Bereits ab dem kommendem Wochenende, 10. und 11. September, müssen Autofahrer auf der Egelseer Heide fürs Parken bezahlen. Foto: Alexander Müller

Bereits ab dem kommenden Wochenende macht die Stadt ernst. Auf dem Ausflugsparkplatz an der Egelseer Heide gilt ab sofort eine Gebührenpflicht – bislang einmalig in Stuttgart.

Nachdem in der vergangenen Woche bereits die Fundamente gesetzt wurden, haben „Mitarbeiter des städtischen Tiefbauamtes nunmehr auch die Parkscheinautomaten aufgestellt, somit gilt auch die Gebührenpflicht“, sagt eine Stadtsprecherin. Doch nicht etwa in einer der viel befahrenen Einkaufsstraßen in der Stuttgarter Kessellage, sondern vielmehr vor der Postkartenidylle oberhalb Rotenbergs mit Blick auf die Grabkapelle. Es ist ein Novum in Stuttgart, bislang werden von der Stadt an öffentlichen Parkplätzen von beliebten Ausflugszielen keine Gebühren verlangt – weder am Max-Eyth-See noch am Schloss Solitude.

An schönen Wochenenden herrscht das Chaos

Bislang. Denn bereits ab kommendem Wochenende, 10. und 11. September, müssen Autofahrer nun auf der Egelseer Heide bezahlen. Die Parkscheinregelung für die 115 Stellplätze gilt zwischen 1. März und 31. Oktober an den Wochenenden und Feiertagen. Die Stadt hofft den Besucherandrang durch die befristete Gebührenpflicht eindämmen zu können.

Denn an schönen Wochenenden herrscht im ansonsten beschaulichen Stuttgarter Stadtteil das Chaos. Ausflügler aus der gesamten Region überrollen die Grabkapelle auf dem Württemberg und das beliebte Naherholungsgebiet an der Egelseer Heide am Ortsende. Um ein völliges Zusammenbrechen des Verkehrs zu verhindern, mussten teils drastische behördliche Maßnahmen wie die Ausweisung von Halteverboten und sogar die Sperrung der Zufahrten ergriffen werden. Die Coronapandemie hat den Effekt noch einmal verstärkt, was nach langen Diskussionen die Zustimmung von Gemeinde- und Bezirksbeirat bewirkte. Nun folgt mit der Einführung der Gebührenpflicht somit der letzte Schritt des bereits 2017 beschlossenen Verkehrskonzepts für Rotenberg.

Gebühren von zwei bis zu zwölf Euro

Mit dem Ende der Sommerferien müssen die Ausflügler daher nunmehr für die Parkplätze an der Egelseer Heide bezahlen. Die Regelung gilt von März bis Oktober zu den Hauptbesucherzeiten am Samstag, Sonntag und an Feiertagen von 10 bis 18 Uhr. Die saftigen Gebühren sind dabei bewusst gewählt: Immerhin kosten bis zu zwei Stunden vier Euro, bis zu vier Stunden acht Euro und der ganze Tag maximal zwölf Euro. Schließlich steht hinter dem gesamten Konzept ein erzieherisches Ziel: Die Menschen sollen dazu bewegt werden, auf die öffentlichen Verkehrsmittel umzusteigen. Denn Rotenberg ist mit der Buslinie 61 gut erschlossen, die Busse verkehren vom Bahnhof Untertürkheim zur Grabkapelle auf dem Württemberg selbst am Wochenende und an Feiertagen im 15-Minuten-Takt.

Pilotprojekt in Stuttgart

Das für Stuttgart einmalige Pilotprojekt wird von Mitarbeitern des städtischen Tiefbauamtes begleitet. Bereits im Vorfeld fanden daher mehrere Begehungen an Wochenenden statt. Und auch nach Beginn der Bewirtschaftung sollen die Auswirkungen der Maßnahme genau beobachtet werden. Schließlich sollen durch einen entsprechenden Vorher-Nachher-Vergleich fundierte Erkenntnisse über die Wirksamkeit der Gebührenpflicht gewonnen werden. Das beschränkt sich dabei nicht alleine auf das Park- und Verkehrsaufkommen an der Egelseer Heide selbst.

Auswirkungen auf den Stadtteil im Blick

Im Blickfeld steht vor allem auch, ob es zum Verdrängungseffekt auf die angrenzenden Straßen kommt, an denen nach wie vor kostenlos geparkt werden darf. Daher hat sich die Stadt mit weiteren Szenarien beschäftigt. In einem zweiten Schritt könnte die Gebührenpflicht auf die obere Stettener Straße in Richtung zum Parkplatz an der Egelseer Heide, den Blasiusweg sowie die obere Württembergstraße direkt unterhalb der Grabkapelle ausgeweitet werden. In diesem Fall müsste eine bislang noch nicht definierte Ausnahmegenehmigung für die Anwohner von Seiten der Stadt eingeführt werden. Denn eine grundsätzliche Anwohnerparkregelung ist im kleinen Stadtteil nicht möglich, da sich der enorme Parkdruck auf rund 20 Wochenenden im Jahr beschränkt.

Regelmäßige Kontrollen

Ob sich der gewünschte Effekt mit der Gebührenpflicht auf dem Parkplatz an der Egelseer Heide einstellt, ist dabei eng mit der notwendigen Kontrolle verknüpft. An Samstagen soll diese stichpunktartig im Rahmen der Verkehrsüberwachung der Stadt erfolgen. An Sonn- und Feiertagen durch den städtischen Vollzugsdienst. Dabei soll nach Angaben der Verwaltung auf außergewöhnliche Entwicklungen im Stadtteil zeitnah reagiert werden.