„Dem Menschen ganz nah“ lautet das Motto der Erich-Schumm-Stiftung. Foto: Gottfried Stoppel

Nach drei Jahren Bauzeit eröffnet die Erich-Schumm-Stiftung in Murrhardt ein neues Pflegeheim mit Tagespflege und Praxisklinik. Ins ehemalige Heim ziehen vorerst Geflüchtete.

Altenheim, Tagespflege und Praxisklinik unter einem Dach: drei Fliegen mit einer Klappe – daran hätte Erich Schumm bestimmt seine Freude gehabt. Der hat nämlich nicht nur die Fliegenklatsche und vieles mehr erfunden, Schumm gründete vor knapp 60 Jahren gemeinsam mit seiner Frau Lili auch eine Stiftung zum Wohle älterer Menschen. Damit legte der mittlerweile verstorbene Fabrikant in Murrhardt den Grundstein für mehrere Wohn- und Pflegeheime im Ort. Jüngstes Projekt: das Haus „Margarete“ an der Fornsbacher Straße 29, das an diesem Samstag feierlich eingeweiht wird.

90 stationäre Plätze im Pflegeheim

Im Herzen der Stadt an der Murr, nur einen Katzensprung vom Ärztehaus entfernt, befindet sich der imposante Neubau. Er besteht aus zwei versetzten Baukörpern, die jeweils 50 Meter lang und 16 Meter breit sind. 90 stationäre Pflegeplätze verteilen sich auf die drei oberen Etagen mit je 30 Einzelzimmern à 25 Quadratmetern sowie drei Gästezimmern für Angehörige. „Auf jeder Etage sind zwei Wohngruppen mit jeweils 15 Bewohnerinnen und Bewohnern über zwei große Gemeinschaftsbereiche verbunden, die gleichzeitig das Zentrum der Aktivitäten bilden“, erklärt Rolf Barreuther, seit 2009 Vorsitzender der Erich-Schumm-Stiftung. Von beiden Gemeinschaftsbereichen aus gibt es einen Zugang zu einem breiten, überdachten Balkon. Das Dienstzimmer liegt ebenfalls zentral und ermöglicht sowohl einen Blick zu den Aufzügen als auch in die Wohnbereiche. Ebenfalls zum Herzstück gehören die zwei mittig gelegenen, großzügigen Küchenbereiche. Hinzu kommen auf dem Dachgeschoss sechs großzügige Penthousewohnungen zwischen 100 und 160 Quadratmeter mit individuell buchbaren Service- und Pflegeleistungen. „Alle Wohnungen sind vermietet, und auch die Plätze im Alten- und Pflegeheim sind bereits vergeben“, sagt Rolf Barreuther und verweist auf eine lange Warteliste.

Im Erdgeschoss des 14-Millionen-Projektes befindet sich die Praxisklinik Oberes Murrtal. Sie umfasst ärztliche Behandlungszimmer plus zehn Einzelzimmer. Für die Nutzung gibt es verschiedene Optionen: ambulante Belegbetten, psychiatrische Tagesklinik, Übergangs- und Kurzzeitpflege. „Wir haben in den letzten Monaten zu diesen Themen viele Abstimmungen und Gespräche geführt, unter anderem mit dem Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg und Verbänden wie der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg“, teilt Rolf Barreuther mit. „Ein Gespräch über eine mögliche Kooperation mit den Rems-Murr-Kliniken findet Ende November statt.“ Es bestehe bereits seit Jahren eine enge Zusammenarbeit mit dem Ärztehaus am Römerbad.

Die Erich-Schumm-Stiftung ist seit Jahrzehnten aktiv

Neben dem aktuellen Neubau hat die Schumm-Stiftung bereits im Jahr 2008 das Haus „Lili“ (2008) mit neun Wohnungen gebaut. Die Häuser „Elisabeth“ mit 32 Wohnungen sowie das Pflege- und Altenheim „Emma“ mit 83 Plätzen stammen beide aus dem Jahr 1973. Für das ehemalige Heim sind mittelfristig umfangreiche Umbauarbeiten geplant. Zunächst jedoch werden dort andere Mieter ein Zuhause finden: „Das durch unseren Neubau leer stehende Haus Emma wird nach reiflicher Überlegung vorübergehend als Unterkunft für geflüchtete Familien aus der Ukraine und anderen Ländern zur Verfügung stehen“, erklärt Barreuther. „Uns ist bewusst, dass wir im Zusammenleben mit unseren Bewohnerinnen und Bewohnern sowie den Mieterinnen und Mietern der Häuser Elisabeth und Lili eine besondere Verantwortung haben.“ Dies sei auch dem Landkreis Rems-Murr klar und im Grundsatz im Mietvertrag verankert, inklusive eines Sozialarbeiters an mehreren Tagen vor Ort.

Interimsnutzung des ehemaligen Pflegeheims beschlossen

Barreuther: „Nach unserem Motto ,Dem Menschen ganz nah‘ ist es eine Win-Win-Situation für den Landkreis Rems-Murr und die Erich-Schumm-Stiftung.“ Menschen in Not würde ein erstes neues Heim geboten, und es könnten Arbeitskräfte gefunden werden. Parallel dazu sollen Konzeption und Planung für das Haus im Sinne des „generationenunabhängigen Wohnens mit Service“ überarbeitet und dann realisiert werden.

Von diesem humanitären Gedanken wäre vermutlich auch Erich Schumm Feuer und Flamme; der übrigens auch die Brennstoffwürfel „Esbit“ erfunden hat.