Der Bürgermeister von Nagoya, Takashi Kawamura (Foto von 2019), hat beim Empfang für Olympiasiegerin Miu Goto im Rathaus in deren Goldmedaille gebissen. Foto: imago/Kyodo News

Wenn ein Medaillensieger der Olympischen Spiele in seine Plakette beißt, dann haben wir uns an diese Bilder gewöhnt. Macht das jedoch ein Bürgermeister, ist das Entsetzen groß.

Nagoya - Wir kennen die Fotos, auf denen Medaillengewinner bei Olympischen Spielen in ihre Plaketten beißen, als wollten sie überprüfen, dass es sich tatsächlich um Gold, Silber oder Bronze handelt und nicht um einen Schokotaler von der Sparkasse, bei dem in einer glänzenden Hülle lediglich eine weiche Süßigkeit steckt. Noch ist so was bei Olympia ausgeschlossen, weil ja noch ordentlich Geld mit den Spielen verdient wird, weshalb das vorgegaukelte Misstrauen der Sportler in gewisser Weise einem Affront gegen das Internationale Olympische Komitee (IOC) gleichkommt.

Jene Bilder müssen Takashi Kawamura wie ein gleißender Blitz durch den Kopf geschossen sein, als Softballerin Miu Goto dem Bürgermeister von Nagoya beim Empfang im Rathaus ihre Goldmedaille um den Hals hängte. Wie Graf Dracula, der Menschen beißt, weil es in seinem Wesen liegt, hat sich der 72 Jahre alte Honoratior einer unstillbaren Gier gehorchend die Medaille zwischen die Zähne geklemmt, was nicht nur Miu Goto mit blankem Entsetzen registrierte, sondern so ziemlich ganz Japan schockierte. Takashi Kawamura hat die Plakette nicht beschädigt, man hätte das Goldstück reinigen können, jedoch bestand die Olympionikin auf ein neues, was ihr vom IOC zugesichert wurde. Auch Toyota, bei dessen Softballteam Miu Goto beschäftigt ist, beschwerte sich beim bissigen Bürgermeister – dabei sollte der Autogigant wissen: Nichts ist unmöglich, dazu zählt auch so manches Benehmen.