Optimistisch blickt der im englischen Newcastle geborene Tyrone Hardman auf das EM-Finale. Er tippt auf einen 1:0-Sieg der „Three Lions“ aus England.
Vielleicht wird Tyrone Hardman am Sonntag dem Neckar und der Heimat seines hiesigen Vereins, des VfB Stuttgart, untreu. Denn er hat schon eine Zugfahrkarte nach Berlin. „Mein Bruder hat einen Job bei der UEFA in Berlin, ich will ihn besuchen, ich brauch nur noch die Übernachtung“, sagt der 50-Jährige Engländer. Denn: Wann kann man schon mal in der deutschen Heimat ein EM-Finale mit englischen Landsleuten feiern? Auch wenn er keine Karten für das Finale hat: Das will sich der Sohn eines Engländers und einer Stuttgarterin möglichst nicht entgehen lassen. Er ist in Newcastle geboren und lebt seit gut 40 Jahren in Stuttgart. Wenn es nicht klappt mit der Fahrt nach Berlin, dann schaut er in der Fanzone auf dem Schlossplatz, wie auch am Mittwoch schon beim Halbfinalsieg der Mannschaft mit den drei Löwen über dem Herzen.
Aber wesentlich cooler war es natürlich in Gelsenkirchen: Zusammen mit Sohn Tim sah er das Achtelfinale gegen die Slowakei dort. „Das Fallrückzieher-Tor war legendär“, erinnert er sich an den spannendsten Moment des Spiels, als Jude Bellingham nach Ende der regulären Spielzeit den Ausgleich erzielte und so den Weg in die K-O-Runde eröffnete. Harry Kane köpfte in der Verlängerung das Siegtor.
Tyrone Hardman hofft, dass auch deutsche Fans England die Daumen drücken
In Deutschland habe England traditionell wenig Unterstützung beim Fußball. Dass sich das nun ändern könnte, wenn England auf die Mannschaft trifft, die Deutschland aus dem Turnier kickte, glaubt er noch nicht ganz. „Aber auf dem Schlossplatz waren schon einige Sympathisanten“, stellt er fest. Nicht ganz unschuldig am Verhältnis der deutschen und englischen Fans sind natürlich Schmähgesänge wie „Two World Wars and one World Cup“, mit einer historisch geschmacklosen Anspielung auf die Niederlagen Deutschlands gegen England. „Die hat man in Gelsenkirchen auch gehört“, sagt Tyrone Hardman. Dass sich noch nicht so viele nach dem Ausscheiden der Deutschen für eine Unterstützung des englischen Teams entschieden hätten, könnte aber auch an der bislang gezeigten Leistung liegen: „Die war nicht so gut. Aber vielleicht hat es am Mittwoch „Klick“ gemacht und es läuft jetzt“, meint der Stuttgarter. „Da haben die Jungs gezeigt, dass es geht.“ Deswegen hält er seinen 1:0 Tipp für wahrscheinlich. „Die Spanier funktionieren besser als Team, aber wir haben die viel besseren Einzelspieler“, das unterstütze seine Theorie.
Seine Familie und er sind entspannt: Wenn England und Deutschland nicht aufeinander treffen, ist er mal für England, mal für Deutschland. Aber das Herz schlägt natürlich für das Team mit den „Three Lions“. Sein englisches Lieblingsteam ist West Ham United. Lange hat er selber Fußball gespielt, auch in der VfB-Jugend. Natürlich haben sie für die Deutschland-Spiele auch Trikots mit Adler – und das mit den berühmten Löwen für Matches der Engländer. Ein Titel für England, das Geburtsland des Fußballs, würde Tyrone Hardman sehr freuen, gemäß dem Motto des EM-Songs von 1996 zum Turnier in Großbritannien: „Football’s coming home!“