Eine solche Maske reicht natürlich nicht aus. Foto: dpa/Felix Kästle

Unter strengen Auflagen gehen die Freunde von Lack und Leder am Samstag auf Kreuzfahrt. Eine Bedingung dürfte dabei kein Problem sein.

Friedrichshafen - So viel ist mal klar: die Maskenpflicht dürfte an Bord des „Torture Ships“ auf dem Bodensee kein großes Problem darstellen. Leiden ist für die Freunde von Lack, Leder und Latex schließlich ein anerkanntes Mittel zur sexuellen Stimulierung. Am Samstag sticht das berüchtigte Erotikschiff zum ersten und wohl auch zum einzigen Mal in dieser Saison wieder in See. Von Friedrichshafen aus geht es hinaus, später wird Konstanz angesteuert. „Ich möchte der Szene nach Monaten der Einschränkungen endlich die Möglichkeit bieten, sich zu treffen“, sagt der Veranstalter Thomas Siegmund.

Der Mann aus Augsburg und seine Agentur Zip-Zone organisieren die frivolen Ausfahrten bereits seit 1997. Früher waren sie eine Provokation für manch „anständigen Bürger“. Das schloss nicht aus, dass viele von ihnen allzu gerne am Hafen standen, um zu beobachten, wie die Fetisch-Fans mit schwarzen Leder-Corsagen, schwarzen Latexkleidchen und viel nackter Haut die Brücke zum Ausflugsschiff der Weißen Flotte überquerten. In Corona-Zeiten könnte die Torture-Tour von manchen wieder als Provokation empfunden werden. Partys gelten als Treiber der Pandemie. Auch deshalb sind Discos und Clubs immer noch geschlossen.

Veranstaltung unter Beobachtung

Siegmund weiß, dass seine Veranstaltung unter besonderer Beobachtung steht. Ein umfangreiches Hygienekonzept soll verhindern, dass sie sich im Nachhinein als Hotspot erweist. Vor allem gelte es, den üblichen Ansturm der Schaulustigen zu verhindern. 1000 bis 2000 Menschen sollen es jedes Jahr gewesen sein, die das Spektakel am Hafen verfolgten. Sowohl in Konstanz als auch in Friedrichshafen werde das Pier deshalb weiträumig abgesperrt. Dafür habe er zusätzliche Security-Kräfte engagiert, sagt Siegmund.

An Bord gälten die üblichen Abstandsregeln und ein Tanzverbot. Die Discjockeys hätten den Auftrag, entsprechend ruhige Musik zu spielen. „Die Leute sollen chillen und sich unterhalten“, sagt Siegmund. Aus seiner Sicht sei ein Schiff der ideale Ort für eine solche Veranstaltung. Auf den Außendecks blase der Wind, und auch die Innenräume könnten gut belüftet werden, sodass etwaige ansteckende Aerosole schnell zerstreut würden, ist Siegmund überzeugt.

„Die Szene ist nicht sorglos“

Auch bei der Maskenpflicht erwarte er keine Probleme. „Die Szene ist nicht sorglos.“ Zudem gebe es ja eine gewisse Aufgeschlossenheit, sagt Siegmund. Eine einfache Latexmaske mit Atemöffnungen reiche natürlich nicht. Aber in den vergangenen Jahren war mancher mit einer Gasmaske auf das Schiff gekommen. „Da braucht man dann keine Zusatzmaske.“

Die Einrichtung eines Darkrooms für sexuelle Handlungen hatten die Bodenseeschiffsbetriebe (BSB) schon vor Jahren untersagt. Ansonsten lässt das zur Stadtwerke Konstanz gehörende Unternehmen dem Veranstalter freie Hand. „Das Schiff ist bei uns gechartert, für das Hygienekonzept ist aber der Veranstalter verantwortlich“, sagt der Sprecher der Stadtwerke, Christopher Pape.

Viele sind zurückhaltend

Tausend Fahrgäste fasst das „Motorschiff München“ offiziell. Zu den Lack- und Lederpartys waren in den vergangenen Jahren bis zu 600 Gäste zugestiegen. Beim Auslaufen schien das Boot manches Mal schier zu kentern wenn sich alle an der hafenseitigen Reling drängten. Diesmal dürfte es solche Szenen kaum geben. Im Kursbetrieb haben die BSB die zulässige Fahrgastzahl coronabedingt fast halbiert. Siegmund will sogar nur 250 Gäste an Bord lassen. Allerdings seien bisher nur 200 Karten verkauft. Rund 80 Frühbucher hätten ihre Tickets zurückgegeben oder auf das nächste Jahr umgebucht.

Die Kosten seien damit nicht zu decken. Aber er wolle der Szene etwas zurückgeben. Sie habe ihm in den vergangenen Jahren immer gute Einnahmen beschert, sagt Siegmund. Ob alle mit der Veranstaltung in der nun möglichen Form glücklich würden, müsse man abwarten, räumt er ein. Die Szene selbst ist gespalten. Unter den gegebenen Bedingungen sei die Torture-Kreuzfahrt ein absolutes No-Go, schreibt ein Kommentator auf Facebook. „Entweder 100 Prozent oder gar nicht.“ Andere freuen sich hingegen. „Wir sind dabei, egal wann.“