Der Gasspeicher in Sandhausen ist einer von nur zwei kleinen Speichern im Südwesten – das meiste Erdgas lagert in Deutschland außerhalb von Baden-Württemberg, der größte Speicher in Rehden liegt in Niedersachsen. Foto: Terranets BW/privat

Volle Gasspeicher helfen im Energiekrise-Winter. Das Februar-Ziel konnte deutlich erreicht werden. Sind die Speicher auch jetzt noch ausreichend gefüllt? Wir zeigen den aktuellen Stand.

Über den Winter weiter heizen und Industrieanlagen betreiben – dafür ist in der Energiekrise entscheidend, ob genug Erdgas in den deutschen Speichern vorhanden ist. Zum 1. Februar sollte der Füllstand bei mindestens 40 Prozent liegen – dieses Ziel wurde deutlich erreicht, obwohl durch die Pipeline Nord Stream 1 kein russisches Gas mehr fließt.

Wie groß sind die deutschen Gasreserven in den mehr als 40 Speichern aktuell? Das zeigen tagesaktuelle Daten der Organisation Gas Infrastructure Europe (GIE).

Wie gut sind die deutschen Speicher derzeit gefüllt?

Die folgende Grafik zeigt täglich aktualisiert den Verlauf des Gasspeicher-Füllstands in Deutschland. Das 40-Prozent-Ziel zum 1. Februar wurde deutlich erreicht. Hier lag der Füllstand bei rund 78 Prozent.

Im letzten Winter waren die Gasspeicher vergleichsweise wenig gefüllt – der Höchststand lag nur bei rund 72 Prozent. Am Ende der Heizperiode im Frühjahr 2022 waren die Speicher deshalb deutlich leerer als im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre. Seit dem Frühjahr, als die Bundesregierung zum ersten Mal Vorgaben für die Speicherbetreiber herausgegeben hat, haben sich die Speicher jedoch vergleichsweise schnell gefüllt.

Die folgende Grafik zeigt den aktuellen Gasspeicher-Füllstand in Deutschland über das Gesamtjahr hinweg. Zum Vergleich sind die Füllstandskurve von 2022 und 2021 sowie der Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre eingezeichnet.

Bereits seit Mitte August ist stetig mehr Gas in den Speichern als im Schnitt der letzten fünf Jahre. Bis zum 13. November waren die Speicher zu 100 Prozent gefüllt, danach sank der Füllstand. Zuletzt wurde tendenziell aber wieder Gas eingespeichert.

Wie viel entnommen wird

Die maximale Gasmenge in den deutschen Speichern, rund 245 Terawattstunden, ist weniger als die Hälfte dessen, was in Deutschland laut der Bundesnetzagentur in der vergangenen Heizsaison von November bis März verbraucht wurde. Das wird allerdings nur unter der Annahme relevant, dass plötzlich überhaupt kein Gas mehr nach Deutschland importiert würde. Das ist aber nicht der Fall, aus Norwegen und den westlichen Nachbarländern sowie über die neuen LNG-Terminals fließt weiterhin viel Gas nach Deutschland.

Dennoch wird permanent aus- oder eingespeichert. Wie viel, das zeigt die folgende Grafik:

Während Kälteperioden wie beispielsweise Anfang März wurde teilweise mehr als 0,7 Prozent der gesamten Speicherkapazität ins Netz gepumpt. Die Speicher können sich also auch rasch leeren – oder befüllen, wenn wie über die Weihnachtstage der Verbrauch niedrig und der Netto-Gasimport hoch ist.

Ähnlich wie beim Strom wird auch Erdgas in Europa über Ländergrenzen hinweg gehandelt. Für Süddeutschland ist beispielsweise auch der große österreichische Gasspeicher Haidach wichtig. Umgekehrt ist auch das Gas in deutschen Speichern nicht allein für die Bundesrepublik reserviert.

Gasspeicher in Baden-Württemberg

In Baden-Württemberg gibt es nur zwei Gasspeicher, die zu den kleinsten in ganz Deutschland gehören. Solche unterirdischen Speicher nutzen entweder die Lücken in porösem Gestein (Porenspeicher) oder künstliche Hohlräume (Kavernenspeicher). In Fronhofen (Landkreis Ravensburg) befindet sich der kleinste deutsche Gasspeicher mit einer Arbeitsgaskapazität von rund 0,1 Terawattstunden. Das ist nur ein Bruchteil dessen, was der größte Speicher im niedersächsischen Rehden mit mehr als 43 Terawattstunden fasst.

Der zweite Gasspeicher in Sandhausen bei Heidelberg ist ein Sonderfall: Er zählt nicht zum gesamtdeutschen Füllstand, weil er nicht – wie die meisten anderen Speicher – einem gesonderten Speicherbetreiber gehört, der ihn dem Gasmarkt zur Verfügung stellt, sondern direkt zum Netzbetreiber Terranets BW gehört, einem Tochterunternehmen des Energiekonzerns EnBW. Der Speicher ist mit rund 0,34 Terawattstunden Kapazität zwar etwas mehr als dreimal so groß wie der Speicher in Fronhofen, im Vergleich zu anderen Speichern aber ebenfalls klein.

Die folgende Grafik zeigt die Füllstände der beiden Speicher in Baden-Württemberg und den deutschlandweiten Speicherstand zum Vergleich.

Der Speicher in Sandhausen war bereits seit dem Frühjahr 2022 mit zwei Ausnahmen dauerhaft vollständig gefüllt, der Speicher Fronhofen wurde ab September von unter 50 Prozent innerhalb eines Monats wieder auf knapp unter 100 Prozent befüllt. Zuletzt sank der Füllstand wieder auf rund 50 Prozent. Laut einer Sprecherin von Terranets BW wird der Speicher in Sandhausen von dem Unternehmen zur Stabilisierung des eigenen Gasnetzes eingesetzt, das sich hauptsächlich über Baden-Württemberg und Hessen erstreckt.

Diese und viele weitere Daten zur Energie in Deutschland zeigen wir regelmäßig aktualisiert in diesem Beitrag.