Ein Entführung in Bad Cannstatt gibt Rätsel auf. Vieles ist unklar – allerdings scheint Stuttgart in dem aufsehenerregenden Fall, der nach Polen führt, eher ein Zufallsort zu sein.
Aktuelle Erkenntnisse deuten darauf hin, dass der Ort der Entführung eines 25-Jährigen, Stuttgart-Bad Cannstatt, eher ein Zufall war. „Wir gehen aktuell davon aus, aber die Ermittlungen dazu dauern an“, sagte eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Stuttgart auf Nachfrage unserer Zeitung. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart kam zu einer ähnlichen Einschätzung. Also scheint das Motiv der Entführung nach Polen nicht weiter mit der Landeshauptstadt in Verbindung zu stehen.
Doch eben dieses Motiv gibt weiterhin Rätsel auf. Die Polizei hält sich zum aktuellen Stand bedeckt, verweist auf laufende Ermittlungen. „Eine internationale Ermittlergruppe beschäftigt sich intensiv mit dem Tathergang und dem Motiv“, so die Sprecherin. Einer Pressemeldung der polnischen Polizei ist außerdem zu entnehmen, dass sich die drei Tatverdächtigen – 24, 28 und 39 Jahre alt – derzeit in Polen in Untersuchungshaft befinden.
Geschlagen und in Fahrzeug gezerrt
Bereits am Vortag verkündeten die Ermittler den Fahndungserfolg: Der schon am 6. Juli entführte Mann, der wohl auch nicht in Stuttgart gemeldet ist, konnte in Polen bei Warschau unverletzt befreit werden. Außerdem seien die drei mutmaßlich an der Entführung beteiligten Männer am 9. Juli durch polnische Spezialeinheiten festgenommen worden. Der Einsatz habe 75 Stunden gedauert.
Nach Polizeiangaben war am Tag der Entführung ein Notruf bei der Polizei eingegangen, wonach ein Zeuge beobachtete, wie mehrere Männer das mutmaßliche Entführungsopfer an der Wildunger Straße schlugen und in ein Fahrzeug zerrten. Wenig späte habe ein Freund des Entführten diesen als vermisst gemeldet.
Laut Polizei haben die Tatverdächtigen mehrere Hunderttausend Euro Lösegeld gefordert – und damit gedroht, den 25-Jährigen sogar umzubringen, sollte den Forderungen nicht nachgekommen werden. Nach ersten Erkenntnissen der Polizei kannten sich Täter und Opfer bereits zuvor.
Aber von wem das Geld überhaupt gefordert wurde und weitere Angaben zur Identität des Entführungsopfer – all das blieb zunächst unklar. Auch zum aktuellen Aufenthaltsort und Zustand des 25-Jährigen wollte die Staatsanwaltschaft keine Angaben machen: mit dem Verweis auf laufende Ermittlungen.