Sven Bach versteht seine Patienten: „Ich mag Dicke, ich war ja selber einer.“ Foto:  

Ernährungsberater Sven Bach verrät, wie man dauerhaft seine Gewohnheiten ändern kann – ohne gleich zum Puristen zu werden. Im Interview sagt er, dass man sich nicht jede Angewohnheit komplett verbieten solle.

Stuttgart - Das neue Jahr beginnt mit guten Vorsätzen. Mehr Sport. Mit Rauchen aufhören. Gesünder essen. Abnehmen. Sven Bach, staatlich geprüfter Diätassistent mit einer Praxis für Ernährungsberatung, weiß, wie man diese Vorsätze umsetzen kann – ohne komplett auf Gewohnheiten zu verzichten.

Herr Bach, im neuen Jahr sind Sie besonders gefragt?

Tatsächlich sind es in den ersten zwei Wochen dreimal so viele Anfragen wie sonst. Das trägt dem Rechnung, weil der Menschen über Weihnachten gevöllert hat. Wenn die Wampe dann über den Hosenbund ragt, reift der Entschluss, etwas ändern zu wollen.

Wie oft klappt das dann?

Es ist der Klassiker, dass die Leute ihre Vorsätze auf die Tage nach Heilige Drei Könige verschieben und dann auf die erste Arbeitswoche. In der ist dann der Druck so groß, dass alles zum Erliegen kommt.

Was also tun?

Ich habe Patienten, die mich Mitte Dezember kontaktieren – das ist genau richtig. Denen sage ich: Im Sommerurlaub oder zum Jahreswechsel darf man sich auch mal gehen lassen. Viele bauen ein Dogma auf, nach dem Motto: Ich esse keinen Zucker oder kein Fett mehr. Diese absolute Sicht funktioniert nicht.

Was dagegen lässt sich umsetzen?

Ich plädiere dafür, sich 15 bis 20 Tage im Monat gesünder zu verhalten. Ich rate den Leuten, im Kalender blaue und grüne Tage einzutragen. An den grünen Tagen schaut man, dass man keinen Alkohol trinkt und keine Chips am Abend isst.

Stattdessen was?

Man muss den Leuten ja nicht erklären, was gesund ist. Ich verstehe, dass ein Schokocroissant toll ist. Das darf man auch mal essen, an anderen Tagen dann eben Haferflocken mit Obst. Die Menschen sollten sich Fleischkäswecken nicht zwischendurch reinstopfen. Wenn Fleischkäswecken, dann an einem blauen Tag. Das Problem ist das Dogma. Wer sagt, ich esse gar keinen Kuchen mehr, der hat irgendwann keinen Bock mehr.

Sie setzen auf Lockerheit.

Genau. Ich versuche die Dinge so zu visualisieren, dass die Menschen das verstehen. Einem Arbeiter, der täglich zwei Spezi getrunken hat und drei Brötchen mit Fleischsalat, dem zeigte ich, was er zu sich nimmt. Die Spezi entsprechen 40 Würfelzucker, die Brötchen einer Tafel Schokolade und der Fleischsalat einer Zwei-Drittel-Packung Butter. Inzwischen trinkt er nur noch ein Spezi, isst zwei Brötchen, teilt den Fleischsalat auf zwei Tage auf und hat 13 Kilo abgenommen.

Sie sind ein lebender Beweis für ihre Thesen.

Stimmt. 141 Kilogramm waren meine Grenze. Ich mag Dicke, ich war ja selber einer. Es wird ihnen ja auch nicht einfach gemacht, überall lauern Gefahren, wenn man etwa in einen Supermarkt geht.