Joachim Martens hat sich von Jugend an im Deutschen Roten Kreuz engagiert. Für seinen großen Einsatz beim Blutspenden wird er nun gewürdigt. Foto: Gottfried Stoppel

Joachim Martens aus Fellbach-Schmiden ist einer der Lebensretter aus der Region, die am Samstag für ihr großes Engagement in der Stuttgarter Phönixhalle vom DRK-Blutspendedienst Baden-Württemberg-Hessen ausgezeichnet werden.

Es gab eigentlich kein Schlüsselerlebnis, warum der Mann aus Fellbach-Schmiden beim Deutschen Roten Kreuz gelandet ist und sich dort sein ganzes Leben lang engagiert. Keine Verwandten waren durch eine Erkrankung oder einen Unfall auf Blutkonserven angewiesen. Auch sein persönliches Umfeld war nicht beim Roten Kreuz dabei. „Mich hat es einfach interessiert“, sagt Joachim Martens. Was er so nüchtern ausdrückt, ist ein Engagement, für das er nun mit anderen Lebensrettern aus der Region in Stuttgart geehrt wird. Für 175 Blutspenden wird er in der Phönixhalle am Samstag, 12. Oktober, vom DRK-Blutspendedienst Baden-Würtemberg-Hessen ausgezeichnet.

Nächste Woche wird es die 183. Spende des Fellbachers sein

„Am 15. Oktober spende ich um 16.30 Uhr wieder Blut“, sagt der Fellbacher. Er geht nach Remshalden. Nächste Woche wird es seine 183. Spende sein. Joachim Martens ist bereits mit 14 Jahren ins Jugendrotkreuz in Waiblingen eingetreten. Im April 1967 ist er Mitglied im Roten Kreuz in Waiblingen geworden. „Und mit 18 Jahren durfte ich Blutspenden, da brauchte man damals aber noch die Einverständniserklärung der Eltern“, erzählt er. In der Bundesrepublik Deutschland lag das Volljährigkeitsalter bis 1974 noch bei 21 Jahren.

Joachim Martens kann eigentlich einen Streifzug durch die Geschichte des Blutspendens erzählen. „Früher hat ein Arzt bei manchen die Einstichstelle noch betäubt“, erinnert er sich an Blutspendeaktionen in den 70er Jahren in Waiblingen. Da seien die Kanülen auch noch größer gewesen. Inzwischen hat sich alles gewandelt. Auch Corona habe nochmals einen Schub an Veränderungen gebracht. So finden die Blutspendeaktionen seitdem in großen Hallen statt, um enge Menschenansammlungen zu vermeiden. „In der Alten Kelter in Fellbach oder der Festhalle in Schmiden“, sagt er. Die Räumlichkeiten des DRK in Fellbach nahe des Bahnhofs hätten dafür ausgedient.

Seit 1978 wohnt Joachim Martens in Fellbach, aufgewachsen ist er in Waiblingen und geboren in Bad Cannstatt. Seit seiner Jugend engagiert er sich im Roten Kreuz.

Das ändert auch sein Ruhestand nicht. Der ehemalige Techniker eines großen Autobauers hilft selber mit, um Blutspendeaktionen auf die Beine zu stellen. Man brauche dazu zwei Ehrenamtliche für den Empfang, drei würden am Rechner sitzen und zwei Leute die Verpflegung ausgeben. Das sei inzwischen meist ein belegtes Brot, ein Getränk und etwas Süßes. Natürlich sei inzwischen alles digitalisiert. So läuft die Anmeldung zur Spende online oder über eine Blutspende-App. Telefonisch sei diese aber auch noch möglich. Aber einfach vorbeizukommen wie in früheren Jahren, das sei inzwischen nicht mehr möglich. „Das macht die Organisation und den Ablauf deutlich einfacher“, sagt er, „und die Wartezeiten werden vermieden.“ Früher sei man schon mal eineinhalb Stunden gesessen und habe gewartet. „Da habe ich dann auch mal Schokolade verteilt“, erinnert er sich der 71-Jährige.

Bei Veranstaltungen in der Foto: Dirk Herrmann

Joachim Martens ist als Sanitäter ausgebildet und übernimmt weiterhin Einsätze – meist tagsüber etwa bei Veranstaltungen in der Fellbacher Schwabenlandhalle. Zum Glück sei bei seinen Einsätzen nichts Schwerwiegendes passiert erzählt er. Ein Vorteil sei sicher die Klimatisierung der Halle, dass jemand umfalle, das sei eher in der Anfangszeit noch vorgekommen, als die Luft ohne Klimatisierung noch dicker war.

Die Altersgrenze beim Blutspenden ist aufgehoben

Beim Blutspenden sei die Altersgrenze aufgehoben worden berichtet Joachim Martens. Allerdings sollte man als Frau nicht mehr als vier mal und als Mann nicht mehr als sechs Mal im Jahr spenden. 56 Tage sollten zwischen jeder Spende liegen. Als Vorteil sieht er, dass er damit immer einem Check up bekomme. Der Blutdruck wird gemessen, der Eisengehalt des Blutes und die Temperatur. Wenn wichtige Werte nicht stimmen, würden die Spender informiert. Das sei bei ihm auch einmal der Fall gewesen – und der Hausarzt hätte dann alles abklären können. Insgesamt sei er inzwischen rund 300 Stunden ehrenamtlich im Dienst für das DRK im Jahr. Mit seiner Frau seien es früher auch viele viele Stunden gewesen.

Aber der Fellbacher hat noch ein anderes Herzblut-Projekt. Seinen Garten. Dort hat er dieser Tage rund drei Tonnen Streuobst geerntet – unter anderem Brettacher und Schweizer Glockenäpfel. Nach dem englischen Sprichwort „An apple a day keeps the doctor away“ soll ein Apfel pro Tag den Arztbesuch ersparen – die Empfehlung kann der Fellbacher wohl locker toppen.

Und wie kann man andere Menschen zum Blutspenden animieren? Da sagt Joachim Martens ebenso ganz einfach und knapp: „Du musst selber überzeugt sein.“