tod der Waldtiere, kippt plötzlich vom Hochsitz. Der Jäger ist zum Gejagten geworden. In der Folge „Der letzte Bissen“ aus der Reihe der Erzgebirgskrimis im ZDF kommen bei der Obduktion große runde Projektile zum Vorschein, die zu keiner modernen Schusswaffe gehören. Da saß jemand mit einem altmodischen Vorderlader im Hinterhalt, wie ihn schon die Wilderer von einst verwendet haben, so auch der legendäre Karl Stülpner (1762-1841), der „Robin Hood des Erzgebirges“.

Dass der in dieser Folge als Lokalkolorit herbeizitierte Stülpner erst im hohen Alter von fast 79 Jahren friedlich starb, mag daran liegen, dass seine Häscher ungefähr so tranig waren wie die Polizisten in „Der letzte Bissen“. Dabei will der routinierte Drehbuchautor Leo P. Ard keinesfalls von unterbelichteten Dorfgendarmen erzählen. Er braucht die Begriffstutzigkeiten und Wissenslücken des Ermittlerduos Karina Szabo (Lara Mandoki) und Robert Winkler (Kai Scheve), um Spannungsmomente wenigstens für jene zu schaffen, die nur mit einem halben Auge zuschauen.

Sollte man Alibis vielleicht überprüfen?

Das Schießen mit historischen Waffen etwa ist ein nicht massenhaft verbreitetes, aber durchaus gängiges Hobby. Es gibt in den Gesetzen und Regelungen für den privaten Waffenbesitz eigene Passagen für diesen Schwarzpulversektor, die der Polizei bekannt sein sollten. Hier aber hören Szabo und Winkler zum ersten Mal von einem Vorderlader in der Gegenwart und können sich nicht vorstellen, wo so eine Waffe herkommen könnte. Aber das ist ein minderer Aussetzer. Später fragen sie einander ja auch, ob sie denn ein zentrales Alibi vielleicht umgehend überprüfen sollten. Verständlich, dass die Schauspieler diese Figuren nur aus Seifenoperngrimassen zusammensetzen. Die Fließbandproduktion von TV-Krimis bringt eben unweigerlich auch Blindgänger hervor.

Erzgebirgskrimi: Der letzte Bissen. ZDF, Samstag, 20.15 Uhr. Bereits vorab in der Mediathek.