Die Stecker-Solarmodule können – so wie hier – an einen Balkon gehängt werden, aber auch an die Fassade oder auf das Dach eines Schuppens. Foto: privat

Die Deutsche Umwelthilfe fordert ein bundesweites Förderprogramm für Stecker-Solarmodule. Zudem sollen Hürden abgebaut werden, denn den Mini-Kraftwerken wird eine Schlüsselrolle in der Energiewende zugeschrieben.

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat eine Initiative vorgestellt, mit der sie die Energiewende vorantreiben will. Es geht um eine Maßnahme, für die sich seit der Energiekrise immer mehr Menschen interessieren: Balkonkraftwerke, mit denen sich Sonnenenergie ernten lässt. Bis zu 600 Watt dürfen diese Module produzieren, man kann sie recht unkompliziert an der Balkonreling, der Fassade oder auf einem Schuppen anbringen, der erzeugte Strom kann direkt vom Haushalt verbraucht werden. Die DUH fordert die Bundesregierung nun auf, vorhandene Hürden abzubauen sowie ein bundesweites Förderprogramm aufzulegen.

Zur Pressekonferenz waren auch zwei Gäste gekommen, die bei diesem Thema bereits vorangehen. Till Backhaus, Klimaschutzminister in Mecklenburg-Vorpommern, berichtete, dass man in seinem Bundesland seit dem 7. November mit einer 50-Prozent-Förderung – maximal 500 Euro – rechnen kann, wenn man sich ein Balkonkraftwerkchen anschafft. In Düsseldorf bekommt man 600 Euro, sagte die Bürgermeisterin Clara Gerlach. Bei einem Preis von knapp 1000 Euro für ein 600-Watt-Kraftwerk ist das also in etwa die Hälfte. Bisher sind solche Zuschüsse in Deutschland die absolute Ausnahme. Gerade für Menschen, die wenig Geld haben, seien dies aber Dreingaben mit Langzeitwirkung, sagte Gerlach. Denn die Leute hätten nach der einmaligen Investition auf Jahre geringere Stromkosten. Im Südwesten indes ist man verhaltener. Das Umweltministerium Baden-Württemberg verweist auf Nachfrage unserer Zeitung auf die Förderungen mancher Kommunen, plant aber keine eigene, und die Stadt Stuttgart gibt immerhin 100 Euro dazu.

Das Thema Balkonkraftwerk „wirkt auf den ersten Blick kleinteilig“, sagte Barbara Metz, Bundesgeschäftsführerin der DUH. Auf den zweiten Blick ergebe sich ein anderes Bild. Die Energiewende werde die Versorgung dezentralisieren, „und da gehört das Balkonkraftwerk maßgeblich dazu“. Zum einen: Würden alle Wohnungen in Deutschland auf diese Weise Sonne ernten, ließen sich bis 2030 insgesamt 50 Millionen Tonnen CO2 einsparen, so die DUH. Zum anderen könne auch der Nutzer sparen.

Die Rolle des Balkon-Kraftwerks in der Energiewende

Die Rolle des Balkonkraftwerks gehe jedoch weit über die Stromerzeugung hinaus, sagt Christian Ofenheusle, Gründer und Geschäftsführer von Empower Source, zu deren Projekten Machdeinenstrom.de gehört. „Es verändert das Bewusstsein für den Umgang mit Energie.“ Die Stecker-Solarmodule sind demnach ein Türöffner zur Energiewende. Man verändere automatisch sein Verhalten. „Und man verliert die Skepsis, sie sind ein initialer Berührungspunkt“, so Ofenheusle. Förderprogramme seien hier „Gold wert“.

Es seien aktuell rund 500 000 Stecker-Solarmodule am Netz, sagt Ofenheusle „das Potenzial ist noch lang nicht ausgeschöpft“. Man müsse den Widerstand brechen. Damit meint er Hürden: dass man einen speziellen Stecker brauche, dass eine Eigentümergemeinschaft oder der Vermieter zustimmen müsse und dass man teils für viel Geld einen Zähler tauschen müsse. All das schrecke ab. Abblockende Eigentümer und Vermieter könne er nicht verstehen, sagte der Klimaminister Backhaus. Das sei „ein ziemliches Theater“. Und auch die DUH-Geschäftsführerin appellierte: „Hier können Sie einen echten Beitrag zum Klimaschutz leisten.“

DUH will Druck auf die Politik nun erhöhen

Erst vor wenigen Tagen hatte der Fachverband Elektro- und Informationstechnik Baden-Württemberg eine Mitteilung zum Thema versandt. Man unterstütze den Boom der Mini-Kraftwerke grundsätzlich, ließ sich Thomas Bürkle, der Präsident des Fachverbands, zitieren.

Allerdings solle man unbedingt auf die Sicherheit achten, die Rede ist unter anderem von Problemen mit dem Stromkreis, wenn nicht fachmännisch abgenommen würde. „Es macht schon Sinn, weil es die Grundlast tagsüber abdeckt und zum Beispiel den Kühlschrank mit Strom versorgen kann“, sagt Bürkle. „Deshalb unterstützen wir diese Technologie auch – aber sie sollte sicher angewendet werden.“

Es handele sich bei den Steckermodulen um ein Produkt, „das schon lange sicher ist“, sagte Christian Ofenheusle. Auch ohne Spezialstecker. Derzeit sei zudem eine Produktnorm in Arbeit. Doch wie geht es nun weiter mit der Initiative? „In den nächsten Wochen und Monaten wird die DUH, gemeinsam mit zahlreichen Verbündeten, den nötigen politischen Druck aufbauen, um schnell die dringend benötigten Änderungen der politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen durchzusetzen“, heißt es dazu.

Geld für Stecker-Solarmodule

Förderung
In Mecklenburg-Vorpommern bekommt man 50 Prozent des Kaufpreises eines Stecker-Kraftwerks, maximal 500 Euro. Damit bekommt man etwa die Hälfte erstattet. Stand 28. November lagen laut dem Klimaminister Till Backhaus 1500 Anträge vor. Laut Backhaus würde nach spätestens vier Tagen abgerechnet. In Düsseldorf bekommen Kraftwerk-Käufer 600 Euro, es gehen laut der Bürgermeisterin Clara Gerlach täglich fünf bis zehn Anträge ein. Die Bearbeitungszeit betrage drei bis vier Wochen.