Die Erde ist überlastet – so die Message des internationalen Foto: IMAGO/NurPhoto/Bryan Olin Dozier

Die Menschheit lebt seit Donnerstag auf Pump. Nach Berechnungen von Umweltfachleuten gilt der Tag als so genannter „Erdüberlastungstag“. Was man rund um den Tag wissen muss.

Die Menschheit lebt fortan bis zum Rest des Jahres bei der Natur auf Pump: Der Donnerstag markiert nach Berechnungen von Umweltexperten als sogenannter Erdüberlastungstag den Zeitpunkt, an dem die Menschheit alle Ressourcen aufgebraucht hat, die der Planet in einem Jahr auf natürlichem Wege ersetzen könnte. Damit bräuchte die Weltbevölkerung nach Angaben der Organisation Global Footprint Network angesichts ihres Ressourcenverbrauchs eigentlich 1,75 Erden.

„In den (bis zum Jahresende) verbleibenden 156 Tagen wird unser Verbrauch erneuerbarer Ressourcen darin bestehen, am Natur-Kapital des Planeten zu knabbern“, sagte Laetitia Mailhes vom Global Footprint Network. Besonders hoch ist der ökologische Fußabdruck von Industriestaaten.

Tag wandert kontinuierlich nach vorne im Kalender

Der globale Erdüberlastungstag („Earth Overshoot Day“) verschiebt sich bereits seit 20 Jahren nahezu kontinuierlich immer weiter nach vorn. 2000 fiel das Datum noch auf den 23. September und lag damit fast zwei Monate später als heute. Die Coronapandemie bewirkte eine Ausnahme: Im Jahr 2020 ließen gedrosselte Wirtschaftsaktivitäten und Lockdown-Maßnahmen insbesondere den CO2-Ausstoß sinken und verzögerten das symbolträchtige Datum bis zum 22. August.

Schon im Folgejahr trat die Gegenbewegung ein und der Erdüberlastungstag fiel im Jahr 2021 auf den 29. Juli - wie auch schon vor der Pandemie im Jahr 2019. In diesem Jahr ist es der 28. Juli. Die Umweltschutzorganisation WWF hat das Vorrücken des Erdüberlastungstags als „ökologische Bankrotterklärung der Menschheit“ bezeichnet.

Umweltschutzorganisationen fordert Politik zum Handeln auf

Die Organisationen sehen vor allem Unternehmen und Politik in der Verantwortung. „Die Bundesregierung muss klare gesetzliche Vorgaben in die Wege leiten, die den planetaren Grenzen Rechnung tragen: Für den Ressourcenschutz, die Energieeffizienz und den Bodenschutz“, sagte Olaf Bandt, Vorsitzender des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND).

Germanwatch sieht Deutschland und die Europäische Union in der „besonderen Verantwortung“, den ökologischen Fußabdruck zu reduzieren. Dafür solle sich die Bundesregierung stärker in die Verhandlungen zum Klimapaket der EU einbringen. „Das Paket sollte beispielsweise sicherstellen, dass der Luftverkehr endlich Zertifikate im Emissionshandel für seine volle Klimawirkung kaufen muss.“

Peta macht auf den Fleisch- und Milchkonsum aufmerksam

Peta machte vor allem auf die Folgen der industriellen Landwirtschaft und die Klimafolgen des internationalen Fleisch- und Milchkonsums aufmerksam. „Einer der Hauptverursacher unserer ‚Öko-Schulden‘ ist die industrielle Landwirtschaft, die für sogenannte ‚Nutztiere’ einen Großteil der fruchtbaren Böden in Beschlag nimmt“, Biologin Bettina Eick. Die Lösung für Peta: mehr veganer Ökolandbau.

Anlässlich des symbolträchtigen Datums hatte Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) am Mittwoch gefordert, den Schutz von Umwelt, Klima und Ressourcen im europäischen Lieferkettengesetz zu verstärken. „Wir dürfen es uns in Europa nicht länger erlauben, mit unserem Konsum Umweltzerstörung und Menschenrechtsverletzungen in anderen Teilen der Welt zu importieren.“

Einzeln betrachtet hatte Deutschland schon Anfang Mai den ihm zustehenden Vorrat an natürlichen Ressourcen für dieses Jahr aufgebraucht. Würden alle Länder so haushalten wie Deutschland, wären nicht nur 1,75, sondern rund drei Erden nötig.