Im Zuge des Hallenbadneubaus in Leinfelden wird auch eine neue Heizzentrale gebaut. Wärme aus dem Pfaffensteigtunnel könnte in der Zukunft eine Rolle spielen.
Die Arbeiten sind in vollem Gange. Das Hallenbad an der Stuttgarter Straße in Leinfelden soll Anfang 2027 fertig sein. Die Wärme für das neue Gebäude soll eine neue, moderne Heizzentrale liefern, die zudem auch umliegende Gebäude versorgen könnte. „Die Stadtwerke planen eine möglichst klimaneutrale Wärmeversorgung auf der Basis von Wärmepumpen und Umweltenergie im Wesentlichen aus Erdwärme und Luft“, erklärt der Leiter der Stadtwerke, Peter Friedrich.
Das Nutzen von Wärme aus dem geplanten Pfaffensteigtunnel, der einmal unter dem Bereich des Hallenbades hindurchführen soll, spielt bei den jetzigen Planungen noch keine Rolle. Den Blick auf den Tunnel haben die Stadtwerke aber bereits gerichtet. „Die Stadtwerke sind in intensiven Gesprächen mit dem Planungsteam und verfolgen diese Idee sehr ernsthaft“, berichtet Friedrich. Der Gedanke sei spannend, man würde technisches Neuland betreten und könnte Synergieeffekte nutzen, würde man die Wärme aus dem Tunnel verwenden. Allerdings gelte es, große technische und finanzielle Herausforderungen zu bewältigen. „Klimaneutrale Wärme muss für den Letztverbraucher bezahlbar bleiben“, so der Stadtwerkeleiter.
Blockheizkraftwerke mit mehr als 100 000 Betriebsstunden
Die Pfaffensteigtunnelwärme ist also noch Zukunftsmusik. Zunächst werden die bestehenden Anlagen in der Ludwig-Uhland-Schule (LUS) neben dem Hallenbad ertüchtigt. Einen entsprechenden Beschluss fasste der Stadtwerkeausschuss Leinfelden-Echterdingens während seiner jüngsten Sitzung vorberatend für den Gemeinderat an diesem Dienstagabend. Allein auf Wärmepumpen kann man sich in Zukunft aber nicht verlassen. „Die an wenigen Stunden auftretende Spitzenlast planen wir mit biogasbetriebenen Spitzenlastkesseln abzufangen“, erklärt Peter Friedrich.
Der Austausch der Heizungsanlage in der Schule soll im kommenden Sommer über die Bühne gehen. Die vorhandenen Ölkessel werden entfernt. Eines der drei existierenden Blockheizkraftwerke (BHKW) ist bereits defekt. Die verbliebenen beiden BHKWs haben nach 31 Jahren mehr als 100 000 Betriebsstunden erreicht. Die ertüchtigte Heizanlage in der Schule soll als Ergänzung zur neuen Heizzentrale im Hallenbad dienen.
Mit dem Umrüsten der Heizzentrale in der LUS macht die Stadt einen wichtigen Schritt in Richtung CO2-Neutralität. Denn nur noch für Spitzenlasten wird zukünftig auf Gas zurückgegriffen. Für den Neubau von Wärmenetzen gilt ein maximaler Anteil gas- oder ölbefeuerter Anlagen von zehn Prozent an der eingespeisten Wärmemenge. Mit Anlagen zur gekoppelten Strom- und Wärmeerzeugung (BHKW) darf der maximale Anteil gas- und ölbefeuerter Anlagen an der eingespeisten Wärmemenge 25 Prozent nicht überschreiten. „Die Stadtwerke planen, diese Werte einzuhalten beziehungsweise zu unterschreiten und werden anstelle von Erdgas Biogas einsetzten“, erklärt der Stadtwerkeleiter Friedrich.
Kosten von rund 8,5 Millionen Euro
Eine völlig neue Energiezentrale wird im Hallenbad gebaut. Mit Wärmepumpen sollen die Niedrigtemperaturanforderungen des Hallenbades gedeckt werden. Die weiteren Verbraucher im Fernwärmenetz benötigen allerdings eine wesentlich höhere Temperatur von 70 bis 75 Grad Celsius. Die Erdwärmesonden sind unter dem Hallenbad und im Stadtgarten geplant. Der Strom für den Betrieb soll unter anderem durch Photovoltaik auf dem Dach der LUS geliefert werden. Ferner sollen die BHKWs Strom für die Wärmepumpen im Hallenbad liefern. Die Kosten für den Bau der Heizungsanlagen schätzen die Stadtwerke auf 8,5 Millionen Euro netto.
Die Nutzer der Wärme sollen neben den kommunalen Gebäuden von Leinfelden-Echterdingen in dem Bereich auch Anwohner sein. Angedacht ist, das Blumenstraßenquartier westlich der kommunalen Gebäude mit zu versorgen. Es besteht laut Angaben der Stadtverwaltung aus 62 Gebäuden. Ab dem Jahr 2027, mit der Fertigstellung des Hallenbades, soll die Wärme in ersten Teilen des Quartiers bereit stehen.
Der Energieträger Biogas
Biogas
Der Energieträger Biogas wird allgemein als klimaneutral und geeignet erachtet, den deutschen Gasbedarf unabhängig von Importen aus dem Ausland zu decken. Allerdings gibt es Kritik an der Herstellung. Insbesondere das großflächige Kultivieren von Pflanzen wie Mais für die Biogaserzeugung könne Monokulturen fördern, ist eines der Argumente von Kritikern.
Verbrennung
Biogas ist zwar nicht emissionsfrei, aber dennoch CO2-neutral. Das CO2, welches bei der Verbrennung von Biogas freigesetzt wird, ist bereits von der Biomasse in einem kurzen zeitlichen Intervall aus der Atmosphäre entnommen und gebunden worden. Die Herstellung des Biogases ist gut planbar. Solarenergie wird nur produziert, wenn die Sonne scheint. Windenergie gibt es nur, wenn der Wind weht. Das Biogas ist viel weniger vom Wetter abhängig.