Die Stadt nimm in diesem Jahr sechs neuen Solaranlagen auf Dächern in Betrieb. Weitere sollen folgen. Foto: dpa/Jan Woitas

Die Stadt Ludwigsburg baut deutlich mehr Photovoltaik-Anlagen – und unterstützt Menschen mit niedrigen Einkommen selbst aktiv zu werden. Nur: bislang hat das so gut wie niemand wahrgenommen.

Die Stadt Ludwigsburg hat sich ambitionierte Ziele in Sachen Klimaschutz gesteckt: Bis zum Jahr 2035 will sie klimaneutral sein. Der Weg dorthin ist lang, aber an vielen Stellen hat sich die Verwaltung auf den Weg gemacht, wie das Beispiel Photovoltaik (PV) zeigt. Die Kapazitäten beim Strom aus Sonnenenergie baut die Stadt massiv aus.

Bis zum Jahr 2030 sollen die Anlagen auf den Dächern städtischer Gebäude insgesamt auf eine Leistung von sieben Megawatt in der Spitze kommen, derzeit sind es ungefähr 1000 Kilowatt. Die Stadt hat insgesamt 38 sogenannte Potenzialflächen ausgemacht, die sie selbst nutzen möchte, um ihren eigenen Bedarf zu decken. Weitere 44 Dächer, auf denen die Ausbeute nicht ganz so groß ist und die auch nicht unbedingt gebraucht werden, überlässt sie den Stadtwerken. In diesem Jahr sollen sechs neue Anlagen in Betrieb gehen, vor allem auf Schulen. Pro Jahr investiert die Stadt in diesem und den kommenden sechs Jahren eine Million Euro in den Ausbau. Ob das reicht, wird sich zeigen.

19 Tonnen CO2 mit einer Anlage eingespart

Wie effektiv PV-Anlagen sein können, zeigt das Beispiel des Fachklassentrakts des Goethe-Gymnasiums, der seit vergangenen Juni mit Modulen ausgerüstet ist. Damit hat die Schule rund 13 400 Euro an Stromkosten gespart und etwa 19 Tonnen CO2 vermieden.

Die öffentliche Hand ist das eine, die Stadt wünscht sich, dass aber auch möglichst viele private Wohnungs- und Häuslebesitzer mitziehen und auf den Zug zur Klimaneutralität aufspringen. Dabei ist vor allem die SWLB gefragt. Sie prüft derzeit, ob Bürger am PV-Ausbau auf städtischen Dach- und Freiflächen beteiligt werden können. Wie genau ein solches Modell aussehen könnte, ist noch nicht bekannt.

Offenbar ist die Nachfrage nach den Anlagen fürs eigene Heim groß. Für das „Solarpaket“ mit Paneelen und Speicher hat die SWLB derzeit etwa 200 Anfragen. Bei einem durchschnittlichen Preis zwischen 25 000 und 30 000 – eine Wallbox, mit der man das Auto laden kann mit inbegriffen – durchaus beachtlich. Wobei zu beachten sei, das derzeit die Anlagen und Speicher von der Mehrwertsteuer befreit seien, teilt die SWLB mit. „Extrem angezogen“ hat laut Stadtwerke-Chef Christian Schneider auch das Interesse an den sogenannten Balkonkraftwerken – nicht nur bei Eigentümern, auch bei Mietern. Um Haushalte mit niedrigen Einkommen, die die hohen Energiepreise besonders belasten, zu unterstützen, hat die Stadt das Förderprogramm „Klimabonus“ aufgelegt. Nur: bislang hat davon kaum jemand Gebrauch gemacht. Gerade einmal einen Antrag gab es im vergangenen Jahr von einem Besitzer der Ludwigsburgburg-Card.

1000 Euro für Haushalte mit niedrigen Einkommen

Der Antrag soll deshalb vereinfacht werden, die Anschaffungskosten müssen nicht mehr vorgestreckt werden. Die wichtigste Änderung aber: der Fördersatz wird von 800 auf 1000 Euro erhöht. Berechtigte müssen so nur noch 100 Euro selbst tragen, die Anlage wird sogar installiert. Ansonsten sei die Nachfrage sehr gut, heißt es aus der Verwaltung. Im vergangenen Jahr bewilligte sie 120 „normale“ Anträge. Die Stadt steuert unabhängig vom Einkommen für Balkonmodule und Steckersolargeräte bis zu 300 Euro bei.

Derzeit muss man nach Angaben der SWLB vier bis sechs Wochen auf ein Balkonkraftwerk warten, wer es selbst abholt und selbst montiert deutlich kürzer. Für große PV-Anlagen auf dem Dach beträgt die Wartezeit drei bis vier Monate. „Das kann sich in den nächsten Wochen – ja nach Nachfrageentwicklung – schnell ändern“, sagt eine SWLB-Sprecherin.