Viel Platz für die ersten Frühschwimmer der Saison in Vaihingen Foto: Lichtgut/Piechowski

Die zweite Freibad-Saison in Stuttgart unter Corona-Bedingungen hat begonnen. Das kühle Wetter hat die Stammgäste nicht von einem Besuch abgehalten. Wir haben uns mit einigen der ersten Badegäste unterhalten.

Stuttgart - Am Donnerstagmorgen ist die Liegewiese im Freibad Rosental in Stuttgart-Vaihingen noch menschenleer. Die Sonne wagt sich schon heraus, nur die Temperaturen laden noch nicht ganz zu Sonnenbad und Picknick ein. Trotzdem drehen eine Handvoll Schwimmerinnen und Schwimmer bereits ihre Runden im Sportbecken – eine Bahn hinauf, die benachbarte hinunter, um sich nicht zu nahe zu kommen. Dank der Lockerungen in Stuttgart ist es für das Freibad Rosental – wie auch für die vier anderen städtischen Freibäder in Möhringen, Untertürkheim, Sillenbuch und auf dem Killesberg – der erste Morgen der zweiten Freibadsaison unter Coronabedingungen.

Am Beckenrand hält Michael Röhn beim Bahnwechsel an und klingt hörbar begeistert. „Wir Stammgäste freuen uns riesig, wieder herzukommen“, sagt er. „Ich habe heute morgen direkt Bekannte getroffen, die ich hier endlich wiedergesehen habe.“ Dabei gefällt ihm das System der Freibäder, nur Vorabreservierungen für eines von zwei großen Zeitfenstern vormittags und nachmittags anzunehmen, anstatt die Badezeiten der Gäste enger zu takten. „Da kann ich in Ruhe eine Stunde schwimmen, dann Aquajogging machen und mich danach noch mit anderen unterhalten.“

Frühschwimmer warteten schon vor dem Eingang

Für das erste Zeitfenster an diesem Morgen haben sich zwar nur 57 Menschen im Freibad Rosental angekündigt, erklärt Jens Böhm, der Sprecher der Stuttgarter Bäderbetriebe. Aber das würden mit wärmerem Wetter rasch mehr. Insgesamt sind im größten Stuttgarter Freibad 1350 Gäste gleichzeitig erlaubt – kein Vergleich zur Vollbelegung in vorpandemischen Zeiten mit mehr als 10 000 Menschen zugleich.

Die ersten Frühschwimmer standen schon kurz vor der Öffnung um sieben Uhr vor dem Eingang. Ulrich Büdel hat seine Schwimmrunde zwei Stunden später zwischen zwei geschäftlichen Terminen eingeschoben. „Ich habe schon darauf gewartet, dass es endlich wieder losgeht“, sagt der Leinfeldener. „Zum Glück bin ich schon geimpft, denn ich komme gerne auch spontan her, aber mit einem Schnelltest davor wäre das eigentlich unmöglich.“ Das bestätigen auch einige der anderen Stammgäste – um eingelassen zu werden, mussten sie sich offiziell schnelltesten lassen, können so aber nicht wie gewohnt täglich kommen. Trotzdem überwiegt bei ihnen an diesem Morgen die Freude darüber, endlich wieder in ihr Lieblingsbad zu dürfen. Schwimmbadleiter Klaus Schlipf freut sich mit ihnen: „Für viele Stammgäste ist das ein Lebenselixier.“

„Siebeneinhalb Monate konnte ich nicht schwimmen gehen“

Besonders erleichtert ist eine ältere Frau, die gerade das Becken verlassen hat und nun mit den Tränen kämpft: „Siebeneinhalb Monate konnte ich nicht schwimmen gehen, dabei brauche ich das dringend wegen meiner Gelenkprobleme.“ Dass das Freibad nur unter Einschränkungen öffnet, nimmt die Vaihingerin dafür gerne in Kauf: „Ich halte mich an alle Regeln. Hauptsache, ich darf hier wieder rein.“ Dazu gehört eine Maskenpflicht im Eingangsbereich und rund um die Umkleiden und Toiletten, während die Bäder gemäß der Landesverordnung darauf setzen, dass auf der Liegewiese und am Wasser auch ohne Masken die Abstände reichen. Alles überwacht von mehreren Aufsichtspersonen, während ein Reinigungsteam regelmäßig Geländer und andere Kontaktflächen desinfiziert. Man habe vieles aus dem Vorjahr gelernt, sagt Böhm. „Wir sind stolz, dass wir mit dem ersten Tag starten konnten.“

Gegen zehn Uhr tauchen allmählich auch die ersten Familien am Becken auf. Auch Andrea Haag bringt ihr einjähriges Kind kurz ins Wasser. „Als ich von der Öffnung gehört habe, wollte ich sofort kommen“, sagt sie. „Ich bin als Schwimmerin geboren, ich freue mich riesig.“

Insgesamt habe man über das E-Ticket-System bis Donnerstagnachmittag rund 1800 Eintrittskarten für alle fünf städtischen Freibäder zusammen verkauft, sagt Böhm. Reserviert werden kann dabei online oder telefonisch bis zu drei Tage im Voraus. Es gebe also auch für Kurzentschlossene noch genug Tickets für die kommenden Tage in allen Freibädern.