Zur Homöopathie gehören Globuli, aber auch Tropfen. Foto: dpa/Patrick Pleul

Die Mehrheit der Ärzte in Baden-Württemberg will die Zusatzqualifikation Homöopathie abschaffen. Der Gesundheitsminister Manfred Lucha kritisiert diese Entscheidung scharf. Nun haben Bürger und Institutionen noch bis 5. September das Wort.

Obwohl knapp 400 Ärztinnen und Ärzte in Baden-Württemberg qualifiziert in der Homöopathie sind, hat sich der Großteil der Mediziner im Südwesten kürzlich gegen die Methode der Naturheilkunde positioniert. Bei einer Vertreterversammlung der hiesigen Ärztekammer Ende Juli wurde mit großer Mehrheit dafür gestimmt, dass die Zusatzbezeichnung Homöopathie aus der Weiterbildungsordnung gestrichen werden soll. Diese Weiterbildungsordnung legt fest, welche Qualifikationen Ärztinnen und Ärzte erwerben und öffentlich angeben können; etwa auf Schildern oder im Internet. Dazu gehören Bezeichnungen wie Betriebsmedizin, Diabetologie oder Homöopathie.

Lucha hält das Votum für „absolut falsches Signal“

Manfred Lucha kritisierte dieses Votum scharf: „Den Beschluss der Landesärztekammer finde ich das absolut falsche Signal“, sagte der Grünen-Politiker kürzlich der „Südwestpresse“. Baden-Württemberg sei das Land der Naturheilkunde und gerade die Homöopathie sei für viele ein wichtiger Teil ihrer Gesundheitsversorgung. Jeder und jede solle die Möglichkeit haben, sich bei der Arztwahl für einen homöopathisch arbeitenden Arzt zu entscheiden, argumentierte Lucha. „Dazu braucht es Ärzte, die eine Zusatzqualifikation in Homöopathie besitzen.“ Das Sozialministerium werde den Beschluss der Ärztekammer „fachlich und rechtlich genau überprüfen“, kündigte er an.

Vorerst aber haben Bürger, Firmen und Institutionen das Wort: Noch bis Montag, 5. September, können im Internet unter aerztekammer-bw.de Einwendungen, Anregungen und Kommentare zu dem Thema eingereicht werden. Das Beteiligungsverfahren ist Teil einer europarechtlich vorgeschriebenen Verhältnismäßigkeitsprüfung.

Ewiger Streit um Studien zu Homöopathie

Konkret würde die Streichung bedeuten, dass die 386 Ärztinnen und Ärzte in Baden-Württemberg, die eine Weiterbildung in Homöopathie gemacht haben, dies zwar weiterhin angeben dürfen. Und es dürfte jeder Mediziner auch künftig homöopathisch diagnostizieren und therapieren. Aber es wäre für Patienten schwieriger herauszufinden, welcher Arzt homöopathisch arbeitet, weil Mediziner die Zusatzbezeichnung nicht mehr neu erlangen und angeben könnten.

Die Gegner der Homöopathie kritisieren, dass es keine wissenschaftlichen Studien zur Wirksamkeit der Methode gebe. Dem widersprechen die Befürworter. Ärzte wie der Esslinger Jürgen de Laporte oder Henning Droege aus Waldburg (Kreis Ravensburg) argumentieren, dass die Abschaffung eine Degradierung für die Praxen wäre und Homöopathie-Fans sich dadurch noch mehr von der Schulmedizin abwenden und vermehrt zu Heilpraktikern gehen könnten.