Die Cyberangriffe auf Polizei und andere Einrichtungen in Deutschland setzen sich fort. Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Am Dienstag sind die Internetseiten der Polizei in Baden-Württemberg erneut nach einer Cyberattacke nicht erreichbar gewesen. Das löst Diskussionen aus – bis hin zur Forderung nach Sonderzahlungen für IT-Spezialisten.

Es hat etwas von einem Déjà-vu. Kaum hat die Polizei in Baden-Württemberg die Cyber-Attacke auf ihre Internetseiten in der vergangenen Woche einigermaßen überstanden, geht das Ganze von vorn los. Am vergangenen Mittwoch und Donnerstag hatte mutmaßlich eine pro-russische Hackergruppe Einrichtungen in ganz Deutschland attackiert, darunter Flughäfen, Banken und Sicherheitsbehörden. Die Seiten der Polizei unter www.polizei-bw.de mussten daraufhin aus Sicherheitsgründen heruntergefahren werden.

Und jetzt am Dienstag dasselbe Spiel. Wobei, Unterschiede gab es schon. Zwar handelte es sich erneut um eine sogenannte DDoS-Attacke, bei der Internetseiten durch eine Vielzahl von Seitenaufrufen gezielt überlastet und so in die Knie gezwungen werden. Allerdings hatten die Täter im Vergleich zu Donnerstag ihr Vorgehen grundlegend geändert: Es sei schwerer gewesen, die Muster hinter dem Angriff zu erkennen, sagt eine Sprecherin des Innenministeriums. Zwar sei der Angriff abgewehrt worden, allerdings seien die Seiten für kurze Zeit erneut nicht zu erreichen gewesen. Man habe „Maßnahmen“ ergriffen, es sei kein weiterer Schaden entstanden.

Die Gewerkschaft der Polizei fordert weit reichende Gegenmaßnahmen. „Für die Sicherheit des IT-Netzes bei Krankenhäusern und der Sicherheitsbehörden bedarf es mehr Geld für die Hardware und Infrastruktur“, sagte der Landesvorsitzende Gundram Lottmann unserer Zeitung. Doch auch beim Personal müsse die Landesregierung zwingend ansetzen: „Zusätzlich müssen mehr IT-Spezialisten eingestellt werden. Aufgrund des aktuellen Fachkräftemangels ist dies nur mit Sonderzahlungen möglich, da der öffentliche Dienst mit den Gehältern in der freien Wirtschaft nicht mithalten kann“, so Lottmann.

Bei der Gewerkschaft kritisiert man, die Regierung habe die Sicherheitsinfrastruktur vernachlässigt. Das habe auch die Situation im Stuttgarter LKA unlängst deutlich aufgezeigt. Dort war nach einem technischen Defekt der Strom ausgefallen, was sich auf Polizeipräsidien im gesamten Land ausgewirkt hatte. „Die Politik hat hier viel zu lange gezögert“, sagte Lottmann den Blättern.

Die Diskussion um die Sicherheit bei den Sicherheitsbehörden verschärft sich damit weiter. Die SPD im Landtag hatte sich bereits wegen der Attacken in der vergangenen Woche besorgt gezeigt und an Innenminister Thomas Strobl geschrieben. Innenexperte Sascha Binder stellt dabei die Frage, „ ob es in der landeseigenen IT-Verwaltung genügend IT-Experten gibt, um auf Cyberattacken, die insgesamt zunehmen, zu reagieren und die erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen“.