Die Stars der Seifenoper „Plus belle la vie“ werden sich nach über 4500 Sendungen eine neue Arbeitsstelle suchen müssen. Foto: AFP/VALERY HACHE

Die Seifenoper „Plus belle la vie“ wird nach über 4500 Folgen eingestellt. Immer weniger Zuschauer wollen die Serie sehen.

Zuerst war es nur ein Gerücht. Doch nun ist es für die Millionen treuen Fans eine traurige Wahrheit. Die Fernsehserie „Plus belle la vie“ wird zum Ende des Jahres eingestellt. Die seit 2004 täglich ausgestrahlte Seifenoper genießt in Frankreich ähnlichen Kultstatus wie in Deutschland einst die legendäre „Lindenstraße“. Angestoßen wurden bisweilen heftige gesellschaftliche Diskussionen, als etwa zum ersten Mal ein Kuss zwischen Männern im öffentlichen Fernsehen gezeigt wurde.

Immer weniger Leute wollen die Serie sehen

Über 4500 Mal flimmerte „Plus belle la vie“ über die Mattscheibe, verlor zuletzt aber immer mehr Zuschauer. Zu den besten Zeiten verfolgten bis zu sieben Millionen Menschen jeden Abend auf „France 3“ die Intrigen, alltäglichen Streitereien und auch das Liebesleben der Bewohner des fiktiven Stadtteils Mistral in Marseille. Die Macher der Seifenoper räumen ein, dass die zunehmende Konkurrenz durch andere Serien und die Abwanderung der Zuschauer ins Internet die Quote massiv gedrückt habe.

Grundlage des Erfolges von „Plus belle la vie“ war immer, dass in den 18 Staffeln aktuelle gesellschaftliche Fragen aufgeworfen und diskutiert wurden. Kaum ein kontroverses Thema wurde ausgespart, es ging um Homosexualität, Rassismus, Transidentität, Drogenmissbrauch, Behinderung oder Vergewaltigung. Die nächsten Folgen werden sich mit Gewalt gegen Frauen befassen. Die Serie habe auf diese Weise mehr Einfluss auf die Gesellschaft ausgeübt als die Politik, behaupten nicht nur die Fans.

Bestürzung im Rathaus von Marseille

Das Ende der Seifenoper wird auch im Rathaus von Marseille mit einiger Bestürzung zur Kenntnis genommen. Sie ist eine willkommene Werbung für die Mittelmeermetropole, die in Frankreich aufgrund der allgegenwärtigen Kriminalität nicht den besten Ruf genießt. „Die Serie hat die Stadt in einem sympathischen Licht gezeigt“, sagt Marc Thépot, Präsident des Fremdenverkehrsamtes. Manch negative Bilder seien dadurch zurechtgerückt worden.

Catherine Lecoq von der Gewerkschaft der Künstler-CGT macht sich mehr Sorgen um die wegfallenden Arbeitsplätze. „300 Künstler und 300 Techniker, darunter viele Teilzeitdarsteller“ seien betroffen, so schätzt sie. Lecoq geht davon aus, dass der nun frei werdende Sendeplatz durch Billigproduktionen gefüllt werden wird.

Viele Fans wollen sich allerdings nicht mit dem Ende von „Plus belle la vie“ abfinden. In ihren Kreisen machen Gerüchte die Runde, dass mehrere Privatsender Interesse angemeldet hätten, die Seifenoper weiter zu produzieren. Möglich also, dass der letzte Vorhang auch nach der finalen Sendung am 18. November 2022 noch nicht gefallen ist.